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Millionenspende der deutschen Wirtschaft für Yad Vashem

Fünf große Firmen unterstützen mit je einer Million Euro ein „Haus der Sammlungen“, in dem Erinnerungsstücke aus der Zeit der Shoa gezeigt werden sollen.

Lesedauer: 2 Minuten

Tausende Erinnerungsstücke von Holocaust-Opfern lagern in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, Briefe aus den Ghettos und Konzentrationslagern, Kleidungsstücke, selbstgebautes Werkzeug, aber auch Gemälde jüdischer Künstler. Immer noch erreichen Erinnerungsstücke die Gedenkstätte von Angehörigen der Opfer aus der ganzen Welt. Der Platz reicht nicht mehr, um sie der eine Million Besucher jährlich angemessen zeigen zu können. Deshalb hat der „Deutsche Freundeskreis von Yad Vashem“ fünf Großunternehmen gebeten, sich mit je einer Million Euro für ein neues „Haus der Sammlungen“ zu beteiligen. Die Deutsche Bahn, Volkswagen, Daimler, die Deutsche Bank und Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund beteiligen sich an der Finanzierung, gab am Montag  der Vorsitzende des Freundeskreises Kai Diekmann  in Berlin bekannt. Er wertete die Spenden als ein Zeichen, wie ernst die Erinnerung an die sechs Millionen jüdischen Opfer der Naziherrschaft in Deutschland genommen wird.

Bahn-Vorstand Ronald Pofalla erinnerte daran, in welchem Ausmaß die Reichsbahn an der Ermordung der Juden beteiligt war. Hunderttausende wurden in Eisenbahnwaggons gepfercht und nach Auschwitz, Birkenau und viele weitere Vernichtungslager transportiert. Deshalb errichtete die Deutsche Bahn in Berlin mit „Gleis 17“ ein eigenes Mahnmal, das an die Deportationen erinnert, und deshalb beteiligt sich die Bahn auch am „Haus der Sammlungen“ in Jerusalem. Auch Volkswagen hat sich der eigenen Geschichte gestellt, berichtete Vorstandsmitglied Gunnar Kilian. Seit langer Zeit fahren jedes Jahr Auszubildende nach Auschwitz und beteiligen sich am Erhalt der Gedenkstätte, seit Kurzem auch Meister und Führungskräfte des Konzerns.

„Ein Fußballklub sollte nicht nur Tore schießen“, erklärte Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftsführung von Borussia Dortmund. Der Verein habe zwar keine historische Schuld aufzuarbeiten, wolle aber für und mit seinen 155 000 Mitgliedern und Millionen Fans gegen rassistische Tendenzen, gegen jeden Ansatz von Extremismus und Antisemitismus klare Zeichen setzen. „Ein Land wie Deutschland muss da jede Regung bekämpfen.“

Die Direktorin für Kommunikation der Gedenkstätte Yad Vashem, Iris Rosenberg, bedankte sich für die Spenden und würdigten sie als ein Zeichen, dass deutsche Firmen Verantwortung übernehmen. Mit dem neuen „Haus der Sammlungen“, dessen Bau im Sommer beginnen soll und insgesamt etwa 30 Millionen Dollar kosten wird, könne die wichtigste Aufgabe von Yad Vashem, die Erinnerung zu erhalten, noch besser erfüllt werden. Neben Ausstellungsräumen für Erinnerungsstücke sind zwei Galerien sowie Räume für Forschung und Restaurierungen vorgesehen.

Ein Beispiel für ein Erinnerungsstück, das Jahrzehnte brauchte, um nach Jerusalem zu gelangen und weite Wege zurücklegte, stellte Archivdirektor Dr. Haim Gertner vor. Es ist ein Poesiealbum von Ester Goldstein, 1926 in Berlin geboren. Die Eltern hatten eingeschrieben, Freunde und Lehrer, meist recht unbeschwert. Die letzte Seite im Album stammt vom 15. September 1942. Danach wurden Ester und ihre Familie erst nach Riga deportiert, dann nach Auschwitz. Nach dem Krieg fand ein Nachbar das Poesiealbum und schickte es an Esters Schwester, die als einziges Familienmitglied überlebt und eine neue Heimat in Australien gefunden hatte. Die Schwester sandte das Album schließlich an die Gedenkstätte Yad Vashem nach Jerusalem, wo das Schicksal Esters unvergessen bleibt.

 

Von Olaf Kittel

Foto: ©  dpa

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