Von Nora Miethke
Am zweiten Tag seiner USA-Reise besuchte die sächsische Delegation um Ministerpräsident Michael Kretschmer die Unternehmenszentrale von Globalfoundries in Malta im Bundesstaat New York und sprach dort mit Globalfoundries-Chef Thomas Caulfield über die Fachkräftesituation und die hohen Energiepreise in Deutschland. Das Werk in Malta ist groß, 2500 Menschen arbeiten hier, Dresden ist mit über 3000 Beschäftigten größer – noch. Denn Globalfoundries will den Standort in Malta stark erweitern. Laut Medienberichten will das Unternehmen mit Partner Qualcomm umgerechnet fast vier Milliarden Euro investieren. Genauere Angaben zu den Plänen wollte Caulfield sich nicht entlocken lassen. Dort stand die Personallage im Vordergrund.
Um zu unterstreichen, welch attraktiver Arbeitgeber Globalfoundries ist, saßen der Ministerpräsident und der Vorstandschef nicht allein auf dem Podium, sondern neben ihnen Lilli Neswadba (20) und Ewen Kujat (25), Auszubildende im ersten Lehrjahr mit ihrer Ausbildungsleiterin Cornelia Löwe, die alle drei extra aus Dresden angereist waren. Auf die Frage, warum sie sich für eine Ausbildung zur Mikrotechnologin entschieden hat, erzählt Lilli, wie sie Globalfoundries auf einer Messe kennengelernt hat und wie fasziniert sie war, aus wie viel Schichten ein Mikrochip besteht. „Ich habe nicht lange gezögert und mich beworben“, so Lilli. Ihr bisheriger Höhepunkt sei es gewesen, also sie das erste Mal im Reinraum stand und das vollautomatische Transportsystem sah, mit dem die Chips transportiert werden. Den Reinraum fand auch Ewen Kujat beeindruckend. Aber für den 25-jährigen angehenden Chemielaboranten ist eindeutig „die Reise hierher das Highlight meiner Karriere“.
Ausbildungsleiterin Cornelia Löwe will das mehr Lehrlingen ermöglichen. Sie arbeite gerade an einem Konzept für einen regelmäßigen Austausch von Auszubildenden. Das würde die Attraktivität einer Lehre bei Globalfoundries erheblich steigern, vielleicht auch für Mädchen. Im Lehrjahr von Lilli sind von den 35 Azubis nur vier Mädchen, im nächsten Lehrjahr werden es von 36 nur drei sein. Der Chiphersteller ist darauf bedacht, die „Talentepipeline“ mit Karriereentwicklungsprogrammen und anderen Angeboten gut gefüllt zu halten. Denn der schon jetzt starke Wettbewerb um Talente für die Chipindustrie im Dresdner Norden wird durch die Erweiterung des Werks von Infineon und die mögliche Ansiedlung von TSMC noch härter werden.
Das beschäftigt auch die Landesregierung, die für gute Rahmenbedingungen für die Investoren sorgen muss. Michael Kretschmer kündigt in Malta den Aufbau einer Chipakademie an. Später stellt sich heraus, dass sich die Überlegungen zum Aufbau eines sächsischen Ausbildungszentrums Mikroelektronik noch eher in der Startphase befinden. Kern der Idee ist, das Training im Reinraum, das die Chiphersteller bislang in betrieblicher Eigenregie verfolgen, auszulagern auf die Chipakademie. Hintergrund sind sowohl das Beschäftigungswachstum und die häufigen Personalwechsel als auch, dass die Schulungen im Reinraum zu stark die betrieblichen Abläufe stören. Die Landesregierung hat dafür und für die Ertüchtigung des Berufsschulzentrums Mikroelektronik bereits Finanzmittel in dreistelliger Millionen Euro Höhe im laufenden Haushalt reserviert. Auch wird auf eine Pilotförderung des Bundesforschungsministeriums gehofft. Im Laufe des Jahres sollen die offenen Fragen geklärt werden, damit die Chipakademie auch umgesetzt werden kann.