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TSMC in Dresden: Ab Jahresende wird für Ingenieursstellen gesucht

Die Halbleiterfirmen in und um Dresden suchen dringend Personal. Von mindestens 27.000 freien Stellen bis 2030 gehen Experten aus. Doch Fachkräfte sind rar. Der Bund fördert eine neue Fachkräfte-Initiative.

Lesedauer: 3 Minuten

Nora Miethke

Deutschland braucht Chipexperten und das vor allem in Dresden. Die Aussichten für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in der sächsischen Halbleiterindustrie sind bestens. Nach Einschätzung des Branchennetzwerks Silicon Saxony e.V. sind bis zum Jahr 2030 mindestens 27.000 Stellen neu zu besetzen. Die Zahl ist so hoch, weil neben den neuen Fabriken auch bis zu 7000 Menschen in Rente gehen werden. Jeder vierte Beschäftigte in der Mikroelektronik ist über 55 Jahre alt.

Allein durch die neue Fabrik des taiwanischen Chipherstellers TSMC in Dresden sollen in den kommenden Jahren rund 6000 neue Jobs entstehen – 2000 in der Fabrik selbst und noch mal 4000 bei Zulieferern und Dienstleistern. „Die Faustregel in der Branche ist: Auf einen Arbeitsplatz bei uns kommen noch einmal 1,8 Stellen bei unseren Zulieferern“, sagte Christian Koitzsch, Geschäftsführer von ESMC, dem gemeinsamen Unternehmen von TSMC und seinen Partnern Infineon, Bosch und NXP.

Schwieriger ist es, Facharbeiter zu finden und die Ausbildungsberufe zu besetzen, und das vor allem im ländlichen Raum. – Steve Federow, Globalfoundries

Derzeit ist ESMC mit 35 Mitarbeitenden eher ein Start-up und stellt vor allem Bau- und Personalexperten ein. „Doch Ende des Jahres werden wir beginnen, Prozess- und Equipment-Ingenieure zu suchen“, kündigte Koitzsch kürzlich auf einer Fachkräftekonferenz für die Mikroelektronik in Berlin an. Gemeint sind Experten, die sich mit den hochkomplexen Maschinenparks und Fertigungslinien in den Chipfabriken auskennen.

Auch Infineon sucht viele neue Mitarbeiter

TSMC ist nicht der einzige Hersteller, der in Dresden investiert und Mitarbeiter sucht. Deutschlands größter Halbleiterproduzent Infineon Technologies baut seinen Standort in Dresden aus und schafft damit 1000 neue Stellen in den Bereichen Produktion, Technologie und Support.

„Ein Großteil der Stellen konnten wir bereits besetzen, sehen aber gleichzeitig aufgrund der demografischen Entwicklung in den nächsten fünf bis zehn Jahren einen großen Bedarf an Nachbesetzungen“, betont eine Sprecherin von Infineon. Das Unternehmen hat derzeit mehr als 3900 Beschäftigte in Dresden.

Wie eine Festung thront das Infineon-Werk, das derzeit erweitert wird, über Dresden.
Wie eine Festung thront das Infineon-Werk, das derzeit erweitert wird, über Dresden.
Quelle: SZ/Georg Moeritz

Auch Globalfoundries will weiter ausbauen, was zusätzliche Arbeitsplätze in „dreistelliger Höhe“ mit sich bringen werde. Konkreter will der US-Chiphersteller derzeit nicht werden. Jenoptik errichtet eine Fabrik für Mikrooptiken und Sensoren in Dresden und will künftig 120 Menschen an der Elbe beschäftigen. Der Auftragsfertiger X-Fab baut für 40 Millionen Euro weiter aus. Das sind nur die wichtigsten Vorhaben, die schon bekannt sind.

Neues Bildungsprogramm läuft bis 2028

Wo sollen dafür die Talente herkommen? Darüber wurde auf Einladung des Bundesforschungsministeriums in Berlin diskutiert. Das Ministerium fördert mit 11,3 Millionen Euro das Aus- und Weiterbildungsprogramm „Skills4chips“. Es startete im vergangenen November und läuft bis Oktober 2028. Kernprojekt ist die Microtec Academy, die als nationale Bildungsakademie bestehende Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen deutschlandweit bündeln soll. Sächsischer Partner ist Silicon Saxony.

Nicht die Besetzung der Ingenieursstellen sei die Herausforderung, heißt es. Dafür könne auch im Ausland gesucht werden. „Schwieriger ist es, Facharbeiter zu finden und die Ausbildungsberufe zu besetzen, und das vor allem im ländlichen Raum“, betont Steve Federow, bei Globalfoundries für strategische Fachkräfteentwicklung zuständig.

Der US-Chiphersteller und Infineon erhöhen die Anzahl an Ausbildungsplätzen massiv. Infineon stellte allein vergangenen Herbst 140 Azubis für die Berufe Mikrotechnologen, Mechatroniker und Umwelttechnologen für Wasserversorgung ein, bei Globalfoundries waren es 51 neue Lehrlinge. ESMC startet dieses Jahr im Herbst mit der Ausbildung.

Um die Ausbildungsberufe bekannt zu machen, ist seit eineinhalb Jahren das Fabmobil in Sachsen unterwegs. Federow kündigte an, dass die Initiative drei weitere Jahre finanziell unterstützt werden wird.

SZ

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