Die Stadt Niesky hat seit diesen Tagen schnelles Internet. Das hört sich gut an, auch wenn der Prozess von einigen Geburtswehen und Unzulänglichkeiten gekennzeichnet war und ist. Darüber kann vor allem Lars Kiehle berichten. In der Rothenburger Straße betreibt er einen Computerservice einschließlich Werkstatt. Nicht nur in der Bauphase der neuen Verteiler und der Glasfaserleitungen war der Computerfachmann im November und Dezember vergangenen Jahres öfters weg vom Netz. Deshalb besuchte die WiS den Nieskyer erneut, um zu erfahren, ob jetzt alles schneller durch die Datenleitung rauscht.
"Im Prinzip ja, wir haben die volle Leistung anliegen, über 250 Megabit die Sekunde", freut sich Lars Kiehle. Auf dem Monitor zeigt er die Veränderung anhand von zwei Grafiken. Waren es vorher rund 15 MBit, die er nutzen konnte, so ist die Leistung auf das fast 17-fache gestiegen, auf über 250 MBit. Aber so leicht wurde es ihm nicht gemacht. "Bevor wir dieses Datenvolumen nutzen konnten, waren wir ganze drei Tage weg vom Netz, ausgerechnet wir, als ein Dienstleister für Computertechnik", erzählt der Geschäftsmann. Dank Handy und einem Giga Cube, der für eine mobile Internetverbindung sorgt, konnten die Geschäfte eingeschränkt fortgeführt werden.
Letztendlich erfuhr Lars Kiehle, woran es gelegen hatte: Sein Mobilfunk- und Internetdienstleister 1&1 hat seine Daten nicht an die Telekom weitergegeben, damit sie den neuen Anschluss "scharf" machen konnten. "Die Telekom wusste nicht, dass es mich gibt, da hätten wir lange warten können", so Lars Kiehle rückblickend. Aber seit vergangenem Freitag geht das Arbeiten im Datennetz rasant vor sich, auch der Tatsache geschuldet, dass Lars Kiehle seine Computer nicht weit weg von einer Verteilerstation stehen hat.
Dass er nicht nahe genug an so einem Knotenpunkt ist oder Glasfaserkabel nutzen kann, ist das Handycap von Michael Fohl. Zusammen mit zwei weiteren Unternehmen ist er in der Alten Schäferei ansässig, zwischen Niesky und Jänkendorf gelegen. "Wir spüren von der Veränderung nichts", sagt der Inhaber eines Autohauses. "Wir gehören zu den zwei Prozent, die laut Telekom nicht erschließbar sind." Das Problem ist die Leitung, die von Niesky aus noch das Kupferkabel aus den 1990er Jahren ist. Anscheinend sind der Telekom die Kosten zu hoch, um das Kabel gegen eins aus Glasfaser auszutauschen, wenn an dessen Ende nur drei Abnehmer sitzen. "Aber haben wir nicht das gleiche Recht auf eine angemessene Breitbandversorgung wie andere auch", fragen sich Michael Pohl und sein Team. Obwohl laut Telekom er eine Leitung für 16 000 Bit hat und dafür auch bezahlt, kommen an seinem Ende oft nur vier bis fünf Bit an. "So können wir ab Nachmittag keine Fahrzeugfinanzierung mehr berechnen, weil die Leitung viel zu schwach ist", schimpft der Unternehmer. Im Grunde sei das geschäftsschädigend, was hier passiert, resümiert er.
Beholfen hat sich das Autohaus Fohl und Partner wie Lars Kiehle mit einem Giga Cube zur mobilen Datenübertragung. Nur mit dem Unterschied, dass Herr Kiehle das Gerät jetzt in die Ecke stellen kann, während Herr Fohl weiter davon abhängig ist.
In die Erschließung einbezogen sind die Ortsteile. In See gibt es unterschiedliche Aussagen dazu. Für die einen ist es eine Freude, beispielsweise Filme ruckelfrei übers Internet zu sehen. Andere wiederum warten noch darauf, dass es schneller durch die Leitung geht. Bei der Firma Otto Landschaftsbau hat man keine Veränderung festgestellt, heißt es aus dem Sekretariat. Alles braucht seine Zeit wie immer.
Die Telekom-Offensive hat keine aktuellen Auswirkungen auf die Mieter der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Niesky. "Die Wohnungen sind über den Kabelnetzbetreiber Telekolumbus mit Internet bis 200 MBit versorgt", sagt Geschäftsführer Wilhelm Fischer. Durch die Aktivitäten der Telekom könnten sich übers Telefon größere Übertragungsgeschwindigkeiten ergeben, sodass die Mieter dann die Qual der Wahl haben. Zurzeit sei insgesamt einiges im Gange, meint Fischer, ohne es näher erklären zu wollen.
Von Steffen Gerhardt
Foto: André Schulze