Als wäre es nicht schon genug, dass sich viele der großen Moritzburger Teiche nach der Trockenheit und dem Abfischen im Vorjahr noch nicht wieder ausreichend mit Wasser gefüllt haben. Seit ein paar Tagen hat Henry Lindner nun auch noch ein anderes Problem.
Gleich in mehreren Teichen sterben ihm die Karpfen weg. Und zwar nicht die kleinen, 350 Gramm schweren, die in den vergangenen Wochen erst ins Wasser eingesetzt wurden, sondern echte Prachtexemplare. Schuppenkarpfen, die vier Kilo und mehr auf die Waage bringen und in den Moritzburger Gewässern überwintert haben.
Betroffen sind neben dem Oberen Großteich auch der Steingrundteich und in geringerem Umfang der Schlossteich. „Wir holen die toten Fische jeden Tag aus dem Wasser“, sagt der Teichwirt. Da im Laufe des Tages aber immer wieder Tiere vom Grund an die Wasseroberfläche hochkommen, „können wir Spaziergängern den Anblick nicht ganz ersparen“.
Überrascht ist der Geschäftsführer der Teichwirtschaft Moritzburg vom aktuellen Fischsterben in den von ihm bewirtschafteten Teichen nicht. Auch wenn er gehofft hatte, dass es die Karpfen vielleicht doch schaffen. „Was jetzt passiert, ist eine Spätfolge des extremen Wetters im vergangenen Jahr“, sagt er.
Die zeitige Hitze und der ausbleibende Regen hatten das Wasser in den Teichen immer weniger werden lassen. Im Juli und August kontrollierte Henry Lindner fast täglich Temperatur und Sauerstoffgehalt des verbliebenen Nasses. Ein Umkippen der Teiche und ein damit drohendes massenhaftes Fischsterben konnten so verhindert werden.
Der Preis dafür war allerdings hoch. „In den beiden Monaten legen die Fische eigentlich noch einmal deutlich an Gewicht zu. Da wir aber kaum noch füttern konnten, weil die Karpfen sonst noch mehr Sauerstoff verbraucht hätten, fehlten am Ende im Durchschnitt rund 500 Gramm je Fisch.“ Unterm Strich bescherte das der Teichwirtschaft mit 110 Tonnen den zweitschlechtesten Ertrag. Im Jahr zuvor waren es sogar nur 100 Tonnen gewesen. Normal sind 150 bis 170.
Doch nicht nur bei den Spiegelkarpfen, die im Herbst abgefischt wurden und inzwischen verkauft sind, machte sich das wenige Füttern bemerkbar. Betroffen waren auch die Schuppenkarpfen, die für die Vermarktung mindestens vier bis fünf Kilo wiegen müssen und darum erst dieses Jahr aus den Teichen geholt werden sollten.
Henry Lindner: „Sie konnten nicht genügend Fettreserven bilden, was ihnen jetzt zum Verhängnis wird.“ Im Winter, so erklärt der Teichwirt, fahren die Tiere ihren Kreislauf runter, der Energiebedarf ist gering. Ganz anderes jetzt, wo sich das Wasser langsam erwärmt.
„Um wieder richtig in Schwung zu kommen, brauchen die Karpfen ganz viel Energie, die sie wegen der fehlenden Reserven aber nicht haben.“ Darum sterben sie. „Wir füttern zwar schon seit drei Wochen, weil das Wasser noch nicht warm genug ist, verwerten die Tiere davon aber nur die Hälfte.“
Am Schlossteich haben die Fischer in den vergangenen Tagen sogar einige zehn Kilo schwere Exemplare rausgeholt. „Das sind die Karpfen, die sich beim Abfischen im östlichen Teich verstecken.“
Deutlich größer sind die Verluste im Steingrund- und im Oberen Großteich. Der eine konnte im Vorjahr nicht abgefischt werden, weil zu dem Zeitpunkt die Hälterbecken auf dem Fischereihof in Bärnsdorf voll waren. Der andere, weil stattdessen der Dippelsdorfer Teich geleert wurde, der nicht jedes Jahr dran ist.
„Das ist natürlich besonders ärgerlich. Nach den beiden schlechten Jahren starten wir so schon wieder mit Verlusten.“ Am Oberen Großteich würden sich diese inzwischen auf 500 bis 600 Kilogramm summieren.
Henry Lindner hofft daher weiter auf ergiebigen Regen, damit sich die Teiche noch ordentlich füllen und die neu eingesetzten Karpfen so gute Bedingungen zum Wachsen haben. „Nach den Erfahrungen von 2018 bin ich allerdings weniger optimistisch als vor einem Jahr“, gesteht er.
Von Sven Görner
Foto: © Norbert Millauer