Suche
Suche

Lufthansa kündigt Bodenpersonal in Leipzig und Dresden

Zu hohe Kosten, zu wenig Geschäft: Das sind die Gründe, warum Lufthansa an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden künftig ohne eigenes Bodenpersonal auskommen will. Die Beschäftigten von ASD und ASL haben die Kündigung erhalten.

Lesedauer: 3 Minuten

Andreas Dunte

Leipzig/Dresden. Die Lufthansa-Uniform ist seit mehr als drei Jahrzehnten an den sächsischen Flughäfen präsent. Doch mit dem Wechsel zum Winterflugplan Ende Oktober ist sie letztmalig zu sehen.

Denn danach bedienen die Beschäftigten der Lufthansa-Töchter Airport Services Leipzig GmbH (ASL) und Airport Services Dresden GmbH (ASD) keine Flüge mehr an den beiden Airports. Aktuell werden von ihnen noch neben Fliegern der Kranich-Airline auch Maschinen der Lufthansa-Töchter Eurowings, Austrian Airlines und Swiss abgefertigt.

Seit Jahren schlechte Rahmenbedingungen

Schon jetzt übernehmen nach und nach Tochtergesellschaften der beiden sächsischen Flughäfen Aufgaben des Lufthansa-Bodenpersonals. Denn den 130 Beschäftigten von ASL und ASD ist zum Jahresende gekündigt worden.

„Hintergrund dieser Entscheidung sind die sich seit Jahren verschlechternden Rahmenbedingungen am Luftverkehrsstandort Deutschland“, sagt Lufthansa-Sprecherin Anja Lindenstein auf Nachfrage der Leipziger Volkszeitung und der Sächsischen Zeitung.

Ausbleibende Erholung im innerdeutschen Luftverkehr

„Seit 2020 haben sich Luftsicherheitsabgaben, Flugsicherungsgebühren und die Luftverkehrsteuer nahezu verdoppelt.“ Diese unverhältnismäßig hohen staatlichen Abgaben verteuerten das Fliegen im Land und ab Deutschland erheblich. Nicht zuletzt auch diese Entwicklung habe dazu geführt, „dass das Geschäftsvolumen von ASD und ASL stark zurückgegangen ist und keine positiven Ergebnisse mehr erzielt werden konnten“.

Die Sprecherin weiter: „Die ausbleibende Erholung im innerdeutschen Luftverkehr hat nun die Zukunftsaussichten derart eingetrübt, dass ein Weiterbetrieb der Gesellschaften wirtschaftlich nicht mehr möglich ist.“

Die ausbleibende Erholung im innerdeutschen Luftverkehr hat nun die Zukunftsaussichten derart eingetrübt, dass ein Weiterbetrieb der Gesellschaften wirtschaftlich nicht mehr möglich ist. – Anja Lindenstein, Lufthansa-Sprecherin

Schon im Oktober 2024 schwebte das Damoklesschwert der Kündigung über den Beschäftigten von ASL und ASD. Damals streikte das Bodenpersonal für eine bessere Bezahlung.

Personal war teils noch bei der Interflug tätig

Mit Plakaten wie „Wir Hanseaten im Osten dürfen nichts kosten“ oder „35 Jahre Qualität, die jetzt im Konzern nichts zählt“ zogen die vorwiegend weiblichen Beschäftigten auf die Straße. Man fühle sich innerhalb des Konzerns wie Mitarbeiter zweiter Klasse, hieß es. Denn an westdeutschen Flughäfen verdient das Bodenpersonal von Lufthansa laut Gewerkschaft Verdi rund 1000 Euro mehr im Monat. Und das, obwohl man in Leipzig und Dresden länger arbeite.

Bereits zu diesem Zeitpunkt hatten die Verhandlungsführer von Verdi die Befürchtung, dass Lufthansa dem Bodenpersonal in Sachsen bis Ende 2024 kündigen wird. Wenig später sollte dies Realität werden. Lufthansa hatte die beiden Töchter nach der Wende gegründet. Ein Teil des Personals war zuvor bei der DDR-Fluggesellschaft Interflug tätig.

Im Oktober 2024 streikte das Bodenpersonal der Lufthansa-Tochter ASL am Flughafen Leipzig/Halle.
Im Oktober 2024 streikte das Bodenpersonal der Lufthansa-Tochter ASL am Flughafen Leipzig/Halle.
Quelle: Wolfgang Sens

Das Verhältnis zwischen Sachsen und der Kranich-Airline war ein besonderes. Denn am 10. August 1989 landete erstmals eine Lufthansa-Maschine im regulären Liniendienst auf dem Flughafen Leipzig/Halle. Damit wurde, wie die Lufthansa stets betonte, der reguläre Flugverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR bereits drei Monate vor dem Mauerfall aufgenommen. Im Gegenzug bediente die DDR-Fluggesellschaft Interflug ab 11. August 1989 zweimal pro Woche die Route von Leipzig/Halle nach Düsseldorf.

Das jetzt besiegelte Ende sei bitter, sagen Betroffene. Die Zahl der Beschäftigten ging in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurück. Denn die Lufthansa reduzierte ihr Angebot an den sächsischen Flughäfen immer mehr. Aktuell sind deutschlandweit weitere Kürzungen im Gespräch, die auch die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden treffen könnten.

Sozialplan für die Beschäftigten von ASL und ASD

Für die Anbindung Sachsens wäre das ein weiterer Rückschlag. Am Flughafen Leipzig/Halle hatte Deutschlands größtes Luftfahrtunternehmen bereits die Verbindung nach München eingestellt, dafür aber die Frankfurt-Linie auf bis zu fünf tägliche Verbindungen aufgestockt. Ab Dresden bedient die Lufthansa derzeit die Drehkreuze München und Frankfurt. Die Tochter Swiss fliegt nach Zürich, Eurowings nach Düsseldorf und Mallorca. Ab Leipzig bedient die Eurowings nur noch Mallorca.

Nach Angaben von Verdi und Lufthansa ist für die Beschäftigten ASL und ASD ein Sozialplan erarbeitet worden. „Außerdem können sie sich auf alle freien Stellen im Lufthansa Konzern bewerben und tun dies auch bereits zum Teil“, so Sprecherin Anja Lindenstein.

Für die Beschäftigten sei „ein sozial fairer und überdurchschnittlicher Ausgleich für den Verlust ihrer Arbeitsplätze“ verabschiedet worden. Genaue Angaben dazu wurden nicht gemacht.

Bundesweit fallen bis 2030 4000 Stellen weg

Wie der Lufthansa-Konzern am Montag mitteilte, wird es abgesehen von Stellenstreichung in Leipzig und Dresden auch bundesweit erhebliche Kürzungen geben. Bis zum Jahr 2030 sollen in der Verwaltung 4000 Stellen eingespart werden. Die Prozesse sollen digitalisiert, automatisiert und gebündelt werden, teilt das Unternehmen in München mit. Es konkretisierte damit unbestätigte Berichte aus der Vorwoche.

Zudem werden die mittelfristigen Finanzziele hochgesetzt. Europas größtes Luftverkehrsunternehmen mit zuletzt rund 103.000 Beschäftigten will künftig einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 8 bis 10 Prozent des Umsatzes erreichen. Bislang galt die Zielmarke von 8 Prozent.

Das könnte Sie auch interessieren: