Herr Schikatzki, Ihr Vorgänger und Freund Rolf Schlagloth ist am 27. Februar gestorben. Mit welchen Gefühlen treten Sie jetzt seine Nachfolge an?
Ich habe über zehn Jahre sehr eng mit ihm zusammengearbeitet. Rolf Schlagloth war immer der Chef, er blieb Chef, auch wenn er nicht da war, wenn er zu Behandlungen ins Krankenhaus musste. Wir verbliebenen Führungskräfte, die acht Abteilungsleiter und ich, sind dann eben enger zusammengerückt und haben sein Fehlen ausgeglichen oder überspielt. Rolf Schlagloth war bis zuletzt Sparkasse. Er hat noch am Tag seines Todes 200 Briefe im Krankenhaus in Dresden unterschrieben. Ich werde jetzt in seine sehr großen Fußstapfen treten. Ich bin froh, dass der Verwaltungsrat einstimmig für mich gestimmt hat.
Was werden Sie genau so machen wie er und was vielleicht anders?
Erstes Ziel von Rolf Schlagloth war immer, die Sparkasse Meißen attraktiv und zukunftsfest zu gestalten. Attraktiv für Kunden, die Öffentlichkeit und den Landkreis Meißen als Träger, aber auch attraktiv als Arbeitgeber. Und zukunftsfest, um in Zeiten der niedrigen Zinsen und der zunehmenden Anforderungen des Gesetzgebers und der Aufsichtsbehörden ausreichende Gewinne zu erwirtschaften. Das bleibt so.
Wann wird die Stelle des zweiten Vorstandes wieder besetzt?
Die Stelle des Mitglieds des Vorstandes ist derzeit online ausgeschrieben. Bis zum 15. August 2018 läuft die Bewerbungsfrist, im September 2018 treffen der Personalausschuss und der Verwaltungsrat der Sparkasse Meißen eine Auswahl und entscheiden. Wegen des Vier-Augen-Prinzips sind zwei Vorstände nötig. Die Sparkasse Meißen war und ist jederzeit voll handlungsfähig. Neben mir vertreten die Sparkasse Meißen noch zwei Verhinderungsvertreter.
Wie schätzen Sie die aktuelle Ertragssituation der Sparkasse Meißen ein? Ist sie stark genug, um selbstständig zu bleiben?
Im Vergleich zu Kreditinstituten anderer Bankengruppen und zu anderen Sparkassen ist die Sparkasse Meißen zwar nur mittelgroß, aber ertragsstark. Damit konnten wir seit der Fusion unser Eigenkapital und unsere Rücklagen stärken. Wir bleiben selbstständig. Trotz des schwierigen Umfeldes ist die Sparkasse Meißen stabil und erfüllt jederzeit alle Anforderungen des Gesetzgebers und der Bankenaufsicht. Der Jahresabschluss 2017 hat dies bestätigt.
Sie haben aber keine Gewinne an den Landkreis abgeführt?
Das stimmt. Stattdessen wurde das Kapital der Meißner Sparkassenstiftung mit einer Million Euro gestärkt, die dadurch mehr Erträge erwirtschaften kann. Und diese Erträge kommen Vereinen und Institutionen im Landkreis Meißen zugute.
Wie erklären Sie sich das hohe Wachstum bei Krediten und Kundeneinlagen im vorigen Jahr?
Tatsächlich war das Jahr 2017 trotz der niedrigen Zinsen eines unserer besten Jahre. Das hängt sicher mit dem Immobilienboom zusammen, aber nicht ausschließlich. Unsere Kunden vertrauen der Sparkasse Meißen. Auch die Einlagen sind deutlich gewachsen und noch mehr die Anlagen in Wertpapiervermögen.
Umstritten war ja der großflächige Abbau von Geldautomaten im Landkreis Meißen. Werden Sie da etwas zurückdrehen?
Die Sparkasse Meißen ist flächendeckend im Landkreis Meißen vertreten. Daran ändert sich auch nach der Anpassung unserer Präsenz an einzelnen Standorten nichts. Denn wir sind dort, wo unsere Kunden durch ihr Verhalten gezeigt haben, dass sie unseren Service nutzen wollen.
In Stauchitz und Schönfeld haben andere Anbieter die Geldautomaten übernommen. Für sie rechnet es sich?
Das wird sich noch zeigen. Kunden, die jetzt dort Geld abheben, müssen einen Euro bezahlen. Zudem werden Geldautomaten schon weniger genutzt, weil der Onlinehandel boomt und damit Online-Zahlungen, weil Kartenzahlungen flächendeckend möglich sind und weil der Einzelhandel Bargeld auszahlt. So zum Beispiel der Getränkemarkt Dietrich in Schönfeld gleich hinter dem Geldautomaten. Seit einigen Tagen können Kunden der Sparkasse Meißen mit ihrem Smartphone auch mobil bezahlen, sodass Geldautomaten mehr und mehr an Bedeutung verlieren.
Im Frühsommer haben Sie die Preise für Ihre Kontenmodelle teilweise recht deutlich erhöht. Wie viel Kunden haben Sie deshalb verloren?
Die Preise haben wir angepasst und für viele Kunden sind damit höhere Kosten verbunden. Deshalb haben sich einige Kunden kritisch geäußert und Konten geschlossen. Die allermeisten Kunden hatten jedoch Verständnis für die Veränderung.
Wie werden die unterschiedlichen Modelle genutzt? Vermutlich hat sich der Trend zum reinen, preiswerteren Online-Konto verstärkt, oder?
Jeder Kunde hat sich das für ihn passende Modell ausgesucht. Und entgegen der Annahme haben sich viele Kunden für „Das exklusive Konto“ entschieden. Mit diesem Modell haben die Kunden Kostensicherheit und können den gesamten Service der Sparkasse Meißen uneingeschränkt nutzen. Eben etwas Exklusives. Wir haben weniger Konten verloren als erwartet.
Es wurde auch ein Drittel aller Filialen geschlossen. Wie geht es hier weiter?
Wir bewerten in zeitlich größeren Abständen regelmäßig unser gesamtes Filialnetz. Derzeit stehen aber keine Veränderungen oder Schließungen an. Auch im nächsten Jahr nicht.
Wird sich die Sparkasse Meißen an den jetzt möglich gewordenen Echtzeit-Überweisungen beteiligen? Kostet das dann extra?
Unsere Kunden können seit dem 10. Juli 2018 online in Echtzeit überweisen. Dafür berechnen wir derzeit keine Extra-Kosten. Seit dem 20. Juni 2018 können im Online-Account auch Konten und Depots bei anderen Banken angezeigt werden. Wir haben unser Online-Geschäft stark ausgebaut und werden das auch weiter tun. Unsere Sparkasse gibt es jetzt schon 190 Jahre. Veränderung gehört zu unserem Geschäft.
Die Sparkasse Meißen wurde wegen ihrer hohen Vorstandsgehälter kritisiert. Verdienen Sie jetzt weniger?
Unsere Gehälter sind nicht überzogen. Es gibt Empfehlungen des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, die abgestimmt sind mit dem Finanzministerium. Wir liegen genau innerhalb dieser Empfehlungen.
Das Gespräch führte Ulf Mallek.