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Meißner Winzer erwarten Spitzenweine, wenn es nicht zu trocken wird

Die Trauben in den Weinbergen im Elbland haben schon mehr als Erbsengröße erreicht. Lesebeginn wird für Ende August bis Mitte September erwartet.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht Weinreben.
Hoffnung auf sehr gute Qualität: Die Burgundertrauben im Weinberg vom Meißner Weingut Prinz zur Lippe in Proschwitz reifen mitten im Juli prächtig. © Claudia Hübschmann

Von Ulf Mallek

Landkreis MeißenDie Sonne lacht. Sie scheint fast ein bisschen zu stark, aber noch vertragen die Trauben die Hitze. Der Vertriebschef des Meißner Weingutes Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe, Björn Probst, dreht seine Runde durch den Weinberg. Er ist zufrieden. Die sich entwickelnden Trauben sind bis auf wenige Ausnahmen geschlossen und haben etwa Erbsensgröße, teils darüber hinaus, erreicht. „Der Wein schießt richtig, wächst prächtig.“ Am Wochenende wird er bei frühen Sorten und an Standorten mit guter Wasserversorgung in die Reifephase übergehen.

Durch die späte Blüte, die sich über zweieinhalb Wochen in der zweiten Hälfte des Junis erstreckte, und dem derzeit schnellen Reifeverlauf wird die Hauptlese Anfang/Mitte September beginnen, schätzt Probst. Ausnahmen bilden Sektgrundweine wie Spätburgunder, Frühburgunder, Weißburgunder und Traminer, die früher starten dürften. Vom Ansatz her kann es ein guter oder sogar sehr guter Jahrgang werden, prognostiziert Kellermeister Probst. Entscheidend hierfür werden die Niederschläge im August werden.

Das sieht der Chef des größten Weinbaubetriebes, der Winzergenossenschaft Meißen, Lutz Krüger, ähnlich. Die Reife sei bisher normal verlaufen. Wahrscheinlich werde die Lese 2023 nicht ganz so früh beginnen wie letztes Jahr. Start wird im September sein. Derzeit gebe es wenig Probleme mit der Traubengesundheit, so Krüger. Die zu erwartende Menge schätzt er als gut ein. Hauptarbeiten sind derzeit die Laubarbeiten.

Felix Hößelbarth, in Personalunion Vorsitzender des Weinbauverbandes und Kellermeister im Radebeuler Weingut Hoflößnitz, sieht jetzt erfreuliche Ergebnisse wegen der guten Winterniederschläge. Die Rebanlagen wachsen generell noch sehr gut. Allerdings werde bei Junganlagen die Trockenheit schon sichtbar. Hößelbarth: „Wir hatten eine sehr gute Rebblüte und daher einen sehr guten Fruchtansatz.“ Die Hauptarbeiten zum Aufbau der Laubwand sind abgeschlossen. Jetzt stehen noch der Laubschnitt sowie etwaige Ertragsreduzierungsmaßnahmen an. Die Lese wird nach Ansicht von Hößelbarth wahrscheinlich schon Anfang September starten.

Hößelbarth: „Die Quantität könnte Stand heute sehr ordentlich werden. Auch die Qualität könnte sehr gut werden, das entscheidet aber dann erst der Witterungsverlauf im August und September.“

Von starkem Frost und Hagel verschont geblieben

Das Weinjahr verlief auch für die Winzer des zweitgrößten sächsischen Weingutes Schloss Wackerbarth in Radebeul bisher sehr zufriedenstellend. Sie blieben von starken Winterfrösten und Spätfrostschäden sowie Hagelschlägen verschont. Im Frühjahr habe es ausreichend geregnet, so Christin Gillert von Wackerbarth, sodass die Böden von einer guten Grundversorgung zu Beginn der Vegetation Anfang Mai profitieren. „Aktuell beobachten wir allerdings die weiteren Witterungsentwicklungen hinsichtlich sehr hoher Tagestemperaturen und möglicher Trockenphasen.“

Durch eigene Wetterstationen am Fuße der Weinberge stellten die Wackerbarth-Mitarbeiter fest, dass das erste Quartal – insbesondere Anfang Januar – etwas wärmer verlief als der langjährige Durchschnitt. Die Niederschlagsmengen lagen sehr genau im langjährigen Mittel. Wenig Stress bei Austrieb und Blüte sowie keine Schäden durch extreme Wetterereignisse bildeten eine gute Basis für gute Weinqualitäten und ausreichende Erntemengen, so Gillert. Erst im Frühjahr änderte sich dieser Trend hin zu etwas geringeren Niederschlägen und zwei kühlen Monaten im April und Mai. Für die erste Jahreshälfte betrug die durchschnittliche Temperatur 9,3 Grad Celsius. Sie lag leicht über dem langjährig ermittelten Wert von 8,5 Grad Celsius. Die 237 Liter Regen pro Quadratmeter bedeuten circa 40 Liter unter der Durchschnittsmenge von 1991 bis 2020.

Aktuell laufen Feinarbeiten wie das Teilen von Trauben sowie eine witterungsbedingt angepasste Bewirtschaftung der Weinberge. Langsam kommen Sorgen wegen der Trockenheit auf. Gillert: „Auf die aktuelle Witterung und Trockenheit müssen wir im Rahmen unseres naturnahen und nachhaltigen Weinbaus ebenfalls mit einer gezielten und standortangepassten Bewässerung reagieren, vor allem in den Steil- und Junganlagen.“

Doch auch in diesem Jahr gilt der alte Winzerspruch: Der Herbst macht das Weinjahr. Wackerbarth rechnet mit dem Start der Weinlese ab Ende August. Für verlässliche Prognosen zur Qualität und Quantität des neuen Jahrgangs sei es daher noch zu früh. Gillert: „Sollte die Natur den sächsischen Winzern gewogen bleiben und sie weiter mit Sonne, aber auch mit ausreichend Niederschlägen zu den benötigten Zeiten beschenken, hoffen wir auf einen 2023er-Jahrgang mit sächsischen Spitzenweinen.“ Die Grundlagen sind geschaffen. Jetzt kommt es darauf an, sie in den kommenden Tagen und Wochen zu veredeln.

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