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Warum Heizungen aus Arnsdorf sogar nach China exportiert werden

Weil Arbeitskräfte fehlen, sucht Sachsen gezielt in Vietnam, Ägypten und noch drei Regionen. Minister Dulig und Arbeitgeber sind aber nicht in allem einig.

Lesedauer: 2 Minuten

In der Fabrik in Arnsdorf stehen zwei Männer in roter Arbeitskleidung an einer Werkbank und montieren Schrauben.
In Arnsdorf werden Flächenspeicherheizungen hergestellt.

Von Constanze Junghanß

Klimawandel. Energiewende. Aktuelle Schlagworte, zu denen sich ein weiteres in den letzten Jahren gesellte: Wärmepumpe. Die Internetsuchmaschine Google spuckt mittlerweile etwa 26 Millionen Ergebnisse zu dem Begriff aus. Die Wärmepumpe gilt als Alternative zu Kohle-, Öl- und Gasheizungen. Unumstritten ist sie nicht. Der Einbau samt den notwendigen Umbauten ist teuer, die Wartezeiten lang, Material teils nicht zeitnah verfügbar. Und schon gar nicht ist die Wärmepumpe für alle Gebäudearten sinnvolles Allheilmittel gegen kalte Räume.

Gibt es andere Alternativen? „Wir leisten einen Beitrag zur Energiewende“, zeigt sich Diplom-Ingenieur Christian Adams überzeugt. Adams ist General-Manager der Thermotec.AG. Das Unternehmen gibt es bereits seit rund 23 Jahren. 2015 zog die Firma nach Arnsdorf um. Waldrand, ehemaliger Steinbruchbetrieb. Zuletzt eine Kunststofffabrik, die später leer stand. Thermotec zog ein. Vor dem Tor eine Schranke, die sich per Wechselsprechanlage öffnet. Modernes Bürogebäude, die große Verpackungsstation, Produktionshalle. Von der Straße aus ist das Areal kaum zu sehen. Frisch vom Band und selbst produziert werden in Arnsdorf sogenannte Flächenspeicherheizungen.

Auf Wunsch auch in Farbe: Violett oder Pink sogar – fast alles sei möglich, wie Adam sagt. Der Klassiker allerdings kommt in Weiß daher. Die Flächenspeicherheizung wird elektrisch betrieben. „Vier Schrauben in die Wand, Stecker in die Steckdose“, erläutert der Manager. Auf einer großen Messe in Mailand stellten die Arnsdorfer letztes Jahr ihre Elektroheizungen vor, sind auf der Leitmesse für Heizungs- und Haustechnik in Frankfurt am Main dabei gewesen. Und exportieren europaweit, nach China ebenso und bis nach Südamerika. „Wir strecken jetzt die Fühler bis nach Nordafrika aus“, sagt Christian Adam. Und auch: „Wir produzieren 100 Prozent CO2-freie Heizungen.“ Gerade in asiatischen Ländern oder den Emiraten seien Heizungssysteme wie in Deutschland kaum bekannt. „Da wird mit der Klimaanlage geheizt“, sagt der Unternehmer.

Heizungssteuerung gibt Wärme ab, wenn sie gebraucht wird

Hierzulande sind die Strompreise seit dem Krieg in der Ukraine für die Verbraucher teurer geworden. Zwar hat die Bundesregierung den Strompreis auf 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt. Doch das ist immer noch bedeutend mehr, als in den Zeiten vor dem Krieg und der damit einhergehenden Energiekrise. Die Arnsdorfer Heizungen funktionieren ausschließlich mit Strom. Lohnt sich das da trotzdem? „Auf den Strompreis haben wir keinen Einfluss“, so der Unternehmer. Allerdings seien die Investitionskosten gering, die Montage nicht mit mühsamen Umbauarbeiten verbunden. Kosten für den Schornsteinfeger fallen ganz weg. Dazu komme: Die Heizkörper haben einen Schamottkern, funktionieren „wie ein elektrischer Kachelofen.“ Unterschied zu Nachtspeicheröfen – die gerade im ländlichen Raum noch oft verbaut sind – sei, dass bei den Flächenspeicherheizungen Wärme dann erzeugt werde, wenn sie gebraucht wird. „Eine effiziente Heizungssteuerung ist eingebaut“, erklärt Adam. Die lasse sich bei Bedarf über eine spezielle Handy-App steuern. Kunden würden über eine 30-prozentige Stromeinsparung gegenüber den Nachtspeicherheizungen berichten, sagt er auch.

Der Unternehmer erzählt, dass es in der letzten Zeit verstärkt und anhaltend vor allem eine hohe Nachfrage nach den Arnsdorfer Heizkörpern in Kombination mit Solaranlagen gibt. Beides ist miteinander machbar, die Arnsdorfer haben dazu Partner aus der Region an der Hand. Die steigende Nachfrage nach dieser Heizungsform nicht nur aus dem In-, sondern auch dem Ausland wie England, Frankreich oder den Benelux-Staaten veranlasste die Termotec.AG zum nächsten Schritt. Investiert wurde kürzlich in eine moderne Schweißanlage. Rund 600.000 Euro kostete diese. Die Sächsische Aufbaubank steuerte etwa 40 Prozent davon als Förderung bei.

Ein Unternehmen auf Wachstumskurs also. 55 Mitarbeiter stehen bei der Thermotec.AG mittlerweile in Lohn und Brot. Und es geht weiter. Eingestellt werden Mitarbeiter für den Vertrieb. Einen Azubi gibt es bereits. Das Unternehmen bildet ab diesem Jahr in den Berufen Metallfachkraft, Industriemechaniker sowie Maschinen- und Anlagenführer aus und bietet Schülerpraktika an. Interessenten könnten sich gerne bewerben, sagt Christian Adams.

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