Bautzen. Auf der einen Seite stehen Aktivisten, die gerade im Hambacher Forst gegen Braunkohle demonstrieren. Auf der anderen Seite sorgen sich Menschen um ihren Arbeitsplatz. Windparks und Solaranlagen sollen Alternativen der Energiegewinnung bieten. Die Quellen sind umweltfreundlich, aber nicht immer zuverlässig. Es sind turbulente Zeiten, die die Energiewende mit sich bringt. Seit 20 Jahren hat die Netzgesellschaft der Enso Energie Sachsen Ost AG, Enso Netz, einen Standort in Bautzen. Nicht nur die Energiewende stellt die Netzgesellschaft vor neue Herausforderungen – auch der Anschluss des ländlichen Raums ans Internet ist in den kommenden Jahren weiterhin ein großes Thema für die Enso. Das erwartet die Menschen im Landkreis:
Schnelles Internet im ländlichen Raum
Den selbst-finanzierten Ausbau des Glasfasernetzes hat die Enso abgeschlossen. Vorbei ist es trotzdem nicht: In Bischofswerda sollen 4 000 weitere Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Gefördert wird das vom Bund bis zum Haus, also inklusive der sogenannten letzten Meile, sollen die filigranen Kabel verlegt werden. In den nächsten Wochen beginnt der Ausbau, abgeschlossen soll er 2020 sein.
Enso investiert in neue Stromnetze
„Eine der Hauptaufgaben für Netzbetreiber ist in den kommenden Jahren, in die Erneuerung der Netze zu investieren“, sagt Detlef Marko, Leiter des Enso Netz-Regionalbereichs in Bautzen. Viele der Leitungen sind veraltet, zudem müssen die Netze für die heutigen Ansprüche dicker werden und schaltbar sein. Jeder kann heutzutage auch Erzeuger sein, deshalb müssen die Netze nicht nur einseitig Strom liefern, sondern auch einspeisen können. Mehr als 250 Millionen Euro investierte die Enso im Regionalbereich Bautzen in den vergangenen 20 Jahren in die Instandhaltung und Erweiterung des Stromnetzes. Mehr als 2 000 Kilometer Mittel- und Niederspannungsleitungen und 62 Kilometer Hochspannungsleitungen wurden erneuert, ebenso 15 Umspannwerke, zum Beispiel in Schmölln, und 750 Ortsnetzstationen.
Straßenlaternen kommunizieren
In 48 Kommunen des Landkreises ist die Enso Netz für die Straßenbeleuchtung zuständig. In diesem Rahmen sind etwa ein Zehntel der 6 000 Laternen mit energiesparenden LED-Leuchten ausgestattet worden. In Oßling testet die Enso zudem ein sogenanntes Lichtmanagementsystem. Die Leuchten stehen über Wlan miteinander in Verbindung. Wenn eine Leuchte kaputt ist, wird das automatisch gemeldet. Auch die Helligkeit kann ferngesteuert werden.
Mehr Ladesäulen im Kreis geplant
Im Jahr 2011 eröffnete die Enso eine erste Ladesäule für Elektroautos in Radeberg. Mittlerweile bietet der Netzbetreiber an zehn Standorten im Landkreis Bautzen Ladesäulen an. Bis 2020 sollen 17 weitere dazukommen, zum Beispiel in Neukirch, Königswartha und Königsbrück. In der Stadt Bautzen soll eine 150-kW-Schnellladesäule eingerichtet werden.
Erneuerbare Energien bleiben Thema
Ziel des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ist es, die Energieversorgung umzubauen und den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung bis 2050 auf mindestens 80 Prozent zu steigern. Auch die Enso speist Strom aus erneuerbaren Energien ins Netz, der Großteil davon stammt aus Solaranlagen. Im Windpark Wachau betreibt die Enso zwei Windenergieanlagen. Etwa 40 Prozent der Enso-Kunden im Kreis Bautzen könnten so statistisch betrachtet durch erneuerbare Energien versorgt werden. Derzeit sucht die Enso Netz nach Partnern für weitere Projekte.
Intelligente Messsysteme einführen
Wann die ersten intelligenten Strommessgeräte eingebaut werden, ist noch unklar. Fest steht aber, dass in der Zukunft immer mehr intelligente Strommessgeräte zum Einsatz kommen sollen. Die Geräte sollen ein Schritt in der Digitalisierung der Energiewende sein. Für Nutzer mit einem Verbrauch von über 6 000 Kilowattstunden, also überwiegend Gewerbetreibende, sind die Geräte bis 2020 verpflichtend. „Wir stehen in den Startlöchern. Personal und Partnerfirmen sind bereits geschult“, sagt Detlef Marko.
Von Theresa Hellwig
Foto: Uwe Soeder