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Warum ein Stahlwerker italienisch spricht

Tim Bause ist bei Feralpi für den Einkauf von Millionen Kilowattstunden Strom verantwortlich – und fährt nicht nur dienstlich nach Italien.

Lesedauer: 2 Minuten

L’acciaieria – auf Deutsch das Stahlwerk. Dort arbeitet Tim Bause seit acht Jahren. Mittlerweile kann der 45-Jährige seinen Arbeitsplatz auch in Italienisch perfekt aussprechen. Dank einer vom Arbeitgeber bezahlten Weiterbildung. „Das Angebot, Italienisch zu lernen, liegt nahe, denn unser Mutterkonzern ist italienisch“, sagt Personalleiter Kai Holzmüller vom Riesaer Stahlwerk. „Gerade für die Mitarbeiter im Management ist die Sprache hilfreich, sind sie doch öfter auf Dienstreise in den italienischen Feralpi-Werken unterwegs.“

Tim Bause, promovierter Ingenieur für Verfahrenstechnik, leitet den Bereich „Energie und Medien“ bei Feralpi. Damit ist er unter anderem für den Einkauf von rund 540 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr verantwortlich – das Riesaer Stahlwerk verbraucht deutlich mehr Energie als alle Einwohner Riesas zusammen. Zudem ist es seine Aufgabe, jährlich 240 Millionen Kilowattstunden Gas einzukaufen: Wer Schrott zu Stahl schmelzen will, braucht Energie. Viel Energie. „Auch das Energiemanagement gehört zu meinen Aufgaben“, sagt der Dresdner. Dabei geht es darum, durch die Optimierung von Organisation und Anlagen Energie zu sparen.

Zum Bereich Medien von Tim Bause gehören etwa die Rohrleitungsnetze für Gas, Trink- und Kühlwasser, Druckluft und Technische Gase, außerdem die Aggregate und Kühlwerke – wie der auffällige Kühlturm von Feralpi. Bei dem Tätigkeitsfeld empfiehlt es sich, sich mit dem Mutterkonzern auszutauschen. „Wir lernen gegenseitig aus Fehlern wie Erfolgen“, sagt der Ingenieur. Denn das Werk im italienischen Lonato ist zwar deutlich größer als das Riesaer, dennoch gibt es Parallelen. Austauschen kann man sich per E-Mail – aber auch durch zwei bis drei Dienstreisen pro Jahr. Und dafür hat Bause mittlerweile das Italienisch-Sprachniveau A 2 erreicht. „Für das Sprachniveau musste ich an die Volkshochschule in Leipzig, weil das weder in Riesa noch in Dresden angeboten wird“, sagt Bause. Als Nächstes will er die Prüfung auf dem Niveau B 1 absolvieren.

Neben den Sprachkursen sitzen Führungskräfte auch in Seminaren zur Verbesserung ihrer sogenannten Soft Skills. Diese vermeintlich „weichen“ Themen hätten oft einen großen Nachhall, sagt Personalchef Holzmüller: „Was macht den Vorgesetzten von heute aus, wie geht man auf Mitarbeiter am besten ein? Das ist wichtig in einem Betrieb, in dem viele Menschen zusammenarbeiten.“ Weiterbildung sei nicht nur für Manager ein Thema. „Wir sind ein europaweit agierendes Unternehmen und müssen am Puls der Zeit bleiben, um im Wettbewerb zu bestehen“, so Holzmüller. Manchmal lässt sich das Thema Weiterbildung direkt in den Arbeitsalltag integrieren: So werden Großreparaturen genutzt, um Mitarbeiter, die nicht damit beschäftigt sind, weiterzubilden. „So verstehen auch Quereinsteiger, wie zum Beispiel ein Walzwerk funktioniert.“

Tim Bause kann sein dienstlich erworbenes Wissen auch privat nutzen. „Mit meiner Frau war ich auch früher schon öfter in Italien in Urlaub“, sagt der 45-Jährige. Damals war er noch gar nicht bei Feralpi – und ist dennoch häufiger am Gardasee gewesen, wo ganz in der Nähe der Konzernsitz liegt. „Wir sind vor allem nach Italien gefahren, weil meine Frau an der Uni in Freiberg Italienisch gelernt hat“, sagt der Dresdner. Mittlerweile urlaubt er am liebsten in Ligurien, der sogenannten „Blumenriviera“, zwischen der Toskana und Frankreich. „Da ist es landschaftlich sehr schön – und nicht so überlaufen.“ 

 

Von Christoph Scharf

Foto:  ©  Sebastian Schultz

 

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