Großenhain. Mohammed Almayyahi ist 41 Jahre alt, wohnt in Meißen und kommt ursprünglich aus dem Irak. Obwohl er schon 2016 nach Deutschland flüchtete, hat er bisher nur eine Duldung. Seit Juni ist er nach einer zweimonatigen Probearbeit bei der Firma Tobias Prometall eingestellt worden. Nun arbeitet er als Produktionsarbeiter, obwohl er keine abgeschlossene Berufsausbildung hat. Seiner Auskunft nach hätte er schon als Sechsjähriger in seiner Heimat geschweißt. Geschäftsführer Robert Kiank gibt ihm eine Chance. „Ich brauche jemanden, der arbeiten will“, sagt der Unternehmer von Tobias Prometall. „Dabei ist doch egal, wo derjenige herkommt.“
Zwar sind aktuell über 29.000 Geflüchtete in Sachsen in einem Vollzeit- oder Teilzeitjob beschäftigt. Also sozialversicherungspflichtig. Doch gemessen an der Zahl von knapp 10.400 Menschen aus acht vorherrschenden Herkunftsländern, die arbeitslos gemeldet sind, erscheint das nicht so viel.
Laut Arbeitsagentur gibt es zwei Gründe: Zum einen sind ausländische Bewerber nicht immer geeignet bzw. nicht bereit für eine bestimmte Arbeit. „Für erfolgreiche Integrationen braucht es aber auch Arbeitgeber, die zum Chancengeber werden“, so Berit Kasten, Sprecherin der Riesaer Arbeitsagentur. Die Großenhainer Metallfirma stellt aktuell vier neue Mitarbeiter ein, darunter voraussichtlich auch einen Ukrainer. Geschäftsführer Kiank will seine neuen Leute „zum Laufen bekommen“. Denn natürlich werden sie gebraucht.
Job-Turbo der Arbeitsagentur soll Geflüchtete schneller in Jobs bringen
Zur Unterstützung und Förderung solcher Integrationsbeispiele hat die Arbeitsagentur im Oktober 2023 bundesweit den Job-Turbo gestartet. Ziel ist die schnellere und bessere Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Berit Kasten: „Sie sollen Arbeitserfahrung sammeln, während der Beschäftigung ihre Sprachkenntnisse im praktischen Alltag ausbauen und anschließend sinnvoll weiter qualifiziert werden.“ Tatsächlich würden Firmen in der Region aktuell aber nur sporadisch einstellen. „Sofort ist selten“, sagt Vermittlerin Astrid Winkler vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur.
Die Tobias Prometall in der ehemalige Textimahalle an der Flutrinne bietet innovative Lösungen in der Feinblechverarbeitung sowie für komplexe Aufgabenstellungen im Sondermaschinenbau. „Wir sind Automobilzulieferer und Ausstatter der Mikroelektronik“, sagt Geschäftsführer Robert Kiank, seit zwei Jahren im Unternehmen. 62 Mitarbeiter stehen hier in Lohn und Brot. Bei der Personalsuche arbeiten die Großenhainer mit dem Arbeitgeber-Service der Riesaer Arbeitsagentur zusammen. Um den erhöhten Einarbeitungsaufwand für Mohammed Almayyahi – wie auch für bestimmte deutsche Arbeitnehmer – auszugleichen, wird ein Eingliederungszuschuss gezahlt.
Großenhainer Unternehmer: „Gute Mitarbeiter sehen die Arbeit“
„Ein Drittel der Zeit muss ein Kollege den neuen Mitarbeiter unterstützen“, so Robert Kiank. Das müsse sichergestellt werden. Neben den deutschen Kollegen gäbe es drei weitere Herkunftsnationen, was für die Firma keine Rolle spiele. „Unser Mitarbeiter Mirko Schneider wohnt auch in Meißen. Er bringt Mohammed mit zur Arbeit“, sagt sich der Geschäftsführer.
Das Unternehmen legt bei der Einstellung vor allem Wert auf die persönliche Einstellung. „Gute Mitarbeiter sehen die Arbeit, wollen gemeinsam vorankommen, sind wissbegierig, lernbereit und interagieren freundlich sowie respektvoll. Ein gutes Team, in dem man auf sich achtet und sich gegenseitig unterstützt, bringt uns alle voran“, sagt Robert Kiank.
Dass immer mehr geflüchteten Menschen der Einstieg in den Arbeitsmarkt gelingt, belegen die Ergebnisse der aktuellsten Hochrechnung zur Beschäftigung in Sachsen: Die aktuell 28.900 geflüchteten Menschen, die hier eine Arbeit haben, sind rund 5.300 mehr als im März 2023. Insgesamt 16.700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte kommen aus den acht Asylherkunftsländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien. Und 7.700 aus der Ukraine. Zusätzlich zu den 24.400 Beschäftigten gibt es 4.500 geflüchtete Menschen, die einen Minijob ausüben. Auch hier wäre das ein kräftiger Beschäftigungsanstieg.