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Richtfest für neue Halle: Wie eine Oberlausitzer Stahlbau-Firma trotz Krisen wächst und sich erweitert

Stahlbau Oberlausitz in Neugersdorf hat in der Energiebranche seine Nische gefunden. Die Firma ist so gefragt, dass man sich erweitert und Mitarbeiter sucht. Jetzt wurde Richtfest für eine neue Logistikhalle gefeiert – mit einem überraschenden Abschied.

Lesedauer: 3 Minuten

Romy Altmann-Kühr

Ebersbach-Neugersdorf. Der Fortschritt ist nicht zu übersehen. Seit einigen Wochen wächst an der Spreedorfer Straße im Oberland, der Ortsverbindung zwischen Ebersbach und Neugersdorf, ein imposantes Bauwerk. Eine riesige Stahlkonstruktion ragt dort in den Himmel. Die Firma Stahlbau Oberlausitz errichtet hier unweit ihres Stammsitzes eine neue Logistikhalle mit einer Größe von mehr als 1400 Quadratmetern. Zusätzlich entsteht am Kopf der Halle ein neues Empfangsgebäude.

Das alles wuchs in rasantem Tempo, im Oktober 2024 war Baubeginn, berichtet Timo Grahnert, einer der Geschäftsführer bei Stahlbau Oberlausitz. Jetzt wurde Richtfest gefeiert, im Juli rechnet Grahnert mit der Fertigstellung des Baus. Insgesamt investiert die Firma fünf Millionen Euro am Standort. Vier Millionen wird der Neubau kosten, für eine weitere Million Euro will das Unternehmen in der bereits bestehenden Produktionshalle bessere Arbeitsbedingungen schaffen und ebenfalls erweitern. Dazu zählen moderne Schweißarbeitsplätze, berichtet Grahnert.

Lob für die engagierten Mitarbeiter

Er nennt auch den Grund für die große Erweiterung: Stahlbau Oberlausitz verzeichnet eine sehr gute Auftragslage und kommt an seine Kapazitätsgrenze. Große und langfristige Aufträge nehmen zu, so Grahnert. Aufträge über mehrere Millionen Euro seien keine Seltenheit. „Die allgemeine Weltlage ist verunsichernd. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir gut durch diese schwierige Zeit kommen.“

Nicht zuletzt sei das dem zuverlässigen und engagierten Team vor Ort zu verdanken. 165 Mitarbeiter zählt der Betrieb derzeit. Durch die Erweiterung sollen 15 weitere Arbeitsplätze hinzukommen. Vor allem in der Fertigung und in der Konstruktion werden neue Kollegen gebraucht, zum Beispiel Schweißer.

Mehr als 160 Jahre Firmengeschichte

Seit mehr als 160 Jahren besteht das Unternehmen, bis 1862 geht die Tradition zurück. Immer gab es findige Menschen an der Spitze, denen es gelang, Nischen zu finden, um das Überleben des Betriebs zu sichern. So auch in der jüngeren Vergangenheit. In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Firma im Energiegeschäft einen Namen gemacht. Stahlbau fertigt wesentliche Teile für Umspannwerke, wie zum Beispiel Gittermasten oder Unterkonstruktionen.

Wir sind bis heute ohne Kurzarbeit, ohne beriebsbedingte Kündigungen ausgekommen. – Andreas Hempel, scheidender Stahlbau-Geschäftsführer

Das Richtfest als nächster Schritt in der Firmengeschichte bedeutete auch einen weiteren neuen Abschnitt für das Unternehmen – und einen Abschied. Andreas Hempel, der die Firma 30 Jahre lang leitete, gab überraschend seinen Ausstieg bekannt. Mit ihm geht Geschäftsführerin Tamara Walther. Beide bildeten viele Jahre die Führung des Unternehmens und gaben die Geschäftsleitung nun mit sofortiger Wirkung an drei Nachfolger ab.

Trio bildet die neue Führung des Unternehmens

An der Spreedorfer Straße wächst seit einigen Wochen die imposante neue Halle von Stahlbau Oberlausitz.
An der Spreedorfer Straße wächst seit einigen Wochen die imposante neue Halle von Stahlbau Oberlausitz.
Quelle: Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Neben Timo Grahnert werden künftig Andreas Jordan und Dirk Roßmy die neue Leitung von Stahlbau Oberlausitz bilden. Inzwischen gehört Stahlbau Oberlausitz zu einer Unternehmensgruppe aus Niedersachsen, der Matthäi-Gruppe.

Andreas Hempel hatte seinerzeit in den schwierigen Jahren nach der Wende übernommen. Die ersten zehn Jahre, so erzählt er, seien ein Überlebenskampf gewesen. „Es hieß: Nischen finden, Leute anstellen, Aufträge ranholen. Wir haben es geschafft, sind bis heute ohne Kurzarbeit, ohne betriebsbedingte Kündigungen ausgekommen, haben immer pünktlich die Löhne gezahlt“, resümiert er nicht ohne Stolz.

Timo Grahnert leitet jetzt die Geschäfte. Der bisherige Chef Andreas Hempel gab seinen Ausstieg bekannt.
Timo Grahnert leitet jetzt die Geschäfte. Der bisherige Chef Andreas Hempel gab seinen Ausstieg bekannt.
Quelle: Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Abschied aus der Firma nach 30 Jahren

Vor 20 Jahren stieß Tamara Walther aus Berlin zu dem Oberlausitzer Unternehmen, übernahm mit ihm gemeinsam die Führung. Hempel spricht von einem super Team – wenngleich es natürlich auch Reibereien gegeben habe. „Aber das ist ja kein Wunder, wenn eine preußische Frohnatur und ein Oberlausitzer Granitschädel aufeinandertreffen“, scherzt er. „Es war `ne geile Zeit“, bilanziert der nun ehemalige Chef – und man merkt, dass hier einer geht, der seinen Job nicht nur als Arbeit gesehen hat, sondern als Leidenschaft und Lebenswerk. Einer, der für die Region etwas bewegen wollte.

In Zahlen liest sich das so: Elf Millionen Euro Umsatz schrieb das Unternehmen vor 20 Jahren, im Jahr 2022 war es das doppelte. Im Jahr 2024 verzeichnete Stahlbau Oberlausitz einen Umsatz von 40 Millionen Euro. Momentan liegt das Auftragsvolumen bei zirka 100 Millionen Euro.

SZ

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