Florian Reinke
Leipzig/Dresden. Für Fluggäste und die Luftverkehrsbranche reißen die schlechten Nachrichten in diesen Tagen nicht ab. Mit dem Rückzug von Ryanair schrumpft das Angebot an Verbindungen in Sachsen; auch andere Airlines streichen in Deutschland Strecken – und jetzt gibt es in der Branche neuen Unmut: Im kommenden Jahr steigen die sogenannten Luftsicherheitsgebühren mitunter deutlich. Die Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle trifft es dabei besonders, erfuhr diese Zeitung aus Branchenkreisen. Für Reisende dürften sich Tickets damit weiter verteuern, und die Flughäfen sorgen sich um ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Wie hoch fällt der Anstieg aus? Und was hat es mit der Gebühr auf sich? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was sind Luftsicherheitsgebühren – und warum sind sie für Reisende wichtig?
Jeder Fluggast kennt es: Vor dem Boarding werden Passagiere und Gepäck durchleuchtet, um gefährliche und verbotene Gegenstände aus dem Verkehr zu ziehen. Die Checks sollen den Luftverkehr vor Angriffen auf die Sicherheit schützen. Umsonst ist das nicht: Die Airlines zahlen für jeden kontrollierten Passagier eine Luftsicherheitsgebühr an die zuständige Behörde.
An den sächsischen Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden sowie in Bremen, Düsseldorf, Erfurt, Hamburg, Hannover, Köln/Bonn, Saarbrücken und Stuttgart wird die Gebühr durch die Bundespolizei berechnet und eingezogen. An anderen Airports übernimmt das die jeweilige Landesbehörde, in Berlin und Frankfurt/Main der Flughafenbetreiber. Die Gebühren beinhalten die Kosten für das Personal, das von Sicherheitsdienstleistern bereitgestellt wird, sowie die Sachkosten unter anderem für Technik.
Auch wenn es viele Reisende nicht wissen: Faktisch sind sie es, die die Kosten tragen, denn die Airlines reichen die Gebühren an die Passagiere weiter. Dies macht die Gebühr zu einem wichtigen Faktor bei der Preisgestaltung von Flugtickets.
Wie stark steigen die Luftsicherheitsgebühren?
An den Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle beträgt die Gebühr bisher zehn Euro. Im Januar steigt die Gebühr in Dresden auf 15 Euro – und damit auf das neue, bundesweit festgelegte Maximum, erfuhr diese Zeitung aus Branchenkreisen und vom Bundesinnenministerium. Während die Gebühr in Dresden damit um 50 Prozent steigt, tut sie das in Leipzig um rund 28 Prozent auf 12,82 Euro. In Düsseldorf beispielsweise fällt der Anstieg mit einem Plus von 0,70 Euro eher gering aus. Dass die Gebühren unterschiedlich hoch sind, begründet das Innenministerium unter anderem mit dem Passagieraufkommen. Denn an kleineren Flughäfen müssen die Kosten für die Sicherheitskontrolle auf weniger Fluggäste verteilt werden, was zu höheren Gebühren pro Person führt.
Warum steigen die Gebühren für die Sicherheitskontrolle?
Die Gebühren, die für die Sicherheitskontrolle anfallen, sind gemäß einer Verordnung gedeckelt. Bisher lag die Höchstgrenze bei maximal zehn Euro. Wie es aus dem Bundesinnenministerium heißt, sind diese Obergrenzen seit einem Vierteljahrhundert unverändert. Mit Zustimmung des Bundesrates habe das Ministerium die Gebührensätze zum 1. Januar „an die tatsächliche Kostenentwicklung“ angepasst.
Der Grund: Die Kosten sind gestiegen, beispielsweise für die Bezahlung der Mitarbeiter der privaten Sicherheitsfirmen, die für die Kontrolle beauftragt werden. Die bestehenden Regelungen waren demnach nicht mehr geeignet, die stark gestiegenen Kosten in der Luftsicherheit bei den Airlines zu refinanzieren und hätten daher den Steuerzahler belastet.
Welche Folgen hat der Anstieg für Fluggäste?
Da Airlines die Gebühr ihren Passagieren in Rechnung stellen, werden sie den Anstieg schlussendlich zu spüren bekommen, heißt es einhellig in der Branche. Wie Uwe Schuhart, Konzernpressesprecher der Mitteldeutschen Flughafen AG anmerkt, bringen steigende Luftsicherheitsgebühren in Kombination mit der nationalen Luftverkehrssteuer und den Flugsicherungsgebühren für die Airlines „weitere Kostensteigerungen mit sich, die sie an ihre Kunden – die Passagiere – weitergeben.“ Das wirke sich unterm Strich auf den Ticketpreis aus.
Das Management der beiden sächsischen Flughäfen warnt: Diese Preisspirale lasse sich nicht beliebig weiterdrehen. Mit den steigenden Kosten gehe die Nachfrage zurück, und Airlines verlagern ihr Angebot ins Ausland, etwa nach Prag. Als mahnendes Beispiel gilt der Ryanair-Exit aus Sachsen.
Was bedeutet der Anstieg für die Flughäfen und den Luftverkehr?
Aus Sicht des Flughafenverbandes ADV verliert „Deutschland im Luftverkehr aufgrund der hohen Kosten weiter den Anschluss“, wie Isabelle B. Polders, Leiterin Kommunikation und Strategie beim Interessensverband, betont. Der Verband verweist nicht allein auf die Sicherheitsgebühren, sondern auch auf die Luftverkehrssteuer, die im Mai um 25 Prozent erhöht wurde. „Der Luftverkehrsstandort Deutschland liegt in seiner Entwicklung unter dem Niveau von 2013. Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig“, sagt sie.
Und in Sachsen? Hier treibt das Management der Mitteldeutschen Flughafen AG um, dass die Attraktivität der Airports Dresden und Leipzig durch die Gebührensteigerungen abnimmt. Hier richtet sich der Fokus vor allem auf Dresden: Der Anstieg um fünf Euro trifft den Flughafen der Landeshauptstadt besonders stark. Durch seine grenznahe Lage herrscht bereits eine größere Konkurrenz zum tschechischen Hauptstadtflughafen Prag. Da der Nachbarstaat eine andere Luftverkehrspolitik fährt als Deutschland, ist die Gebührenlast geringer. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat das neulich in Dresden mit einer Beispielrechnung veranschaulicht: So zahle die Airline in Dresden mit einer Maschine mit 100 Passagieren allein 4500 Euro für Gebühren und Abgaben. In Prag gingen hingegen nur 550 Euro verloren.
Wie geht es weiter?
In den kommenden Jahren werden die Preise für Flugtickets ab Deutschland wohl weiter anziehen, so befürchten es zumindest Branchenkenner. Auch die Luftsicherheitsgebühren könnten weiter steigen: Wie das Bundesinnenministerium auf Anfrage bestätigt, ist der nächste Anstieg 2028 vorgesehen. Über die Höhe macht das Ministerium keine Angaben, das sei „rein spekulativ“. Doch ein Insider nennt bereits eine Zahl: Am Flughafen Dresden etwa könnten die Sicherheitsgebühren auf bis zu 20 Euro steigen.