Suche
Suche

Neuer Wasseranschluss für Dresdner Chipwerke – Sachsen-Energie baut Infrastruktur aus

Die Sachsen-Energie forciert den Ausbau der Netze von Wasser, Strom und Glasfaser. Wie sie die Bürger bei einem Dialog beteiligen will.

Lesedauer: 4 Minuten

Dresden. Vor allem durch den Ausbau der Halbleiterindustrie im Dresdner Norden steigt der Strom- und Wasserbedarf erheblich an. Deshalb baut die Sachsen-Energie die Leitungsnetze umfassend aus. Parallel dazu erschließt der Versorger große Teile von Hellerau, Klotzsche, Weixdorf und Wilschdorf mit Glasfaser. Verbunden ist der Netzausbau mit zeitweisen Verkehrseinschränkungen. Darüber will die Sachsen-Energie Bürger umfassend informieren. Details hat das Unternehmen jetzt bei einem Pressetermin vorgestellt.

Der Bürgerdialog: Fachleute erklären die Pläne

Die Sachsen-Energie lädt für Donnerstag, 16. Januar, zwischen 15.30 und 18.30 Uhr zum Bürgerdialog ins Bürgerzentrum Waldschänke Hellerau, Am Grünen Zipfel 2, ein. Dort erfahren Interessenten alles rund um den Ausbau des Wasser-, Strom- und Glasfasernetzes im Norden Dresdens. Dabei können sie auch mit den Fachleuten sprechen, die Fragen beantworten.

Die Nachfrage: Verbrauch nimmt deutlich zu

Das größte Projekt ist der Ausbau des Wassernetzes. Denn Wasser wird in Dresden immer gefragter. Lag der durchschnittliche Tagesverbrauch 2011 bei rund 102.000 Kubikmetern täglich, so ist er auf knapp 127.000 Kubikmeter gestiegen. Tendenz stark steigend. Der Trend liegt hauptsächlich an der Halbleiterindustrie im Dresdner Norden, die stark wächst. So hatte Bosch eine neue Mikrochipfabrik im Rähnitzer Gewerbegebiet Airportpark errichtet.

Seit August vergangenen Jahres baut der taiwanesische Chiphersteller TSMC sein neues Werke neben Bosch im Rähnitzer Gewerbegebiet.
Seit August vergangenen Jahres baut der taiwanesische Chiphersteller TSMC sein neues Werke neben Bosch im Rähnitzer Gewerbegebiet.
Quelle: Foto: Torsten Fiedler, Stadtentwässerung Dresden

Jetzt baut Infineon noch seinen Dresdner Standort kräftig aus. An der Südostecke des Werks an der Königsbrücker Straße entsteht bis Ende 2026 ein Neubau für rund 1000 zusätzliche Jobs. Auch der taiwanesische Chiphersteller TSMC baut bis 2027 ein Werk im Rähnitzer Gewerbegebiet, in dem 2000 Jobs entstehen.

Das Ziel: Netze werden bis 2030 getrennt

Bis 2030 will die Sachsen-Energie Dresdens Trink- und Industriewassersysteme vollständig trennen. Basis ist das EU-Chip-Gesetz, das eine Verdoppelung der europäischen Produktionskapazitäten vorsieht. In den nächsten 20 Jahren rechnet der Versorger deshalb mit mehr als einer Verdopplung der Nachfrage nach Industriewasser. Dieses ist für die Anforderungen der Chipindustrie vorgesehen und deshalb nicht so aufwendig wie Trinkwasser aufbereitet. In den Chipfabriken wird es in verschiedenen Stufen bis hin zu Reinstwasser aufbereitet.

Vollkommen getrennt wird künftig die Industriewasserversorgung vom Dresdner Trinkwassernetz. Auf der Grafik ist das künftige System zur Versorgung der Chipindustrie dargestellt.
Vollkommen getrennt wird künftig die Industriewasserversorgung vom Dresdner Trinkwassernetz. Auf der Grafik ist das künftige System zur Versorgung der Chipindustrie dargestellt.
Quelle: SZ-Grafik

„Ab 2030 werden bereits 60.000 Kubikmeter pro Tag mehr benötigt als momentan“, rechnet das Unternehmen vor. Bis dahin steigt die der Dresdner Wasserbedarf der Industrie von derzeit 30 auf 45 Prozent.

Die erste Lösung: Industriewasser von der Saloppe

Seit Ende 2022 wird an der Saloppe im Untergrund gewonnenes Uferfiltrat der Elbe aus 15 Brunnen als Industriewasser über bestehende Leitungen zu Infineon transportiert. Derzeit werden durchschnittlich 750 Kubikmeter pro Stunde dorthin gepumpt. Da die Wassermenge für die Chipindustrie nicht mehr reicht, soll die Fassung Albertstadt bis Ende 2026 wieder in Betrieb genommen werden. Dadurch gibt es aber keine Probleme bei der Trinkwasserversorgung von Dresden.

Projektleiter Reinhard du Vinage kurz vor dem Abschluss der Arbeiten auf seiner Baustelle. 2023 konnte die Sachsenenergie den Brunnenbau an der Saloppe beenden. Seit Ende 2022 fließt dieses Industriewasser aus den neuen Brunnen ins Infineonwerk.
Projektleiter Reinhard du Vinage kurz vor dem Abschluss der Arbeiten auf seiner Baustelle. 2023 konnte die Sachsenenergie den Brunnenbau an der Saloppe beenden. Seit Ende 2022 fließt dieses Industriewasser aus den neuen Brunnen ins Infineonwerk.
Quelle: Foto: Sven Ellger
Das ist der neue Brunnen des Wasserwerks Albertstadt. Aus 40 Metern Tiefe soll hier nach der Sanierung Industriewasser in den Dresdner Norden gepumpt werden.
Das ist der neue Brunnen des Wasserwerks Albertstadt. Aus 40 Metern Tiefe soll hier nach der Sanierung Industriewasser in den Dresdner Norden gepumpt werden.
Quelle: Foto: SachsenEnergie/Martin Förster

Saniert und ausgebaut wird derzeit auch Dresdens zweitgrößtes Wasserwerk in Hosterwitz. Können derzeit täglich bis zu 80.000 Kubikmeter aufbereitet werden, so sollen es künftig bis zu 28.000 Kubikmeter mehr werden. Das sind aber Übergangslösungen. Geplant ist, dass 2030 ein Flusswasserwerk in Übigau fertig wird. Das soll Elbwasser für Dresdens Halbleiteiterindustrie aufbereiten.

Das Wasserwerk Hosterwitz wird derzeit umfassend saniert und ausgebaut. Auf den Elbwiesen am Werk werden über 80 Jahre alte Brunnen erneuert. Über sechs Meter tief sind die Baugruben, in denen die neuen Brunnen errichtet werden.
Das Wasserwerk Hosterwitz wird derzeit umfassend saniert und ausgebaut. Auf den Elbwiesen am Werk werden über 80 Jahre alte Brunnen erneuert. Über sechs Meter tief sind die Baugruben, in denen die neuen Brunnen errichtet werden.
Quelle: Sachsen-Energie/Oliver Killig

Das Leitungssystem: Heideleitung ist der Auftakt

Die Heideleitung ist der Auftakt für ein System, das die Mikrochipfabriken mit Industriewasser versorgt. Dafür müssen Leitungen quer durch die Heide gebaut werden. Mitte Juni 2024 hatten die Arbeiten im ersten Abschnitt vom Hochbehälter an der Fischhausstraße bis zur Schneise 18 begonnen. Die Leitungstrasse verläuft vom Waldweg Fischhausstraße über die Schneise 19, den Kannenhenkel und den Blümpenweg bis zur Schneise 18.

Der erste Abschnitt der Heideleitung vom Hochbehälter Fischhausstraße in Richtung Infineon wurde ab Juni vergangenen Jahres gebaut.
Der erste Abschnitt der Heideleitung vom Hochbehälter Fischhausstraße in Richtung Infineon wurde ab Juni vergangenen Jahres gebaut.
Quelle: Foto: Lutz Weidler

Der zweite, schwierigere Teil der Heideleitung muss noch errichtet werden. Hier geht es von der Schneise 18 bergab, unter der Prießnitz durch und dann wieder bergauf bis zu Infineon und zum Pumpwerk. Dabei muss auch der Prießnitzgrund gequert werden. Dort sind Höhenunterschiede von bis zu 100 Metern an den Steilhängen zu überwinden. Betroffen ist auch ein Flora-Fauna-Habitat. Im Sommer 2026 soll die Leitung fertig werden. Eine weitere Leitung soll 2029/30 fertig werden.

Die Großinvestition: Über 300 Millionen für Industriewasser-System

Mehr als 300 Millionen Euro will die Sachsen-Energie für den schrittweisen Ausbau des Industriewassersystems mit dem Flusswasserwerk in Übigau investieren. Der Freistaat Sachsen unterstützt das Großprojekt mit 100 Millionen Euro Fördermitteln, die Landeshauptstadt will einen Zuschuss von 50 Millionen Euro besteuern.

Umfassende Infos unter: www.sachsenenergie.de/ddnord

SZ

Das könnte Sie auch interessieren: