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Nach den Spätfrösten: Winzer im Elbland haben wieder etwas Hoffnung

Die ersten grünen Triebe kommen. Doch die Verluste durch den Frost sind vielleicht noch höher als geschätzt. Sachsen will demnächst über Hilfsgelder entscheiden.
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Man sieht Weinreben.
Die Maisonne macht es möglich: Nach den Aprilfrösten erholen sich einige Weinstöcke wieder. Es ist auch schon das Geschein, der rispenartige Blütenstand, zu erkennen. Diese jungen Triebe machen Hoffnung. © Claudia Hübschmann

Von Ulf Mallek

Landkreis. Vor vier Wochen vernichtete der Aprilfrost einen Großteil der Wein- und Obsternte in Sachsen. Die Staatsregierung prüft derzeit mögliche Hilfen des Landes. Die sächsischen Förderrichtlinien würden das erlauben, teilte das Landwirtschaftsministerium Sächsische.de mit. In welcher Weise staatliche Gelder als Ausgleich für Frostschäden gezahlt werden können, hängt auch von der Versicherbarkeit der Schäden ab, so das Ministerium. Wegen der laufenden Schadenserhebung und der noch ausstehenden Kabinettsentscheidung könnte das Ministerium zu konkreten Summen und den damit zusammenhängenden Fragen leider noch keine Auskunft geben.

Derzeit nehmen die Obstbauern und Winzer die Schäden auf. Es ist noch nicht klar, wie hoch im Endeffekt die tatsächliche Ertragsminderung sein werde. Die bisher angenommenen Schätzungen in Höhe von 15 Millionen Euro für den Wein und 50 Millionen für den Ostbau scheinen zu niedrig angesetzt, da es ja auch Folgeschäden in anderen Bereichen wie Kellerwirtschaft, Vertrieb und Marketing gebe.

Minister Wolfram Günther: „Das ist eine katastrophale Situation für die Betriebe. Klar ist aber auch, dass wir an der Seite der Betroffenen stehen. Wein- und Obstbau gehören nach Sachsen. Sie bringen Lohn und Brot, sie prägen Kulturlandschaften, sie stehen für Regionalität.“

Die eigene Marke stärken

Felix Hößelbarth, der Vorsitzende des sächsischen Weinbauverbandes, hofft, dass er nach Abschluss der Schadensermittlung Ende der Woche eine konkrete Aussage treffen kann. Hößelbarth: „Wir machen jetzt unsere Hausaufgaben und ermitteln ordentliche, belastbare Zahlen.“ Hößelbarth sagte weiter, dass es Anbaugebiete mit Rebsorten und Weinberge gebe, die auch in diesem Jahr eine kleine Ernte erleben werden. Allerdings gebe es auch Weinberge ohne Gescheine, aber mit grünen Trieben, die im nächsten Jahr wieder eine ordentliche Lese versprechen. Dieses Jahr aber nicht. Nur wenige Weinberge werden komplett ausfallen.

Das bestätigte auch Björn Probst, Leiter des Weingutes Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe. „Das schönste ist, dass wir alle Anlagen erhalten können, außer einer Junganlage“, sagte er. Die viele Arbeit und investierte Zeit in die Pflanzen hätten sich gelohnt. Sie erwiesen sich als widerstandsfähig gegenüber dem Frost. Wieviel Trauben in diesem Jahr tatsächlich geerntet werden können, lasse sich noch nicht realistisch abschätzen. „Es ist ein Zubrot, aber damit kalkulieren wir nicht.“ Es zeige sich letztlich, dass gesunde vitale Anlagen mit dem Frost besser klarkommen als klassisch bewirtschaftete. Als Lehren aus dem Frost sieht Probst neue Schnitttechniken, die die Pflanzen schonen und resistenter machen. Die Vitalität der Weinstöcke müsse gestärkt werden, die Prozesse sollten weiter optimiert werden. „Das intensive Auseinandersetzen mit der Pflanze zählt am Ende“, sagte Probst.

Für das Jahr 2024 reichen die Weinreserven des Weingutes Prinz zur Lippe aus. Vielleicht sogar für Teile des nächsten Jahres. Einen Zukauf von Wein aus anderen Regionen im Premiumsegment schloss Probst kategorisch aus. Für die Hausmarke des Prinzen Elb-Kilometer 454 wäre ein Zukauf punktuell möglich, wenn es tatsächlich nötig wäre.

Generell hält der Weinbauverband aber nichts von Weinkäufen in anderen Regionen. Es gehe darum, die eigene Marken zu stärken und sie erfolgreich über die schwierige Zeit zu bringen.

Spätfröste trafen auf fortgeschrittene Vegetation

In der Nacht zum 23. April traten in den sächsischen Obst- und Weinbaugebieten flächendeckende und mehrstündige Spätfröste mit Temperaturen bis zu -7°C in Bodennähe auf. Diese niedrigen Temperaturen hätten auch bei durchschnittlich entwickelter Vegetation zu deutlichen Schäden geführt. Doch sie trafen im April auf eine extrem weit fortgeschrittene Vegetation. Beispielsweise begann die Apfelblüte in Pillnitz so früh wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung, so das Landwirtschaftsministerium.

Während geschlossene Blütenknospen, je nach Entwicklungszustand, gegen Frost relativ gut geschützt sind, führen bei geöffneten Blüten und jungen Früchten bereits geringe Minustemperaturen bei Einwirkzeiten von mehr als 30 Minuten zu Schädigungen. Das gelte auch für die jungen Austriebe des Weines.

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