Von Nora Miethke
Herr Bösenberg, was bedeutet die Ansiedlung von TSMC für das Cluster Silicon Saxony?
Die Ansiedlung ist ein wichtiger Baustein für das weitere Wachstum und ein Riesenerfolg. Zugleich steigert sie Technologiesouveränität und Resilienz, dies gilt natürlich nicht nur für Sachsen, sondern für Deutschland und Europa – insofern ist sie auch ein wichtiger Schritt bei der Umsetzung der Ziele des EU Chips Act.
Steigt Dresden in die Riege der internationalen Top Player auf, die mit Asien und Amerika mithalten können?
Dresden oder auch Silicon Saxony mit Asien oder Amerika zu vergleichen wäre vermessen. Die Stärkung der Region bedeutet aber zweifelsfrei auch eine Stärkung Europas – auf dieser Ebene gilt es, ein relevanter Akteur zu bleiben.
Es heißt, TSMC müsste eigene Zulieferer mitbringen. Rechnen Sie mit weiteren kleineren Ansiedlungen?
Im Silicon Saxony sind schon sehr viele auch namhafte Zulieferer präsent. Dennoch ist davon auszugehen, dass auch in diesem Bereich noch neue Firmen, vor allem aus dem asiatischen Raum und speziell aus Taiwan, dazukommen, ja. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind wir auch im September mit einem Stand auf der Semicon Taiwan vertreten, der wichtigsten Zuliefermesse in diesem Bereich.
Sie betonen, dass jetzt die Dresdner Stadtplaner gefordert seien beim Ausbau der Infrastruktur. Das klingt danach, dass Ihnen der Prozess zu langsam geht?
Wir als Verband und auch ich persönlich fordern regelmäßig eine hohe oder höhere Umsetzungsgeschwindigkeit. In diesem Fall ist es aber zunächst sogar wichtiger, die Planungsgrundlagen kritisch zu hinterfragen – dies betrifft insbesondere die Bevölkerungsentwicklung im Großraum Dresden, in der Stadt wie auch in den Landkreisen. Die Ansiedlung von TSMC als auch die bekannte Erweiterung von Infineon allein bedeuten dabei ja schon 3000 Personen – dazu kommen noch die Hebeleffekte für die Branche, die um ein Vielfaches mehr an Personen bedeuten.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Stadt Dresden ?
Die Stadt ist gut gerüstet. Jetzt gilt es aber, planungstechnisch die Weichen für die nächsten 10 bis 20 Jahre zu stellen – sinnvollerweise erfolgt eine solche Planung dabei über die reinen Stadtgrenzen hinaus. Die Rahmenbedingungen für den weiter notwendigen und erwarteten Zuzug müssen weiter verbessert werden.
Auch Intel in Magdeburg sucht Leute. Wie sollten Sachsen und Sachsen-Anhalt zusammenarbeiten, um sich nicht gegenseitig die Talente abzujagen?
Zum Beispiel durch gemeinsame Auftritte vor allem außerhalb Europas – nach amerikanischen Maßstäben sind wir ein Gebiet. Einen Schritt in diese Richtung werden wir im nächsten Jahr voraussichtlich mit einem gemeinsamen Auftritt auf der Semicon West in San Francisco gehen, übrigens auch gemeinsam mit dem Freistaat Bayern. Zunächst einmal gilt es, im Ausland auf die ausgezeichneten Arbeits- und Lebensbedingungen vor allem hier in Mitteldeutschland aufmerksam zu machen – das geht auch sehr gut gemeinsam.
Warum sind die hohen Subventionen von bis zu fünf Milliarden Euro gerechtfertigt?
Im globalen Wettstreit um Produktionskapazitäten erhält die Branche vor allem aufgrund ihrer strategischen Bedeutung in den Regionen, die um Kapazitäten buhlen, Subventionen. Das muss man nicht mögen, aber ohne diese Subventionen sind die anderen Standortvorteile leider nahezu obsolet. Es ist wie als Einziger in einem Rennen ohne Doping anzutreten, in dem alle anderen Wettbewerber dopen. Es ist davon auszugehen, dass dieses Investment mittelfristig durch direkte und indirekte Steuereinnahmen wieder erwirtschaftet wird.