Suche
Suche

Regionale Fahrräder aus dem 3D-Drucker – geht das?

In Moritzburg produziert ein Unternehmen federleichte E-Räder aus dem 3D-Drucker. Können sie es mit herkömmlichen Rädern mithalten?

Lesedauer: 4 Minuten

Zwei Männer halten einarmig Fahrräder in die Höhe.
Neu gedruckt: Die Firma H+E Produktentwicklung produziert Fahrradteile im 3D-Drucker. © Matthias Rietschel

Von Luisa Zenker

Moritzburg. Graues Pulver rieselt wie Mehl durch die Hände von Maschinenbauingenieur Manuel Ziegenbalg. Es ist Edelstahl in Kleinstform. Oder besser gesagt, die Vorstufe zum Fahrradrahmen. Denn nach anderthalb Tagen im 3D-Drucker wird daraus ein handgroßes Tretlager. Dafür wird das Pulver Schicht für Schicht aufgetragen und durch funkelnde Laser in seine Form geschmolzen.

Seit 2020 produziert das Unternehmen H+E Produktentwicklung in Moritzburg bei Dresden die Rahmenbestandteile für 250 Fahrräder. Sie alle kommen aus dem 3D-Drucker, ein bisher seltenes Verfahren für die Gefährte. „Nur damit kann man sehr leichte Räder bauen“, erklärt Ziegenbalg. Und tatsächlich wiegt das Rad mit Motor nur 14 Kilo, denn der 3D-Druck macht die Wände des Rahmens fingernageldünn.

Einzig Carbonräder sind noch leichter, weiß Ziegenbalg, der das Rad mit einem Arm hochheben kann. Bei sonnigem Wetter fährt er den 25 Kilometer langen Arbeitsweg mit dem E-Gravelbike. „Das schöne ist, keiner erkennt, dass es ein E-Bike ist“, so der 34-Jährige und zeigt auf den im Rahmen versteckten Akku. Auch Vorder- und Rücklicht sind darin verpackt. „Es ist ein bisschen hart im Fahren, aber sonst gut“, erklärt er bei einer Fahrt durch den Unternehmenshof.

4.500 Euro – Fahrrad aus der Region hat seinen Preis

Auf den Lenker hat er sein Smartphone geschnallt, das ihm per App die aktuelle Geschwindigkeit, Reichweite, Herzfrequenz anzeigt. 80 Kilometer hält der Akku Stand. „Man kann aber einen zweiten in den Trinkflaschenbehälter stecken.“ Der Geschäftsführer des Moritzburger Unternehmens, Matthias Grütze, hat selbst keines der E-Bikes. „Privat brauch ich kein so teures Rad“, gibt er zu, den die Technik dahinter begeistert. Das E-Bike beginnt bei 4.500 Euro, also 2.000 Euro mehr als ein Durchschnittsrad.

Dafür punktet der Radhersteller mit etwas anderem: Denn fast alle Bestandteile kommen aus der Region und werden in Magdeburg zusammengeschraubt. Dort im Herzstück des Radherstellers Urwahn haben sich die zwei Gründer Sebastian Meinecke und Ramon Thomas vor sieben Jahren gedacht: „E-Bikes sehen hässlich aus.“ Sie entwickelten einen Stahl-Fahrradrahmen aus dem 3D-Drucker mit ästhetischem Anspruch. Das Konzept zeigt Erfolg: 2022 verkauften sie 450 Räder, sechs davon sogar nach Neuseeland und in die USA. 2023 will der Bikehersteller mit einem Umsatz von 2,5 Millionen 600 Gefährte produzieren. Ihre Kunden seien technikbegeistert und ästhetisch versiert. „Für sie gilt das Bike als Luxusprojekt, es ist kein Fortbewegungsmittel, sondern Lifestyle. Ein Statussymbol, was für viele früher das Auto war.“

4.500 Euro – Fahrrad aus der Region hat seinen Preis

Auf den Lenker hat er sein Smartphone geschnallt, das ihm per App die aktuelle Geschwindigkeit, Reichweite, Herzfrequenz anzeigt. 80 Kilometer hält der Akku Stand. „Man kann aber einen zweiten in den Trinkflaschenbehälter stecken.“ Der Geschäftsführer des Moritzburger Unternehmens, Matthias Grütze, hat selbst keines der E-Bikes. „Privat brauch ich kein so teures Rad“, gibt er zu, den die Technik dahinter begeistert. Das E-Bike beginnt bei 4.500 Euro, also 2.000 Euro mehr als ein Durchschnittsrad.

Dafür punktet der Radhersteller mit etwas anderem: Denn fast alle Bestandteile kommen aus der Region und werden in Magdeburg zusammengeschraubt. Dort im Herzstück des Radherstellers Urwahn haben sich die zwei Gründer Sebastian Meinecke und Ramon Thomas vor sieben Jahren gedacht: „E-Bikes sehen hässlich aus.“ Sie entwickelten einen Stahl-Fahrradrahmen aus dem 3D-Drucker mit ästhetischem Anspruch. Das Konzept zeigt Erfolg: 2022 verkauften sie 450 Räder, sechs davon sogar nach Neuseeland und in die USA. 2023 will der Bikehersteller mit einem Umsatz von 2,5 Millionen 600 Gefährte produzieren. Ihre Kunden seien technikbegeistert und ästhetisch versiert. „Für sie gilt das Bike als Luxusprojekt, es ist kein Fortbewegungsmittel, sondern Lifestyle. Ein Statussymbol, was für viele früher das Auto war.“

In der 3D-Druckmaschine entstehen die Fahrradteile.© Matthias Rietschel

Fahrrad – kein Fortbewegungsmittel, sondern Lifestyle.

Gerade die Nachhaltigkeit würden viele schätzen. „Viele wussten vorher nicht, dass ihr Rahmen normalerweise zu 90 Prozent aus Fernost kommt“, erklärt Thomas, der versucht, so vieles wie möglich in Deutschland produzieren zu lassen, und dennoch auf Grenzen der Regionalisierung stößt. Eine Shimano-Schaltung etwa werde in Japan hergestellt, da führe kein Weg dran vorbei. Dennoch schätzt auch der sächsische Fahrradverband Cycling Saxony den regionalen Ansatz, sowie die Einzigartigkeit des Rades, dessen geschwungener Rahmen nur mit dem 3D-Druck möglich ist. Hier könne man sogar noch mehr herausholen und für jede Körpergröße ein individuelles Rad konzipieren, sagt der Vorsitzende Roman Elsner.

Schon jetzt kann sich der Kunde Rahmengröße, Gepäckträger, Fahrradständer, Sattel bei Urwahn aussuchen. „Ich sehe darin jedoch keine Massenserie. Das ist zu kostenintensiv“, meint der Verbandsvorsitzende Roman Elsner. Vielmehr könne man dadurch neue Prototypen entwickeln. Und auch Radhersteller Ramon Thomas weiß: „Unsere E-Bikes sind kein Massenprodukt. Es besetzt eine Nische, und die wird immer größer.“ 45 Tage warten die Kunden von der Bestellung bis zur Lieferung.

Geschäftsfeld: Türklinken für Superjachten

Doch neben den Fahrrädern wartet das Moritzburger Unternehmen noch mit etwas anderem auf: Superjachten. Dafür greift Geschäftsführer Matthias Grütze in eine Glasvitrine und holt eine Türklinke heraus. Sein Gesicht spiegelt sich in dem Edelmetall. 200 Stück haben sie zuletzt davon für einen Yachtbesitzer produziert. Der Name ist streng geheim. 2.000 Euro kostet das Metallstück, das in keiner weiteren Yacht auf der Welt auftauchen darf. Herausgekommen ist es aus einem 3D-Drucker. Zuletzt haben sie für einen Monarchen einen Wasserhahn in Blattform verkauft. „Da muss man emotionslos werden“, sagen die Entwickler, die sich ob Rad oder Klinke für eines interessieren: den Weg dorthin.

Das könnte Sie auch interessieren: