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Schlemmen wie ein Fußballgott

Vergoldete Steaks wie das von Franck Ribery gibt's auch in der Oberlausitz - und so viel kostet das gar nicht.

Lesedauer: 3 Minuten

Franck Ribery, dieser schlimme Gold-Finger. Erst präsentierte sich der FC-Bayern-Millionario zu Jahresbeginn im sozialen Netzwerk Instagram als richtiger Angeber. Im Luxus-Restaurant Nusr-Et in Dubai verspeiste er ein komplett in Blattgold gehülltes Riesen-Steak. 1.200 Euro soll das gekostet haben. Vielleicht waren es auch 1 200 Katar-Riyal, was rund 300 Euro entspräche – so genau ist das nicht überliefert. Als sich im Netz Stimmen regten, ob der Bayern-Star nicht vielleicht ein bisschen zu dekadent auftrete, beschimpfte Ribery seine Kritiker in einer Twitter-Nachricht als Neider, die "nur durch ein geplatztes Kondom zur Welt gekommen" seien – was ihm eine Vereinsstrafe einbrachte, von der er so manches vergoldete Steak hätte bezahlen können.

Nun gehört Franck Ribery sicher zu den Menschen, denen es auf tausend Euro nicht ankommt. Aber so teuer und exklusiv, wie die Steak-Affäre glauben machen möchte, ist vergoldetes Essen nun auch wieder nicht. Und an den Persischen Golf muss man dafür schon gar nicht reisen. Wer den besonderen Gaumen-Luxus sucht, findet ihn auch hier in der Oberlausitz – und das zu einem Preis, der sich nicht ausmacht wie ein Nuklear-Schlag aufs Konto.

"Wir haben keine vergoldeten Gerichte auf unserer regulären Speisekarte", sagt Sandra Adolf, Direktorin des Schlosshotels Alt-Hörnitz. Aber: "Auf Anfrage bereiten wir gerne so ein Menü zu", sagt sie. Sandra Adolf kann sich etwa vorstellen, dass Gäste sich so etwas zur Feier einer Goldhochzeit, eines Hochzeitstages oder eines runden Geburtstages wünschen. "Es ist etwas für besondere Anlässe", sagt die Direktorin. Schön fürs Auge, das bekanntlich mit isst, "und etwas nicht Alltägliches". Der höhere Preis gegenüber dem normalen Menü resultiere dabei gar nicht so sehr aus dem Gold, das nur in Milligramm-Mengen zum Einsatz kommt, sondern aus dem erheblichen Mehraufwand bei der Zubereitung.

Für die SZ hat Koch Sven Gnauck ein glänzendes Menü vorbereitet. "Es gibt Reisbällchen mit vergoldetem Rumpsteak und Böhnchen im Speckmantel und als Dessert Zartbittermousse mit Goldflocken", sagt er. Nach einigen Minuten in der Pfanne hat das argentinische Steak eine perfekte braune Röstfarbe angenommen. "Eigentlich ist es eine Sünde, da Gold drauf zu legen, so schön wie das aussieht", sagt Gnauck. "Mir hat mal jemand gesagt, Gold sei gut gegen Rheuma. Wer's glaubt", meint der Koch. Vorsichtig zieht er die hauchdünnen Blättchen aus 22-karätigem Gold von ihrer Trägerfolie auf das Steak in der Pfanne. 22 Karat ist mit seiner Reinheit von 916,66 nahe am Feingold. "In der Küche ist das Material nicht leicht zu verarbeiten", sagt er. Er muss darauf achten, dass die Goldblättchen im Ganzen auf das Fleisch kommen und nicht zusammenknicken. Sonst braucht man zu viele Blättchen, um die ganze Oberfläche zu bedecken. Beim Anrichten auf einer Schieferplatte bröselt er noch Goldflocken auf Reisbällchen und Bohnenspitzen. Auf der Dose der Goldflocken ist sogar ein Mindeshaltbarkeits-Datum angegeben – Dezember 2025. Sven Gnauck lacht: "Für Gold, das in der Küche verwendet wird, ist das Pflicht." Der Soßen-Spiegel unter dem Steak sieht da fast schon ein bisschen zu bürgerlich aus. Aber das muss so sein, sagt Sven Gnauck. "Der Oberlausitzer ist ein Soßen-Mensch. Wenn der zu seinem Steak oder Schnitzel keine Soße bekommt, fängt der an zu weinen", weiß der Koch aus langjähriger Erfahrung.

Zu goldenem Steak und Zartbittermousse serviert die Schlossstube schließlich noch ein Glas Sekt, in dem auch Goldflitter schwimmen. "So ein Menü kostet dann ab 42 Euro", sagt Hotelchefin Sandra Adolf. Der Preis schwanke, einerseits wegen des Einkaufskurses für Gold, andererseits aber auch wegen des argentinischen Rindfleisches. Sandra Adolf hat selbst schon einmal einen Cocktail mit Goldflocken darin getrunken. "Es schmeckt nach nichts", sagt sie. Ganz ohne Gold, aber genauso lecker, gibt's das Menü für rund 28 Euro. "Ein Goldmenü passt aber durchaus zur Geschichte unseres Hauses", sagt Sandra Adolf. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts habe nämlich der Erfinder des Brennspiegels und Alchemist Walther von Tschirnhaus in einem Labor im Schloss nach dem Stein der Weisen geforscht – jenem sagenhaften Stein, der unedle Metalle in Gold verwandeln kann. "Gefunden hat er schließlich das weiße Gold – Porzellan", sagt Sandra Adolf. Wenige Jahre später arbeitete Tschirnhaus in Dresden mit Johann Friedrich Böttger zusammen, dem Begründer des Meissner Porzellans. Auch Böttger war damals im Auftrag August des Starken eigentlich auf der Suche nach Gold. Obwohl Böttger heute als der Erfinder des Porzellans bekannt ist, ehrt ein Gedenkstein den 1708 verstorbenen Walther von Tschirnhaus an seinem Grab in Kieslingswalde als den Mann, "der als erster Europäer die Methode der Herstellung durchsichtigen Porzellans jeder Farbe erfand". Der Gedenkstein wurde 1709 aufgestellt – ein Jahr bevor die Porzellanmanufaktur in Meißen ihren Betrieb aufnahm.

 

Von Markus van Appeldorn

Foto: © Matthias Weber

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