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Wackers neuer Feuerwehrchef

46 Berufsfeuerwehrleute sind im Chemiewerk für die Sicherheit verantwortlich. Michael Witt weiß, worauf es dabei ankommt.

Lesedauer: 3 Minuten

Kommissarisch hatte er das Amt schon länger inne, seit Anfang November ist es nun auch offiziell: Michael Witt ist neuer Leiter der Wacker-Werkfeuerwehr in Nünchritz. Der 42-Jährige arbeitet seit über einem Jahrzehnt am Standort und fährt dienstlich einen knallroten alten BMW. Die Kulisse der Einsätze ist stets die gleiche: Wenn sie gebraucht werden, düsen die Feuerwehrwagen zwischen den weithin erkennbaren Anlagen des Wacker-Werkes hindurch.  Auch die Feuerwehrzentrale ist durch einen entsprechenden Schriftzug gut sichtbar.
Nünchritz. Was tut eine Feuerwehr denn eigentlich, wenn es doch nie brennt? Eine Frage, die Michael Witt schon öfter gehört hat, seitdem er bei der Wacker-Werkfeuerwehr arbeitet. Denn der Chemiefabrikant lebt davon, dass der Ernstfall möglichst ausbleibt. Und trotzdem haben die Mitarbeiter der Werkfeuerwehr immer alle Hände voll zu tun.

„Unser Job im Werk unterscheidet sich natürlich ein wenig vom klassischen Berufsfeld eines Feuerwehrmanns“, sagt Michael Witt. Der 42-Jährige ist seit Anfang November Leiter der Werkfeuerwehr, zuvor war er Stellvertreter und hatte das Amt nach dem Ausscheiden seines ehemaligen Chefs bereits kommissarisch inne. „Wir verstehen uns hier auch als Dienstleister für das ganze Werk und sorgen dafür, dass immer größtmögliche Sicherheit gewährleistet ist“, erklärt Witt. Und meint damit vor allem die täglichen Aufgaben der Kameraden: Messgeräte prüfen, Feuerlöscher instandhalten, Schutzanzüge reinigen, Fahrräder reparieren. „Unser Arbeitsfeld hier im Werk ist sehr breit gefächert.“ 

Michael Witt selbst ist seit fast elf Jahren bei der Werkfeuerwehr von Wacker tätig. Schon von Kindestagen an träumte er von diesem Beruf. Aber dann ist er doch erst einmal Elektriker geworden und hat viele Jahre als Veranstaltungstechniker in einem Kulturhaus gearbeitet. Dementsprechend offen ist er heute für Quereinsteiger. „Ich habe kein Problem damit, auch einen Koch oder einen Erzieher zum Bewerbungsgespräch einzuladen, wenn er entsprechend versiert und ernsthaft an unserer Arbeit interessiert ist“, sagt der Wehrleiter. Bei aller Offenheit setzt er dabei aber auch Grenzen: „Wer noch nie einen Feuerwehreinsatzplan gesehen hat, wird mir beim Bewerbungsgespräch aber natürlich auffallen.“

Generell sei es eine große Herausforderung, sich auf die Arbeit im Werk einzulassen, meint Witt. „Bei uns muss ein Feuerwehrmann auch damit zurechtkommen, dass typische Feuerwehreinsätze nicht zur Tagesordnung gehören.“ Denn tatsächlich ist es für die Kameraden mehr ein normaler Arbeitstag als Dienstleister, an dem sie nebenher auf Feuerwehr-Bereitschaft sind.

Punkt 7 Uhr morgens beginnt ein Arbeitstag in der Werkfeuerwehr. Mindestens 14 Kameraden sind dann pro Schicht im Gebäude unterwegs und kommen in den einzelnen Werkstätten ihren Aufgaben nach. Doch wenn ihre Arbeitszeit nach acht Stunden zu Ende ist, gehen sie nicht etwa nach Hause, sondern beschäftigen sich im Gebäude der Werkfeuerwehr. Kochen, Fernsehen, Sporttreiben, Schlafen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Erst um 7 Uhr am Morgen ist die 24-Stunden-Schicht vorbei. Dann gehen die Kameraden nach Hause, erholen sich einen Tag lang und kommen am Tag danach wieder. Oder sie haben mal mehrere Tage am Stück frei. Eine Arbeitsintensität, die auch zusammenschweißt. „Durch die 24-Stunden-Schichten wächst das Team natürlich schnell zu einer Familie zusammen“, sagt Michael Witt. „Besonders berüchtigt sind unsere gemeinsamen Kochaktionen am Wochenende. Da gibt es schon den ein oder anderen Könner in unserem Team.“

Wirklich brenzlige Einsätze erleben die Mitarbeiter der Werkfeuerwehr dagegen eher selten. Die Sicherheitsstandards bei Wacker sind darauf ausgelegt, keine Gefahrenherde zuzulassen und Notfälle frühzeitig zu verhindern. Was den Kameraden von Wacker im Vergleich zu ihren Kollegen außerhalb des Werkes typische Feuerwehrarbeit spart. „Aber im Grunde sind wir froh darüber, so wenig scharfe Einsätze wie möglich zu haben“, sagt Michael Witt.

Und trotzdem schwebt die Gefahr an einem Ort wie dem Wacker-Werk immer mit. „Wenn es dann nötig ist, müssen wir auf die Sekunde zur Stelle sein. Dafür sind meine Männer rund um die Uhr hier“, so der Wehrleiter.

Wie auf Bestellung geht dann auch ein Alarm los. Während ein paar seiner Kollegen zu ihren Wagen eilen und durch das sich öffnende Feuerwehrtor mit Blaulicht und Sirene davonbrausen, bleibt Michael Witt ganz entspannt. „Bei diesem Einsatz handelt es sich jetzt um die Rettung einer Person aus einem feststeckenden Lift“, erklärt er die Durchsage vom Leitstand. „Solche Einsätze kommen auf dem Gelände immer mal wieder vor, da wir hier am Standort einfach sehr viele Aufzüge haben und somit die Fehleranfälligkeit höher liegt.“ Für den frisch ernannten Wehrleiter kein Grund zur Beunruhigung. „Das erledigen meine Männer in der Regel sehr routiniert innerhalb weniger Minuten.“

 

Von Kevin Schwarzbach

Foto: © Sebastian Schultz

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