Von Ulrich Wolf
Leipzig/Dresden. Für die drei Unternehmen des in Bitterfeld-Wolfen ansässigen Gießereikonzerns HAL ist Insolvenz beantragt worden. Betroffen sind außer der Holding in Leipzig noch die Aluminiumguss GmbH in Bitterfeld sowie die HAL Automotive Plauen GmbH. Das geht aus den jüngsten amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts Leipzig hervor.
Über das Vermögen des bereits 1883 gegründeten Unternehmens wacht nun ein vorläufiger Insolvenzverwalter. Dafür setzte das Gericht den Leipziger Juristen Prof. Dr. Nikolaus Schmidt ein. Er überwacht fortan die Geschäftsführung und hat die Aufgabe, das Vermögen im Gläubigerinteresse zu sichern. Betroffen von den Folgen der Liquiditätskrise sind rund 130 Beschäftigte: rund 70 im vogtländischen Plauen sowie 60 in Bitterfeld.
Im Juli dieses Jahres veröffentlichte die Managementholding den Abschluss für 2021. Dieser wies bereits einen Verlustvortrag von rund 3,6 Millionen Euro aus – trotz Corona-Hilfen von insgesamt fast 700.000 Euro. Schon damals hieß es, die Liquidität der Gesellschaft sei „angespannt“. Überbrückt wurde die Situation unter anderem durch die Inanspruchnahme besicherter Guthaben bei der Commerzbank. Auch die Sächsische Aufbaubank gehört zu den Geldgebern des Unternehmens. Die Verbindlichkeiten bezifferte HAL-Guss Ende 2021 auf rund 5,5 Millionen Euro.
In der DDR hatte sich das Metallgusswerk Leipzig auf die Fertigung von Motorenkolben spezialisiert. Nach der Wende wurde der Betrieb privatisiert und firmierte unter dem Namen Hezinger Aluminiumwerk Leipzig GmbH (HAL). 2001 erwarb die Tübinger Beteiligungsgesellschaft SHS das Unternehmen und erwarb später dann die Aluminiumgießerei in Bitterfeld sowie die Serienfertigung der ehemaligen Werkzeugmaschinenfabrik in Plauen. Im April 2019 wurde die Sandgussgießerei in Leipzig geschlossen.
Der 41-jährige André Bäsler aus Plauen war von den Gesellschaftern erst Anfang Oktober als Holding-Geschäftsführer berufen worden. Die SHS gehörte einst zum Konzern der Landesbank Sachsen.