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Sorgen bei Bosch in Sebnitz

Einer der größten Arbeitgeber in der Stadt steht vor einer Trendwende. Von einst rund 470 Beschäftigten arbeiten jetzt noch 280 am Standort.

Lesedauer: 3 Minuten

Sebnitz. Mit Sorgen blicken Beschäftigte am Sebnitzer Standort von Bosch Power Tools in die Zukunft. Seit einigen Jahren werden Arbeitsplätze abgebaut, frei gewordene Stellen nicht neu besetzt. Marktbedingt ist die Produktion rückläufig. Das lässt sich auch an den Mitarbeiterzahlen erkennen. Im Jahr 2016 waren es noch 470 Beschäftigte, 2023 nur noch 360. Man habe auf Konjunkturschwankungen reagieren müssen, hieß es schon vor zwei Jahren aus dem Unternehmen. Derzeit sind es nach Angaben des Bosch-Konzerns noch 280 Mitarbeitende in Sebnitz.

Vor dem Standort in der Hohnsteiner Straße macht die generell schwierige wirtschaftliche Lage, die den Bosch-Konzern weltweit trifft, nicht halt. Beeinträchtigt werde das Geschäft generell durch das schwache Wachstum der Weltwirtschaft und erhebliche Marktverzögerungen in Zukunftsfeldern, heißt es aus dem Mutterkonzern mit Sitz in Stuttgart. Dazu zählt Bosch die E-Mobilität, aber auch Wärmepumpen, Wasserstoff- und andere nachhaltige Technologien.

Der Standort steht seit Längerem unter hohem Preis- und Wettbewerbsdruck. – Manuel Roj, Bosch-Unternehmenskommunikation

Am Standort Sebnitz werden nach Unternehmensangaben derzeit kleine Bohrhämmer und Winkelschleifer produziert. „Der Standort steht seit Längerem unter hohem Preis- und Wettbewerbsdruck“, sagt Manuel Roj von der Unternehmenskommunikation.

Produktion nach Osteuropa ausgelagert?

Bei Bosch in Sebnitz sagt man hinter vorgehaltener Hand, dass die Produktion der Werkzeuge generell nach China oder Osteuropa ausgelagert werden soll. Und das treibt die Sorgenfalten der 280 Mitarbeitenden noch tiefer. Immerhin galt das Unternehmen bislang als sicherer Standort und Vorzeige-Arbeitgeber.

Ende Juni 2023 wurde die Produktion von 75 Millionen Elektrowerkzeugen in Sebnitz gefeiert. Aus diesem Anlass war Sachsens Ministerpräsident Michael Kretzschmer (CDU) vor Ort. Produziert wurden bislang Werkzeuge der blauen Serie, die vorrangig an professionelle Anwender gerichtet ist, aber auch von Heimwerkern genutzt wird. Die Geräte gibt es in verschiedenen Leistungsklassen sowie im Akku- oder Netzbetrieb. Sie wurden weltweit exportiert. Allerdings haben Experten schon länger beobachtet, dass die Zahl der produzierten Elektrowerkzeuge inzwischen auf weniger als die Hälfte als noch im Jahr 2017 gesunken ist. Stark reduziert wurden auch die Ausbildungszahlen. Und die Möglichkeiten, in Altersteilzeit zu gehen, wurden erweitert. Das alles ist den Mitarbeitenden nicht entgangen.

Wir sind im Gespräch und befinden uns dabei mit dem Bosch-Konzern nicht im Dissens. – Axel Drescher, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen

Bereits im vergangenen Jahr hatten sich der Betriebsrat und die IG Metall Ostsachen auf den Weg gemacht, um Konzepte zu entwickeln, die den Standort zukunftssicher aufstellen könnten. „Wir sind im Gespräch und befinden uns dabei mit dem Bosch-Konzern nicht im Dissens. Aber wir sind eben noch am Machen und am Ideen entwickeln“, sagt Axel Drescher, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen.

Auch bei der Gewerkschaft weiß man um den guten Ruf des Bosch-Werkes in Sebnitz. In einem Bericht aus dem Jahr 2024 heißt es unter anderem, die Bedingungen seien gut. Im Werk produzieren hoch qualifizierte Fachkräfte hochwertige und nachhaltige Werkzeuge „Made in Germany“. Die Produktion weiter herunterzufahren und Beschäftigung abzubauen und den Standort in Gefahr zu bringen, berge auch in der politisch angespannten Situation Gefahren.

Schleichender Arbeitsplatzabbau in den letzten Jahren

Die Menschen bräuchten Sicherheit, statt Zukunftsängste, heißt es. Der schleichende Arbeitsplatzabbau in den vergangenen Jahren ist auch der Gewerkschaft nicht entgangen. Deshalb sei man mit dem Betriebsrat und dem Konzern im Gespräch, was man an dem Standort noch machen kann.

„Von Entlassungen spricht niemand. Aber es gibt altersbedingte Abgänge und der Standort in Sebnitz ist nun einmal personelle kleiner geworden“, sagt Axel Drescher. Welche Idee künftig an dem Standort umgesetzt werden könne, darüber sei es noch zu früh zu reden. Im Werk selbst spricht man von der Möglichkeit, einer Recyclingfirma als eine Sparte.

Vor dem Hintergrund prüft Bosch Power Tools derzeit verschiedene Optionen für das Werk.

Manuel Roj

Bosch-Unternehmenskommunikation

Auch eine Ausweitung des Produktionsportfolios wird offenbar geprüft. Schließlich wurden in Sebnitz schon einmal Gartengeräte hergestellt, wie Häcksler oder Rasenmäher. Auch eine Erweiterung auf gänzlich andere Produkte, zum Beispiel aus dem Bereich der Energietechnik wäre möglich.

„Vor dem Hintergrund prüft Bosch Power Tools derzeit verschiedene Optionen für das Werk“, sagt Manuel Roj. Mehr könne man aktuell dazu nicht sagen. Bosch Power Tools verfolge kontinuierlich die Strategie, sich wettbewerbsfähig aufzustellen, optimal am Markt zu positionieren und auf Veränderungen im Marktumfeld zu reagieren.

Bei der IG Metall in Ostsachsen sieht man auch eine Gefahr für die gesamte Region. Gerade in einer Gegend, in der es nur wenige tarifgebundene Betriebe gebe, die für faire und gute Arbeitsbedingungen stehen, sei es wichtig, diesen Standort zu erhalten, heißt es.

SZ

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