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Sachsens Edeka-Chef: Wir sind kein Inflationsgewinner

Manche Unternehmen haben die Inflation genutzt, um ihre Gewinne zu erhöhen - nicht so Edeka, behauptet Chef Sebastian Kohrmann. Werden die Kunden nun etwas von sinkenden Rohstoffpreisen spüren?

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht Edeka-Chef Sebastian Kohrmann vor einer Frischetheke.
Der Händler will nicht schuld sein: Edeka und Rewe werfen Markenartikelfirmen vor, zu hohe Preise aufzurufen. Das behauptet zumindest Edekas Sachsen-Chef Sebastian Kohrmann. © Jürgen Lösel

Von Georg Moeritz

Dresden. Sebastian Kohrmann möchte nicht als Inflationsgewinner dastehen. Edeka habe sich nicht an der hohen Inflation bereichert und sie auch nicht nach oben getrieben, schrieb der Vorstandssprecher von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen am Dienstag in einer Pressemitteilung. Derzeit stelle er in verschiedenen Sortimentsbereichen fest, dass die Rohstoffpreise sinken.

Kohrmann hat nach eigenen Angaben den „Anspruch, die privaten Haushalte zu entlasten“. Edeka werde nicht müde, die Markenartikel-Hersteller „aufzufordern, bei nun sinkenden Rohstoffpreisen kurzfristig ihre Preise zu senken“. In den vergangenen Monaten hätten Markenartikel-Konzerne häufig nicht nachvollziehbare Preisforderungen erhoben. Daraufhin sei die Nachfrage nach Eigenmarken gestiegen – das sind Produkte mit Namen der Handelsfirmen wie „Ja“ oder „Gut und günstig“ anstelle von Markennamen. Eigenmarken sind häufig billiger, zumal keine Kosten für Markenwerbung anfallen.

Als Beleg für die Bemühungen führte der Kaufmann an, das Beratungsunternehmen CRA Charles River Associates habe Einkaufs- und Verkaufspreise von Edeka samt dessen Discount-Tochterunternehmen Netto analysiert. Zwischen dem ersten Quartal 2020 und dem ersten Quartal 2023 seien die Verkaufspreise im Durchschnitt prozentual annähernd gleich stark gestiegen wie die Einkaufspreise. Dafür sei eine Stichprobe aus 16 Warengruppen betrachtet worden, aus jeder Gruppe die 30 umsatzstärksten Marken- und Eigenmarkenartikel sowie 30 durchschnittlich häufig verkaufte Markenartikel.

Händler sieht sich als Wohltäter

Die Studie belegt nach Angaben des Unternehmens, dass Edeka „einen Beitrag zur Verbraucherwohlfahrt“ leiste. Einzelne Daten aus der Studie wie etwa die Höhe der Einkaufspreise legte das Handelsunternehmen allerdings nicht offen. Den Geschäftsberichten von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen ist zu entnehmen, dass der Umsatz von 2020 zu 2021 leicht von 4,12 auf 4,19 Milliarden Euro stieg, der Gewinn vor Steuern bei 54 Millionen Euro etwa gleich blieb. Für 2022 gibt die Unternehmensgruppe ihren Verbundumsatz gemeinsam mit den selbstständigen Edeka-Einzelhändlern mit 4,9 Milliarden Euro an, bei 50.000 Beschäftigten.

Nach Erkenntnissen von Wirtschaftswissenschaftlern haben Unternehmen in manchen Branchen die Inflation genutzt, ihre Gewinne zu erhöhen. Bundesbankpräsident Joachim Nagel sagte, die Gewinnspannen seien „teilweise deutlich gestiegen“. Die Unternehmen hätten also nicht nur steigende Kosten auf ihre Kunden überwälzt, sondern noch einiges mehr. Das habe „die Preissteigerungen zusätzlich befeuert“.

Rewe und Rossmann klagen auch über teure Hersteller

Händler Kohrmann sagte, einige Industriekonzerne lehnten es ab, die Preise zu senken: „Man kann nicht zwei Jahre mit Verweis auf die Rohstoffpreise Preiserhöhungen einfordern und bei fallenden Preisen sich nicht mehr daran erinnern“, klagte er. Edeka gebe Preisvorteile im Einkauf „wo es möglich ist immer zügig“ an die Verbraucher weiter und habe in diesem Jahr für über 1.300 Artikel dauerhaft die Preise gesenkt. Der Wettbewerb im Einzelhandel sei so scharf, dass es gar nicht anders gehe.

Rewe-Chef Lionel Souque hatte in einem Interview eine GfK-Studie bestätigt, der zufolge die Preise für Handelsmarken voriges Jahr stärker gestiegen sind als für Markenprodukte. Doch das sei „nur die halbe Wahrheit“, sagte Souque. Wenn sich der Preis für 1,5 Liter No-Name-Mineralwasser von 19 Cent auf 25 Cent erhöhe, sei das ein Plus von 30 Prozent. Wenn Markenwasser statt einem Euro 1,10 Euro koste, sei das zwar nur ein Anstieg um zehn Prozent, in Cent gerechnet sei die Mehrbelastung aber größer. Auch Souque und Drogeriehändler Raoul Roßmann warfen in den vergangenen Monaten wiederholt großen Konsumgüterherstellern vor, zu starke Preiserhöhungen zu fordern.

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