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Waggonbau Görlitz/Bautzen: Aufträge reichen noch bis Mitte 2026

Neueste Auslastungszahlen der Alstom-Werke in Görlitz und Bautzen haben die Spekulationen über den Bestand der Standorte angefacht. Der Görlitzer OB will alles tun für den Erhalt des Standorts Görlitz.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht Ministerpräsident Michael Kretschmer mit den Mitarbeitern von Waggonbau Görlitz
Wie lange wird der Waggonbau in Görlitz noch bestehen? Das würde auch Ministerpräsident Michael Kretschmer gern wissen. © Martin Schneider

Von Sebastian Beutler

Der Alstom-Konzern ist Presseberichten entgegengetreten, dass der Waggonbau in Görlitz Mitte 2026 schließen wird. Zwar räumte ein Sprecher des Unternehmens in Berlin ein, dass der Wagenkastenrohbau in Deutschland rückläufig ist. Gerade dafür steht das Görlitzer Werk. „Es ist jedoch nicht der Zeitpunkt, um aus dieser Entwicklung unmittelbare Konsequenzen für den Standort Görlitz abzuleiten“, erklärte er weiter. Das Unternehmen setze weiterhin den Zukunftstarifvertrag um, der allerdings von Arbeitnehmerseite gekündigt wurde. Er laufe bis 2026 und schütze die deutschen Standorte, erklärte Alstom weiter.

Allerdings ist auffällig, dass sowohl die derzeit für Görlitz vorgesehenen Aufträge als auch der Zukunftstarifvertrag bis 2026 reichen. „Am Standort Görlitz laufen aktuell Produktionen für Doppelstockwagen für Israel und die Deutsche Bahn. Zudem werden verschiedene Straßenbahnprojekte umgesetzt“, erklärt der Sprecher von Alstom. „Auch die Vorbereitungen für die Wagenkästen für die Leipziger Straßenbahnen sind angelaufen“.

Aus Betriebsratskreisen wird die Auslastung des Görlitzer Werks aber kritisch gesehen. Vor allem auch vor dem Hintergrund der Alstom-Strategie, Neuaufträge vornehmlich an kostengünstigeren Standorten wie in Katowice abzuarbeiten. So hat es zuletzt keine neuen Aufträge für das Görlitzer Werk mehr gegeben. Gesamtbetriebsratsvorsitzenden René Straube stört dabei schon seit Jahren, dass deutsche Verkehrsverbünde millionenschwere Großaufträge an Konzerne wie Alstom vergeben. Diese meist von Steuergeldern finanzierten Aufträge landen aber nicht an den deutschen Produktionsstandorten des Konzerns. Straube setzt sich daher dafür ein, dass der EU-Wettbewerb an dieser Stelle ausgesetzt wird, sodass steuerfinanzierte Aufträge auch in deutschen Werken für Arbeit und Beschäftigung sorgen. Allerdings gehört der Wettbewerb zum Kernelement des EU-Binnenmarktes. In Görlitz sind derzeit noch 700 Mitarbeiter im Waggonbau tätig.

Und dass muss so bleiben. Der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu meldet sich jetzt dazu zu Wort. “ Wir werden alles für den Erhalt der Industriearbeitsplätze am Standort Görlitz tun“, teilt der Görlitzer OB mit. Der Erhalt der Industriearbeitsplätze am Standort Görlitz über das Jahr 2026 hinaus sei für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch für die Stadt extrem wichtig, so Ursu. Gemeinsam mit Ministerpräsident Michael Kretschmer sei er dazu mit dem Alstom-Betriebsrat im engen Austausch.

Während Görlitz vor allem im Mittelpunkt der Schließungs-Spekulationen steht, ist auch das Werk in Bautzen davon nicht gänzlich unbenommen. Zwar sei es für die Zukunft gut aufgestellt und im „Standortnetzwerk von Alstom für die Produktion und Tests von Straßenbahnen und Regionalzügen eine feste Größe“, erklärt der Sprecher von Alstom. Doch sei der Standort auch nur in den „nächsten ein, zwei Jahren stabil ausgelastet“.

Da aber das Waggonbau-Geschäft langfristig läuft, müssen eigentlich jetzt schon Aufträge für die Zeit nach Mitte 2026 vorliegen. Die Bautzener Standortleiterin Beata Krehel hatte zuletzt in einem SZ-Interview erklärt, dass sie sich an mehreren Ausschreibungen in den nächsten Jahren beteiligen wird. „Wenn Alstom bei diesen deutschland- und europaweiten Ausschreibungen erfolgreich ist, wird sicher auch Bautzen profitieren.“ In Bautzen beschäftigt Alstom rund 1.100 Mitarbeiter, darunter 150 Leiharbeiter.

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