Suche
Suche

Oberlausitzer Lavendel-Bauern öffnen eigenen Hof-Laden

Wer das Lavendelfeld in See bei Niesky besucht, möchte gern die Produkte vor Ort kaufen. Die Agrargenossenschaft macht das jetzt möglich. Mit Unterstützung eines Nieskyer Tischlers.

Lesedauer: 4 Minuten

Man sieht Tischlermeister Martin Schröter im Lavendelladen
Die Agrargenossenschaft See hat ihren Lavendelladen eröffnet. Das Inventar hat Tischlermeister Martin Schröter in Niesky gebaut. © André Schulze

Von Steffen Gerhardt

In diesen Tagen steht der Lausitzer Lavendel auf einem Feld bei Niesky wieder in seiner Blüte. Höchste Zeit, dass der schon lange von der Agrargenossenschaft See geplante Hofladen seine Tür öffnet.

Das ist in dieser Woche in vollendeter Weise geschehen. Die noch fehlenden Möbel sind aufgebaut, sodass es nun ein schicker, kleiner Laden geworden ist. Für Agrarchef Andreas Graf ist damit ein wichtiges Vorhaben umgesetzt. „Seit wir 2020 mit unserem Forschungsprojekt ,Lavendelanbau in der Oberlausitz‘ begonnen haben, gibt es immer wieder Nachfragen nach den aus Lavendel hergestellten Produkten von den Besuchern vor Ort. Diesen Wunsch können wir nun mit einem eigenen Hofladen erfüllen“, sagt der Vorsitzende der Agrargenossenschaft.

Der Eingang zum Hofladen im Betriebsgelände der Agrargenossenschaft See. Er bekommt noch ein großes Schild über die Tür und auch die Außengestaltung wird im Herbst für ein schöneres Bild sorgen.
© André Schulze

Dazu wurde ein ehemaliger Lagerraum hergerichtet. Mit neuer Tür, Fenster, Fußboden und Elektrik. Dazu musste eine passende Inneneinrichtung her, die das nur wenige Meter entfernte Lavendelfeld sinnbildlich in dem Verkaufsraum abbildet. Dazu beauftragte die Genossenschaft den Nieskyer Tischlermeister Martin Schröder mit seiner Firma „Mond Luchs“. Der junge Mann spricht von seiner ersten Ladeneinrichtung, die er selbst entworfen und gebaut hat.

Möbel mit Lavendelblüten

„Den Tresen habe ich so gestaltet, dass er die Kunden förmlich in den Raum zieht, durch den geschwungenen Bogen“, erzählt der junge Mann. Ein Streifen in Lila schafft die Verbindung zur Lavendelblüte, aber es sind auch echte Blüten mit verarbeitet. Eine österreichische Firma brachte die getrockneten und gepressten Blüten auf eine Oberfläche auf, die Martin Schröter in die Möbel einbaute. „Meine Werkstatt duftet jetzt noch nach Lavendel“, sagt der Tischler. Durch diesen Kniff bekommt auch der Kunde im Seer Laden einen Hauch Lavendel in die Nase. Optisch malte der Daubitzer Künstler Karsten Stöhr das Lavendelfeld der Genossenschaft an die Wand.

Die ersten Blüten werden bereits in der Genossenschaft zu ätherischem Öl destilliert.
© André Schulze

„Unser Anspruch ist, mit regionalen Firmen und Partnern zusammenzuarbeiten“, sagt Andreas Graf. So wurden die Handwerksleistungen von ortsnahen Betrieben ausgeführt, die damit ihre Handschrift in dem kleinen Laden hinterlassen haben. Zwei Frauen sind für das Geschäft zuständig. Sie sind zugleich Ansprechpartnerinnen für den Lavendelanbau. Geöffnet ist der Laden an sieben Tagen in der Woche, von 10 bis 18 Uhr. „Die Erfahrung zeigt, dass an den Wochenenden besonders viele Besucher zum Feld kommen“, sagt der Agrarvorsitzende.

Zu nass und zu kalt für den Lavendel

Die Blütezeit des Lavendels dauert nur wenige Wochen. Wer das Feld in seiner Blüte noch sehen möchte, sollte die kommenden Tage dafür nutzen. Nächste Woche soll mit der Ernte begonnen werden. Andreas Graf rechnet in diesem Jahr nicht mit großen Erträgen. „Die Nässe und vor allem der späte Frosteinbruch haben den Pflanzen zu schaffen gemacht.“ Der Lavendel liebt es trocken. Deshalb hat die Agrargenossenschaft das Projekt vor vier Jahren begonnen, um mit dieser vor allem in Frankreich verbreiteten Pflanze dem Klimawandel zu trotzen. In den Lavendelreihen sind dieses Jahr weniger violette Blüten zu sehen, die aber wichtig sind für die Ölproduktion.

Mitarbeiterin Veronika Fritsche dekoriert das einem großen Korb ähnelnde Regal im neuen Laden mit Lavendelprodukten.
© André Schulze

Auf zweieinhalb Hektar bauen die Seer Lavendel an. Im vergangenen Jahr destillierten sie aus den Blüten 35 Liter Lavendelöl. Dieses Jahr wird es weniger sein, prophezeit Andreas Graf. Das Lavendelöl lässt die Agrargenossenschaft bei Partnern zu anderen Produkten verarbeiten. Dazu gehören ätherische Öle, Duftstoffe, Naturseife Haarshampoo, Lippenpflege und reines Lavendelwasser. Neu in diesem Jahr hinzugekommen ist Lavendelöl für die Körpermassage. Diese und weitere Produkte sind nun nicht mehr nur im Onlineshop „Lausitzer Lavendel“ der Genossenschaft zu erwerben, sondern auch im Hofladen in See.

Verkaufsrenner bei der Agrargenossenschaft See ist der Präsentkorb mit verschiedenen Lavendel-Produkten.
© André Schulze

Erlebnisfeld mit selbst ernten

Die Agrargenossenschaft setzt auf die weitere touristische Vermarktung. Neu im Programm sind die „Lavendel-Erlebnistage“. Sie fanden am vergangenen Wochenende für 15 Teilnehmer statt. „Wir zeigen unseren Gästen nicht nur die einzelnen Verarbeitungsschritte. Sie können auch selbst mit der Handsichel den Lavendel ernten und destillieren“, erklärt Andreas Graf. Vom Grill gab es am Abend erstmals Lavendelbratwurst. „Sie bleibt aber solchen exklusiven Veranstaltungen vorbehalten“, nimmt Graf die Hoffnung, dass sie auch im Hofladen angeboten wird. Alternativ gibt es zum Verzehr Lavendelsalami und das begehrte Lavendeleis als Milcheis und Erdbeersorbet.

Der Lavendel blüht im Juni und Juli nur wenige Wochen.
© André Schulze

Im nächsten Jahr soll es zur Lavendelsaison wieder diese Erlebnistage an einem Wochenende geben. Dann soll die Ernte aber wieder besser ausfallen, hoffen die Seer Genossenschaftler.

Das könnte Sie auch interessieren: