Neue Produkte und ein neues Geschäft
Am 15. April – Montag vor Ostern – eröffnet Norma seinen Markt in Großharthau. Im Vorkassenbereich eröffnet die Schiebocker Fleischverarbeitungsgesellschaft eine Filiale. Es ist ihr zehntes Geschäft zwischen Pulsnitz, Stolpen, Steinigtwolmsdorf und Kirschau. In diesen Tagen wird begonnen, die Räume einzurichten.
Es ist nicht die einzige Veränderung, die das Bischofswerdaer Unternehmen in diesem Jahr plant. Auch in den anderen Geschäften und beim Verkaufsmobil werde es Neuerungen geben, die sich auf die Kunden positiv auswirken, sagt Jens Mühmelt, der geschäftsführende Gesellschafter der Schiebocker Fleisch GmbH. Man wolle den Kunden mehr Service und neue Produkte anbieten und dabei insbesondere auch regionale Wirtschaftskreisläufe stärken. Das beginnt beim Einkauf. Neu im Sortiment ist Fleisch von Galloway-Rindern. Der Betrieb bezieht es von einem Landwirt aus Putzkau. Produkte aus Galloway-Fleisch, zum Beispiel Salami oder Leberwurst, sollen folgen. Auch das andere Fleisch bezieht der Betrieb aus der Region: Lämmer aus Berthelsdorf, Kälber aus Großdrebnitz, Schweine-Hälften von der Fleischerei Wenk aus Bautzen. Jens Mühmelt, von Haus aus Fleischermeister, legt Wert darauf zu wissen, woher das Fleisch kommt, das seine Mitarbeiter verarbeiten, und wie die Tiere gehalten und ernährt worden sind. „Wir wollen uns so den Zugriff auf die Qualität sichern“, sagt er.
Verkaufswagen steuert mehr Orte an
Zum hochwertigen Fleisch kommen schonende Verarbeitungsmetoden. Jens Mühmelt nennt das Stichwort „dry aged“. Der englische Begriff bedeutet wörtlich übersetzt „trocken gealtert“. Die Alterung ist hier mit Reifen gleichzusetzen. Auch wenn die amerikanische Bezeichnung hip klingt, ist damit eine weltweit verbreitete und jahrhundertalte Technik der Fleischreifung ohne Fremdeinflüsse gemeint. Traditionell ist diese in Deutschland als Trockenreifung oder Abhängen bekannt. Dry aged-Fleisch ist vor allem bei Grillfreunden begehrt. „Das Fleisch schmeckt wie zu Großvaters Zeiten“, sagt der Firmenchef. Um den neuen Qualitätsmaßstäben gerecht zu werden, aber auch um den Mitarbeitern in der Produktion die Arbeit zu erleichtern, investierten die Eigentümer im vergangenen Jahr rund 150 000 Euro in neue Maschinen, darunter in einen Reifeschrank. In diesem Jahr werden es aus jetziger Sicht zwischen 100 000 und 120 000 Euro sein, die unter anderem in die Filialen fließen, darunter die in Neustadt, die innerhalb des Stadtgebietes umziehen wird.
Zweites Standbein des Betriebes ist der Catering- und Partyservicebereich. Der legte bereits im vergangenen Jahr gehörig zu, und er soll weiter ausgebaut werden – angefangen bei der Familienfeier bis hin zu großen Events mit bis zu 750 Gästen. Auch in Bischofswerda möchte sich das Unternehmen, gemäß seinem Namen, künftig noch stärker engagieren. Seit Jahren schon ist es mit einem Stand beim Stadtfest dabei. Im vergangenen Jahr zeigte Schiebocker auch bei der Automesse Car & Fun und auf dem Weihnachtsmarkt erstmals Flagge. Bereits im Jahr 2017 hatte das Unternehmen das Catering bei den Veranstaltungen des Bischofswerdaer Karnevalclubs übernommen; vom Veranstalter und den Besuchern gab es dafür in den vergangenen zwei Jahren viel Lob. „Dieses Engagement möchten wir ausbauen, gerade auch weil wir uns als Bischofswerdaer Unternehmen zu unserer Stadt bekennen“, sagt Jens Mühmelt.
Der Unternehmer, der in Großdrebnitz zu Hause ist, bekennt sich zur Region. Nicht nur beim Einkauf. Was im Betrieb an der Stolpener Straße hergestellt wird, wird ausschließlich in den zehn Geschäften des Unternehmens, im Verkaufswagen und im Bistro „Zum Schiebocker“ an die Kunden bzw. Gäste gebracht. Auch beim Verkaufsmobil gibt es ab April Neuerungen. Ab der Woche nach Ostern steuert es zusätzlich donnerstags zwischen 13 und 15 Uhr Schmölln, Tröbigau und Naundorf an. Den Sprung in die Handelsketten möchte die Schiebocker Fleischverarbeitungs GmbH gar nicht erst versuchen. „Wir wollen uns nicht dem Preisdiktat der Großen ausliefern“, begründet es der Geschäftsführer.
Zehn neue Mitarbeiter seit 2018
Trotzdem soll der Betrieb wachsen – von sich heraus, überschaubar und vor allem in qualitativer Hinsicht. Seit Jahresbeginn 2018, als Jens Mühmelt die Geschäftsführung vom langjährigen Firmenchef Dr. Peter Grabein übernahm, wuchs die Belegschaft von 60 auf 70 Mitarbeiter, vor allem im Service, aber auch in der Produktion. Momentan werden im Unternehmen zwei Fleischer-Lehrlinge ausgebildet. Personal zu finden, ist überall eine Herausforderung – im Lebensmittelhandwerk besonders. „Man muss sich zeigen“, sagt Jens Mühmelt unter Bezug auf Aktionen wie die erste Berufemesse an der Oberschule Bischofswerda im vergangenen Jahr, an der die Schiebocker Fleischverarbeitungsgesellschaft teilgenommen hat. Und der Chef setzt auf ein gutes Betriebsklima, das Mitarbeiter motiviert und ihnen die Chance gibt, ihre Ideen einzubringen und sich zu verwirklichen. Fürs Bistro wurde kürzlich ein Koch eingestellt, der erste Mann in diesem Team. „Impulse von außen wirken sich positiv auf Angebot und Qualität aus“, sagt der Geschäftsführer. (WiS)
Foto: © Rocci Klein