Von Catharina Karlshaus
Cunnersdorf. Kuh 927 döst genüsslich vor sich hin. Mal dreht sie den Kopf behäbig nach links, mal schaut sie geradewegs über die Köpfe der neugierigen Besucher hinweg. Ein Gleichmut, der absolut gar nichts davon verrät, was die staatliche Dame vor ein paar Stunden geleistet hat. Das vier Jahre alte Tier der Rasse Holstein Schwarzbund hat sich tatsächlich an diesem ersten Mittwoch im Juni alle Ruhe und Aufmerksamkeit gleichermaßen verdient.
Immerhin: Kuh 927, bereits vor einem Jahr schon einmal Mutter eines männlichen Kalbs geworden, hat heute Cunnersdorfer Geschichte geschrieben. Am frühen Morgen, so werden sich die beiden Herdenmanager Daniel Kasper und Daniel Balbrink noch lange erinnern, hätten bei dem Tier die Wehen eingesetzt. Unruhig wäre sie zunächst umhergelaufen, um sich dann schließlich hinzulegen und damit zu beginnen, kräftig zu pressen. „Im Normalfall kommen die Kälber in der sogenannten Vorderendlage, also mit dem Kopf zuerst, zur Welt. Bis sich der Kopf außerhalb des Muttertieres befindet, ist sein Junges in den meisten Fällen sicher über die Nabelschnur mit Sauerstoff versorgt“, erklärt Jette Kasper.
Die gelernte Tierwirtin ist in Cunnersdorf so etwas wie die Mutti aller Kälbchen. Selbstverständlich sei sie zur Geburt von Kuh 927 mit zur Stelle gewesen und habe nach 15 Minuten, in denen sich praktisch nicht viel getan habe, ertastet, was die Geburt erschweren könnte. „Es war dann schnell klar, dass das Kälbchen verkehrt herum liegt. Wir mussten es gewissermaßen an den Beinen nach außen ziehen“, erzählt Jette Kasper.
Was die 37-Jährige ebenso wie ihre Kollegen nicht ahnen konnten: Der gesund zur Welt gekommene Vierbeiner sollte an diesem 5. Juni nicht der letzte sein. Ein weiteres Ertasten habe Gewissheit gebracht und bereits nach kurzer Zeit sei es mit vereinten Kräften gelungen, auch das zweite Kälbchen gesund auf die Welt zu holen.
Noch während die Freude über die beiden gesunden Zwillingsmädchen riesig gewesen wäre, habe man zur Sicherheit noch einmal ins Innere gegriffen. „Es war absolut unfassbar für uns, als ich tatsächlich noch ein paar Beine zu fassen bekam“, erinnert sich Daniel Kasper und strahlt übers ganze Gesicht.
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© Daniel Schäfer
Beinchen, auf denen das dritte Kälbchen ebenso wie seine munteren Geschwister schon sicher umher zu tapsen weiß. Aus eigener Kraft hätten die jungen Damen schon über zwei Liter Milch getrunken und machten laut Daniel Balbrink auch einen kerngesunden Eindruck. Am 10. September vergangenen Jahres habe er Kuh 927 im in der Agrar GmbH üblichen Eigenbestandsverfahren besamt. Ohne Tricks und Kniffe, in der üblichen Weise.
Das daraus nun die bereits auf Jule, Juna und Julina getauften Tiere entstanden seien, grenze an ein Wunder. Immerhin gelte die Geburt von Drillingen laut Experten als große Seltenheit. Nur bei etwa einer von 500.000 Geburten in Deutschland dürften gleich drei Kühe begrüßt werden. Das sie wie in Cunnersdorf alle jeweils propere 20 Kilogramm schwer wären und ihre gesundheitlichen Werte keine Auffälligkeiten aufwiesen, sei ein Riesenglück.
Und zwar ein völlig unerwartetes. „Von außen ist während der Trächtigkeit nichts zu sehen. Wir sind davon ausgegangen, dass es wie üblich ein Kalb wird. Als das erste da war, dachten wir, nun gut, es ist ein bisschen klein. Beim zweiten haben wir uns gefreut und das nun alle drei lebendig hier im Stroh liegen, ist eine Sensation“, bekennt Daniel Kasper.
Eine wunderbare Sensation, die ihr zu verdanken ist. Kuh 927, die genüsslich vor sich hin döst. Eine Dreifachmama, welche in die Cunnersdorfer Annalen eingehen wird.