Von Annett Heyse
Ein warmer Wind streicht über die Felder zwischen Wurgwitz und Oberhermsdorf. Von hier aus hat man einen guten Rundumblick, Richtung Pesterwitz unter anderem. Doch Grit Schuster ist nicht wegen der Aussicht gekommen. Sie bückt sich, streicht über die Blätter des Salbeis vor sich, biegt die Stängel ein wenig. „Die Blattoberseite muss silbern sein. Dann sind sie erntereif“, sagt die Vertriebsleiterin von Bombastus.
Vor Grit Schuster liegt ein komplettes Feld, dessen Salbei einen silbernen Schimmer ausstrahlt. Neben der Vertriebsleiterin setzt sich rumpelnd die Erntemaschine in Bewegung, rollt zwischen die Reihen und beginnt ihre Arbeit.
Noch nie in der jüngeren Vergangenheit des Naturheilmittelproduzenten Bombastus hat die Salbeiernte so zeitig begonnen wie in diesem Jahr. Über die Gründe kann Feldbauleiter Daniel Lehmann nur spekulieren. Er vermutet, dass eine Mischung aus Hitze und extrem vielen Sonnenstunden dem Reifeprozess einen Schub verliehen haben. „Normalerweise ernten wir immer Ende Juli“, sagt Lehmann.
Spezielle Ernte-Maschine im Einsatz
Bombastus bewirtschaftet am Rand von Freital-Wurgwitz rund 40 Hektar Land. Nicht alles ist mit Salbei bestellt. Als Zwischenfrüchte baut das Unternehmen auch Getreide und Mais an. Dieses Jahr werden rund sieben Hektar Salbei für die Teeproduktion abgeerntet.
Dabei kommt eine spezielle Maschine zum Einsatz. Es ist eine Mischung aus Traktor und überdimensionalen Staubsauger. Die Vorrichtung saugt die Stängel an, scharfe Messer kappen die Pflanzenspitzen und der Luftstrom transportiert die Ernte sofort durch einen Schlauch in den hinter dem Traktor hängenden Korb.

Feldbauleiter Lehmann rechnet mit rund 30 Tonnen frischen Salbei, der getrocknet immer noch um die sieben Tonnen Tee ergeben dürfte.
Soweit ist es aber noch nicht. Zunächst wird die Ernte in eine große Halle gefahren, die sich unterhalb der Felder befindet. Sie hat jetzt sogar eine eigene Postadresse: Zu den Salbeifeldern 1. Der Hintergrund: Bombastus hat einen Glasfaseranschluss bestellt, der aber nur verlegt wird, wenn es auch eine Adresse gibt. Die Stadt Freital hatte schon vor Monaten die schmale Zufahrtsstraße öffentlich benannt, vor Kurzem kam nun auch eine Hausnummer für die Halle hinzu.
Nachfrage nach Salbeitee gestiegen
Drinnen ist es dämmrig, warm und laut. Mehrere Männer und Frauen laden den frisch geernteten Salbei um. Sie schaufeln die Stängel in einen Trichter, von dort fallen die Pflanzenteile in große Wannen. Diese wiederum werden an riesige Trocknungsregale gerollt, wo die Ernte in einem großen Schlund verschwindet. Sie wird nun in mehreren Metern Höhe auf das oberste Regalfach abgelegt.

Ganz langsam bewegen sich diese Regalfächer und wenden die Blätter dabei um. Der Trocknungsprozess wird mehrere Tage dauern, bevor die Stängel dann gerebelt und die Blätter zum Bombastus-Stammsitz an die Wilsdruffer Straße abtransportiert werden. Dort stehen die Verpackungsmaschinen, welche die Ernte abfüllen.
Die Nachfrage nach Salbeitee war zuletzt stark gestiegen. Salbeitee gehört bezogen auf die Zahl der abgegebenen Packungen zu den Favoriten auf der Umsatzliste des Unternehmens. „Die 60-Gramm-Packung Salbeitee steht auf Platz 5. Letztes Jahr wurden rund 171.000 Packungen Salbeitee an Endverbraucher verkauft. Damit ist Bombastus wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit angekommen“, heißt es seitens der Geschäftsführung.
Viel Handarbeit im Salbeifeld notwendig
Doch die Teeproduktion ist ein mühsames Geschäft. Weil es sich um eine Arzneipflanze handelt, unterliegt der gesamte Prozess strengen Kontrollen. Chemie kommt nicht zum Einsatz. „Wir wollen und können Unkraut nicht wegspritzen“, sagt Vorstand Ulrich Brodkorb. Also ist viel Handarbeit notwendig, um den Wildwuchs in den Feldern Herr zu werden.
Neben den Blättern werden Ende Mai/Anfang Juni auch die Blüten des Salbeis geerntet. Sie enthalten ätherische Öle. Diese werden extrahiert und zu Salben, Cremes, Zahnpasta, Essig, Bonbons oder Salbeiblütentrunk verarbeitet. Die Pflanzen verbringen drei Jahre auf den Feldern, bevor sie gerodet werden. Am Ende dienen auch noch die Wurzeln der Gesundheit – aus ihnen wird unter anderem ein Magenbitter hergestellt.
Wer mehr über den Salbei, übrigens die Arzneipflanze des Jahres 2023, und die Produktion von Bombastus erfahren möchte, hat dazu am 17. August Gelegenheit. Dann lädt das Unternehmen zum „Tag des offenen Salbeifeldes“ ein.
Von 10 bis 18 Uhr besteht Gelegenheit, mehr über Anbau und Ernte zu erfahren. Kinder können auf einem Minitraktor Platz nehmen und durch einen Hindernisparcour tuckern. Dazu gibt es Eis und einen Imbissstand. Der Eintritt ist frei. Ganz bewusst habe man einen Donnerstag in der letzten Ferienwoche gewählt, sagt Grit Schuster. „Wir würden uns freuen, wenn Familien auf einem Ausflug und auch viele Hortkinder vorbeikommen.“