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Plötzlich Chefin für 40 Leute

Ina Lachmann hat im Juli ihr Hotel "Insel der Sinne" am Berzdorfer See eröffnet. Es ist viel besser angelaufen als gedacht.

Lesedauer: 4 Minuten

Ina Lachmann wundert sich über gar nichts mehr. Vor ihrem Hotel "Insel der Sinne" parkt ein Auto mit Rügener Kennzeichen. Leute von der Insel machen Urlaub am Berzdorfer See? "Ja, klar", sagt die Chefin, "wir hatten auch schon Gäste vom Starnberger See hier." Die Leute reisen an, weil sie hier das bekommen, was sie zu Hause so sehr vermissen: Ruhe.

Was sie aber am meisten freut: Es reisen viele Leute an. "Wir hatten ein super Jahr, seit der Eröffnung am 15. Juli waren wir sehr gut ausgelastet, oft sogar voll", sagt die 42-Jährige. Das sei deutlich besser als gedacht. Viele Leute würden ihren Urlaub ja nicht vor einer Hoteleröffnung buchen, weil sie Angst hätten, dass der Bau nicht pünktlich fertig wird. So hatte Ina Lachmann auch hier mit einem allmählichen Start gerechnet. "Dann aber lief es so schnell an, dass wir ganz fix mehr Personal einstellen mussten", sagt sie. Inzwischen ist sie Chefin für rund 40 Leute, die sich etwa 30 Vollzeit-Stellen teilen. Sie kümmern sich um 98 Betten in den 46 Zimmern des Vier-Sterne-Hotels nahe Hagenwerder.

Für den guten Start sieht Ina Lachmann drei Gründe: Der Sommer war heiß, sodass alle ans Wasser wollten, der MDR drehte einen Tag vor der Eröffnung einen Bericht zur Entwicklung der Region, in dem auch das neue Hotel eine Rolle spielte – und es sprach sich wie ein Lauffeuer herum, dass man an einem nicht überfüllten See hochwertig Urlaub machen kann. "Ganz viele Gäste sind durch Mundpropaganda auf uns aufmerksam geworden", sagt sie. Was sie aber als das größte Lob empfindet: Etwa die Hälfte der Gäste bucht gleich bei der Abreise einen weiteren Aufenthalt auf der "Insel". Die Hotel-Mitarbeiter fragen auch gern nach, wo sie noch etwas verbessern können. "In der Konsequenz haben wir unser Frühstücksbuffet noch ausgebaut", sagt Ina Lachmann. Auch anderes wird ergänzt, ein paar fehlende Haken zum Beispiel: "Alles keine tragischen Dinge, aber die Gäste sollen sich ja rundum wohlfühlen."

Was sie hingegen im Sommer richtig geärgert hat: "Viele Görlitzer konnten keinen Tisch auf unserer Restaurant-Terrasse reservieren, obwohl sie das gern wollten." Das Problem: Die Tische müssen auch für die Hotelgäste reichen. Das wird auch im nächsten Sommer wieder so sein. Aber zumindest ein kleines Kontingent von vielleicht fünf Tischen soll dieses Jahr für Nicht-Hotelgäste zur Verfügung stehen. Das wird nicht reichen, aber es ist ein Anfang. Manchmal haben auch spontane Gäste Glück, dass ein Tisch frei ist, weil Hotelgäste vielleicht in die Stadt gefahren sind.

Inzwischen aber ist der Sommer längst vorbei. Ruhe ist trotzdem nicht eingekehrt auf der Insel der Sinne: "Im November und Dezember hatten wir jeweils eine Auslastung von etwa 50 Prozent", sagt Ina Lachmann. Jetzt gehören auch mehr Geschäftsleute zu ihren Gästen. Sie bleiben meist nur eine Nacht, während der durchschnittliche Urlauber zwei bis drei Nächte hier verbringt, mancher auch vier oder fünf. "Im Sommer bleiben einige sogar eine ganze Woche", hat die Chefin festgestellt. Vom Durchschnittsgast will sie aber nicht sprechen: Die Vielfalt ist groß, vom jungen Paar Mitte 20 bis zu Rentnern ist alles dabei. Die meisten Gäste kommen aus Sachsen, Berlin und Brandenburg, gefolgt von Bayern. Außer dem Saarland waren aber bereits alle Bundesländer vertreten – und Gäste aus dem Ausland auch, von Polen und Tschechen über Holländer und Franzosen bis hin zu US-Amerikanern und Chinesen.

Und im November kamen für eine Nacht auch die Görlitzer: "Wir haben erstmals zehn Zimmer für Gäste aus Görlitz zum halben Preis angeboten." Ergebnis: Alle zehn waren ausgebucht. Ina Lachmann will dieses Angebot mit dem Namen "Görlitzer Nacht" deshalb vom 11. bis 22. Februar wiederholen – und wenn es gut läuft, von da an jedes Jahr. Die Gäste dürfen natürlich auch länger als eine Nacht bleiben. Die ersten Buchungen gibt es schon.

Fürs neue Jahr hat Ina Lachmann mit ihrem Mann Henry Hedrich noch mehr Pläne. "Ich bin zwar vor Ort präsent, mein Mann ist aber der Vor- und Querdenker mit einer unglaublichen visuellen Vorstellungskraft", sagt Ina Lachmann. Der 43-Jährige sei derjenige, der die Planungen anstößt, Ideen einbringt und sie gemeinsam mit dem Architekten umsetzt. Er ist auch derjenige, der die Verschönerung des Außengeländes plant und leitet. Genau das ist das große Ziel für 2019. Der Parkplatz soll befestigt und sauber vom Rundweg getrennt werden, aber auch die Bepflanzung rund um das Hotel und das Anlegen von Wegen und Wiesen sind längst noch nicht abgeschlossen. "Das wird das ganze Jahr in Anspruch nehmen", sagt die Chefin.

Außerdem will sie das Thema Wassersport ausbauen. Gäste können nicht mehr nur Boote unterschiedlicher Art ausleihen, sondern beispielsweise bei Kursen auch Segelscheine erwerben. Dafür will das Hotel mit mehreren Akteuren zusammenarbeiten, die schon an anderen Seiten des Sees vertreten sind. Große Bauprojekte stehen dagegen 2019 nicht an. Der zweite Bauabschnitt sollte drei Jahre nach der Hoteleröffnung beginnen, also im Sommer 2021. "An diesem Zeitplan halten wir weiterhin fest", sagt die Chefin. Planung und Genehmigung sind aber vorab nötig, damit es 2021 wirklich losgehen kann. Drei Dinge sollen dann mehr oder minder gleichzeitig entstehen: Ein 1 000 Quadratmeter großer Wellness-Bereich, der sowohl für die Öffentlichkeit als auch für Hotelgäste nutzbar ist, Veranstaltungsräume für Firmenanlässe und private Feiern sowie Ferienhäuser für Übernachtungsgäste, die im eigenen Häuschen statt im Hotel schlafen möchten.

An der Zielgruppe soll sich aber auch dann nichts ändern: "Wir setzen auf Menschen, die Natur und Ruhe suchen, die bei uns abschalten möchten." Deshalb hat Ina Lachmann auch eine klare Meinung zu Motorbooten auf dem See: "Ein kleiner Elektromotor am Segelboot ist okay, aber für Jetski und dergleichen sollte es keine Genehmigung geben." Sonst kommen bald keine Gäste mehr vom Starnberger See.

 

 

Von Ingo Kramer

Foto: Pawel Sosnowski

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