Von Fabian Deicke
Dresden. Die deutsche Solarbranche hat schon sonnigere Zeiten erlebt. Trotz steigender Nachfrage nach Solarmodulen und einem stetig wachsenden Anteil an Solarstrom im Energiemix gelingt es nicht, die Produktion der für die Stromerzeugung notwendigen Module in Deutschland zu erhalten. Um ein Vielfaches günstiger können Hersteller aus den USA oder China ihre Produkte verkaufen.
Besonders betroffen von dieser Entwicklung ist Sachsen, weil es hier eine traditionell starke Solarindustrie gibt. Die Einschnitte sind groß: Im April schloss das Schweizer Unternehmen Meyer Burger sein Werk in Freiberg und bald stellt auch Solarwatt in Dresden die Produktion ein. Der Podcast „Thema in Sachsen“ geht auf die Suche nach den Gründen dafür und fragt, ob es noch ein Fünkchen Hoffnung auf ein Comeback gibt.
Zu Gast im Podcast ist Peter Bachmann, Chief Product Officer von Solarwatt. Bachmann ist Teil der Geschäftsleitung bei dem Dresdner Unternehmen, das vor 31 Jahren gegründet wurde. „Die Herstellung von Solarmodulen ist Teil unserer DNA, damit sind wir groß geworden. Wir waren Pioniere in diesem Bereich“, sagt er. Es schmerze deshalb umso mehr, dass ab August die Maschinen in der eigenen Fabrik still stehen werden.
„Wir sind aber zu diesem Schritt gezwungen“, fährt der Manager fort. So leid es ihm um jeden der rund 170 betroffenen Kollegen tue, die sich nun neue Jobs suchen müssten, aber eine Produktion in Deutschland sei wirtschaftlich nicht mehr möglich. Die Suche nach den Gründen führt dorthin, wo es das Unternehmen jetzt auch hinzieht: nach China.
Mit unvorstellbarer Wucht und staatlich subventioniert flutet das Land seit einigen Jahren den Weltmarkt mit einer Überkapazität an billig hergestellten Modulen. Die Folge ist ein gigantischer Preisverfall auf ein Niveau, auf dem kaum ein Land mithalten kann. „Nur um es konkret zu machen: Allein der Modulpreis ist in den letzten zwölf Monaten noch einmal um gut 60 Prozent gefallen“, beschreibt Bachmann die Lage, die europäische Solarunternehmen reihenweise in eine Zwickmühle getrieben hat: Entweder Kosten um mindestens die Hälfte drücken oder Preise etwa verdoppeln.
Bei diesen Optionen ist klar, wohin die Reise geht: ins Ausland. Doch wie nachhaltig ist die Produktion in China? Wie erfüllen die Hersteller eigene Qualitätsversprechen? Ist ein Transport von Solarmodulen über 10.000 Kilometer aus Fernost nach Deutschland wirklich CO2-neutral möglich? Und wie transparent gibt sich China, wenn es um Menschenrechte, Klimaschutz und Lieferketten geht?
Der Schritt, die Produktion zu verlagern, wirft viele Fragen auf. Bachmann beantwortet sie und gibt tiefen Einblick, mit wie viel Aufwand Solarwatt diesen Wandel betreibt. Die entscheidende Frage beantwortet er auch. Nämlich die danach, was passieren müsste, damit die Solarindustrie wieder zurück nach Sachsen kommt. Die Kurzform: Es ist nicht ausgeschlossen, aber es braucht schnell einer politischen Weichenstellung. Die Langform, die hören Sie im Podcast …
Außerdem Schwerpunkte in dem Gespräch:
- Warum der Resilienzbonus als geplante Fördermaßnahme scheiterte
- Was steckt in dem von der EU verabschiedeten Net-Zero Industry Act?
- Könnten europäische Strafzölle der Solarindustrie helfen?
- Wie entwickelt sich Solarwatt jetzt ohne eigene Produktion strategisch weiter?
- Muss, wie von Sachsens Ministerpräsident Kretschmer oft gefordert, die Energiewende neu aufgesetzt werden?
Zu Gast im Podcast
Peter Bachmann ist Teil der Geschäftsleitung bei Solarwatt in Dresden. Seit 2012 arbeitet er bei dem Unternehmen, das sich 1993 gründete und maßgeblich an der Entwicklung von Solartechnologie in Deutschland mitwirkte. Als Chief Product Officer ist Bachmann für das Produktportfolio und die damit verbundenen strategischen Entscheidungen verantwortlich.
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