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Sachsen will mehr Fachkräfte gewinnen

Manchen Betrieben gehen jetzt schon die Bewerber aus. Politik und Wirtschaft setzen auf „gute Arbeit“ – und auf Ausländer.

Lesedauer: 2 Minuten

Sachsen hat eine neue Fachkräftestrategie 2030. Das Papier mit mehr als 100 Seiten ersetzt die sehr viel dünnere Strategie 2020 aus dem Jahr 2012. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) sagte am Mittwoch in Dresden, nur mit „guten Bedingungen für Arbeit“ werde Sachsen dem Problem Fachkräftemangel begegnen. Anders als sein Vorgänger Sven Morlok (FDP) legte Dulig Wert auf viele Beteiligte aus einer „Fachkräfteallianz Sachsen“. Vertreter von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden betonten, sie hätten viel über Tarifpolitik gestritten, aber sich geeinigt. Daher steht nun auch in der Strategie, dass „attraktive Arbeitsbedingungen und ein fairer Lohn“ Fachkräfte halten können. In den langen Tabellen im Anhang findet sich auch die Forderung nach mehr Kontrollen zur Einhaltung des Mindestlohns.

Die Fachkräftestrategie versucht, Zuwanderung und Stärkung einheimischer Kräfte gleichermaßen zu betonen. Wie schon FDP-Minister Morlok will auch Sozialdemokrat Dulig weggezogene Sachsen und Pendler zurückgewinnen. Als klares Ziel in dem Papier mit dem Titel „Heimat für Fachkräfte“ geben Politik und Wirtschaft sich vor, in zehn Jahren die Anzahl ausländischer Fachkräfte zu verdoppeln.

Ausländeranteil gering

Derzeit sind laut Arbeitsagentur 74 000 Ausländer in Sachsen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, davon 15 Prozent bei Leiharbeitsfirmen. Der Anteil ist wesentlich geringer als in anderen Bundesländern: Selbst eine Verdopplung des Ausländeranteils von jetzt 4,6 Prozent in Sachsen wäre noch weit entfernt von den 15,6 Prozent in Baden-Württemberg. Die Fachkräftestrategie setzt daher auch darauf, die vorhandenen Fachkräfte gut zu behandeln und weiterzubilden. Von den Hochschulabsolventen sollen mehr in Sachsen bleiben als die jetzt 60 Prozent.

Dulig betonte, anders als die bisherige Strategie nehme die neue nicht nur staatliche Einrichtungen in die Pflicht. Der Staat könne nicht fertig ausgebildete Bewerber wie aus dem Katalog liefern. In allen Unternehmen soll systematische „lebensphasenorientierte“ Personalarbeit stattfinden. Das wird allerdings nicht leicht, wie Heike Fischer, Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer Chemnitz, sagte: Viele Chefs kleiner Firmen haben dafür weder Zeit noch Nerven. Berater sollen helfen. Die Strategie enthalte grobe Eckpfeiler, mehr Details müssten folgen.

Wie schon das Vorgängerpapier setzt auch die neue Strategie das Ziel, mehr Jugendliche zu einem Schulabschluss zu bringen. Acht Prozent beenden die Schule in Sachsen ohne Abschluss. Ziel sind sechs Prozent, das wäre der Bundesdurchschnitt. Dazu beitragen sollen mehr individuelle Förderung und Berufsorientierung an den Schulen. Mehr sozialpädagogische Fachkräfte sollen die Jugendlichen anleiten, Projekte für „schulmüde Jugendliche“ gehören dazu. Arbeitsagentur-Chef Klaus-Peter Hansen sagte zu, Praxisberater „perspektivisch in alle Schulen“ zu schicken.

 

Von Georg Moeritz

Foto: © dpa

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