Suche
Suche

Neuauflage einer Schnaps-Idee

Thomas Tiebel, Chef der Liqueurfabrik, veredelt Radeberger Bitter mit feiner Whisky-Note. Beim ersten Mal hatte er sich in einem Punkt komplett verschätzt.

Lesedauer: 2 Minuten

Radeberg. Wer bei Thomas Tiebel ins Hinterzimmer geführt wird, glaubt eher in einer schottischen Whiskydestille zu stehen als in Radeberg. Mehrere Eichenfässer sind dort übereinandergestapelt. An den Seiten sind englische Aufdrucke zu lesen. Es duftet aromatisch. „Die Fässer haben wir extra in Schottland bestellt. In ihnen hat Jahre, wenn nicht jahrzehntelang schottischer Whisky gelagert“, sagt Thomas Tiebel. Und das macht die Fässer so wertvoll. Sie geben nach und nach etwas von dem besonderen Aroma wieder ab. „Auf die Idee sind wir vor gut zwei Jahren gekommen. Wir wollten unseren bekannten Radeberger Bitterlikör eine besondere Note geben. Ihn einfach mal ein Jahr lang in einem solchen Fass lagern und schauen, was dabei herauskommt“, sagt der Liqueurfabrik-Chef. Er selber ist nämlich Whisky-Fan, außerdem werden in der Liqueurfabrik an der Hauptstraße in Radeberg regelmäßig Whisky-Seminare angeboten. Da lag es nahe, eine „Kreuzung“ von Bitter und Whisky zu versuchen. Das Ergebnis hat im Sommer vergangenen Jahres nicht nur ihn überwältigt. Der „neue“ Radeberger Bitter überzeugte mit feiner Holz- und Whisky-Note. 400 Flaschen füllten er und seine Mitarbeiter damals ab, nummerierten die Flaschen und boten sie unter der Bezeichnung „Radeberger Reserve“ an. Die „Reserve“ war eindeutig zu klein geraten. Denn die 400 Flaschen waren binnen kurzer Zeit weg. „Wir hatten uns gedacht, das ist was für die Weihnachtszeit. Aber schon im September war alles ausverkauft“, erinnert sich Thomas Tiebel. Was lag da näher, als das Experiment zu wiederholen. „Wir haben das gleiche Fass wieder gefüllt, den Bitter ein Jahr reifen lassen und herausgekommen ist erneut ein ganz leckeres Getränk.“ Angedeutet hatte sich das schon in den vergangenen Wochen. „Wir verkosten ja zwischendurch immer mal wieder. Da zeichnete sich schon ab, dass wieder eine besondere Geschmacksnote entsteht.“ Auch der Alkohol-Gehalt ist etwas erhöht. Mit 40,5 Prozent liegt er leicht über dem „normalen“ Radeberger Bitter, der 35 Prozent Alkohol aufweist. Inzwischen ist die zweite Auflage der „Radeberger Reserve“ in Flaschen gefüllt und steht zum Verkauf bereit. „Diese Abfüllung wird es nur bei mir im Geschäft an der Hauptstraße in Radeberg geben“, sagt Thomas Tiebel.

Fässer mussten gewässert werden

Darauf wollte er es aber nicht beruhen lassen. Nach dem Erfolg der ersten Auflage orderte Thomas Tiebel gut ein Dutzend weitere Whisky-Fässer in Schottland und füllte auch sie mit Radeberger Bitter. „Sie kamen vor einigen Monaten an. Damals waren sie von der langen Reise etwas ausgetrocknet. Da zieht sich ja bekanntlich das Holz zusammen und es wurde undicht. Wir mussten sie tagelang wässern. Natürlich nur von außen. Sonst wäre ja das Aroma verlorengegangen“, sagt er.

Inzwischen ist auch in diesen Fässern der Bitter zu etwas Besonderem gereift. „Der Geschmack unterscheidet sich leicht vom ersten Fass, er ist etwas rauchiger, aber ebenfalls sehr lecker“, sagt der Firmenchef. Die zweite „Radeberger Reserve“ wird es in Gaststätten geben. Außerdem wird sie über den Großhandel vertrieben. Diese „Reserve“ könnte dann wirklich bis Weihnachten reichen.

 

Von Thomas Drendel

Bildquelle: Thorsten Eckert

Das könnte Sie auch interessieren: