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Radebeul kauft das alte E-Werk

Auf dem Areal soll unter anderem ein Katastrophenschutzlager entstehen.

Lesedauer: 2 Minuten

Seit 2012 liefen die Verhandlungen, jetzt ist der Kauf in Sack und Tüten. Seit Donnerstag ist die Stadt Radebeul offiziell Besitzer des ehemaligen Elektrizitätswerks im Lößnitzgrund mitsamt des rund 25 000 Quadratmeter großen Grundstücks. Am Vormittag trafen sich Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) und Frank Neubert, Bereichsleiter für Liegenschaften der Enso, beim Notar, um den Kaufvertrag beurkunden zu lassen. Vorher hatten der Vorstand und der Aufsichtsrat der Enso und der Stadtrat von Radebeul der Übereignung zugestimmt, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von Enso und Stadt.

Bis 1998 nutzte die Enso das Werk als Betriebsstandort. Nachdem der Energieversorger ausgezogen war, standen viele Bereiche auf dem großen Areal leer, manche wurden an Dritte vermietet. In Zukunft will die Stadt das Gelände für verschiedenen Zwecke nutzen. So soll dort zum Beispiel ein zentrales Lager für den Katastrophenschutz eingerichtet werden. Bisher gibt es das in Radebeul nicht. Technik und Gerätschaften sind bei den einzelnen Feuerwehren verteilt. Ursprünglich war ein neues Lager an der Schildenstraße geplant. Dort, wo auch die Feuerwache Ost gebaut wird. Das würde aber mindestens 500 000 Euro kosten, hatte OB Wendsche im letzten Jahr erklärt.

Aus Sicht der Stadt war es da günstiger, das E-Werk zu erwerben. Zumal dort auch noch andere Dinge untergebracht werden sollen. Denn auch für die Utensilien der Stadtfeste, von Holzbuden, über Kulissen bis zur Beleuchtung, braucht die Stadt ein neues Lager, weil der bisherige Unterstellplatz, eine Halle am Weißen Haus in Serkowitz, sanierungsbedürftig ist. Außerdem soll auf dem E-Werkgelände auch der Werkstattbereich für Verkehrsschilder untergebracht werden.

Geschenkt gibt es das E-Werk aber auch nicht. Im November 2018 musste der Stadtrat einem Anstieg des Kaufpreises auf 695 000 Euro zustimmen. Als dennoch vernünftigen und komfortablen Preis bezeichnete Wendsche das Angebot.

Während die Mehrheit der Stadträte von CDU, Freien Wählern, Linken und FDP das ganz genauso sahen, regte sich bei SPD und Bürgerforum/Grüne Widerstand. Die Sorge der Skeptiker: Das E-Werk könnte ein Fass ohne Boden werden. Denn mit dem Kauf alleine ist es nicht getan. Anschließend muss die Stadt in die Renovierung und den Brandschutz investieren, damit die Räume genutzt werden können. Circa 1,75 Millionen Euro seien dafür nötig, sagte der OB. Das Geld könne aber in einzelnen Jahresscheiben aufgebracht werden. „Wir müssen nicht alle Bereiche auf einmal sanieren“, so Wendsche. Die Kritiker bezweifelten jedoch, dass diese Summe ausreichen wird.

Für die Befürworter des Ankaufs gab es noch ein weiteres Pro-Argument: Das Areal ist ein wichtiger Standort bei den Karl-May-Festtagen. Die Westernstadt Little Tombstone beispielsweise ist hier gelegen. Durch den Kauf wollte die Stadt sicherstellen, dass die Flächen auch zukünftig als Festgelände genutzt werden können. Ginge der Verkauf an einen anderen Bieter, wären diese Nachbarflächen gefährdet, hieß es damals in der Begründung zum Stadtratsbeschluss.

Die Stadt will im Lößnitzgrund auch Vereinen einen sicheren Platz anbieten. Schon eingemietet sind die Traditionsbahner, die am Güterhof in Ost ausziehen mussten. Auch der Modelleisenbahnclub Radebeul-Kötzschenbroda könnte hier eine neue Bleibe nach der Kündigung am bisherigen Ort finden. Selbst das Einrichten von Wohnungen auf dem Gelände war schon im Gespräch.

 

Von Nina Schirmer  

Foto: © Norbert Millauer
 

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