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Warum Jenoptik und Infineon jetzt kräftig wachsen

Die beiden Hochtechnologie-Firmen Infineon und Jenoptik bauen gerade ihre Dresdner Standorte aus. Beide haben am Mittwoch neue Gründe für Wachstum genannt.

Lesedauer: 3 Minuten

Eine große mehrstöckige Fabrikhalle mit vielen grünen Flächen und einem Parkplatz.
So soll die neue Dresdner Fabrik von Jenoptik aussehen. Im Februar wurde die Bodenplatte gegossen, Richtfest ist für dieses Jahr geplant.

Von Georg Moeritz

Dresden/Jena. Die wachsende Nachfrage nach Mikrochips und steigende Preise kommen den ostdeutschen Fabriken der Mikrochipbranche zugute. Der Thüringer Optik-Spezialist Jenoptik und der Chip-Hersteller Infineon mit wachsender Fabrik in Dresden meldeten am Mittwoch steigende Umsätze. Jenoptik-Chef Stefan Traeger sagte in Jena, vor allem seine Kunden aus der Maschinenbau-Branche seien jetzt sehr stark. Sie liefern beispielsweise Anlagen an die Mikrochipfabriken und verwenden dafür auch Jenoptik-Bauteile.

Infineon-Konzernchef Jochen Hanebeck meldete aus München, dass seine Erwartungen an das neue Geschäftsjahr gestiegen sind: Der Konzern rechnet nun mit deutlich mehr Umsatz als mit den bisher erwarteten 15,5 Milliarden Euro. Voriges Jahr hatte Infineon 14,2 Milliarden umgesetzt. Infineon bereitetet gerade den Bau seiner nächsten Fabrik neben der vorhandenen in Dresden vor. Dort beginnt in diesem Jahr die Arbeit am neuen Werksteil, der fünf Milliarden Euro kosten und 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze zu den vorhandenen 3.200 bringen soll.

Der Infineon-Chef sagte, seine Geschäfte mit den Kunden aus seinen „Kernbereichen Automobil und Industrie“ entwickelten sich robust. Der Umsatz und die Preise stiegen, und auch die Energiekosten entwickelten sich für Infineon besser als bisher vorhergesagt. Im laufenden Quartal werde Infineon mehr als vier Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften statt vorhergesagter rund 3,9 Milliarden. Im ersten Quartal 2022 hatte Infineon noch 3,12 Milliarden Euro umgesetzt. Die Gewinnspanne in laufenden Quartal erreicht laut Hanebeck voraussichtlich deutlich mehr als 25 Prozent vom Umsatz.

Dresdner Neubau von Jenoptik hat Platz zum Wachsen

Während Infineon seinen Neubau auf eine Wiese neben der vorhandenen Fabrik setzt, baut Jenoptik erstmals in Dresden und nutzt dafür ein Grundstück nahe der Mikrochipfabrik von Bosch. Im Februar wurde die Bodenplatte gegossen, für Mitte des Jahres hat Jenoptik das Richtfest angekündigt. 2025 soll die Dresdner Jenoptik-Betriebsstätte die Produktion aufnehmen. Dorthin ziehen die rund 60 Beschäftigten aus verschiedenen Dresdner Büros, 60 zusätzliche kommen hinzu.

Das Werk wird also mit 120 Beschäftigten beginnen, auf den Plänen ist von Anfang an Platz für eine spätere Erweiterung vorgesehen. Schon sind Stellenausschreibungen auf der Internetseite von Jenoptik zu finden – beispielsweise für Mikrotechnologen. Sie sollen elektronische und mikrooptische Komponenten herstellen und montieren sowie Prototypen prüfen. Arbeit in zwei Schichten ist zu erwarten, gegebenenfalls montags bis sonnabends.

Jenoptik-Chef Stefan Traeger sagte am Mittwoch, der Konzern habe seine Investitionen deutlich erhöht – von 50 Millionen im Vorjahr auf 106 Millionen Euro. Der Dresdner Neubau kostet mehr als 70 Millionen Euro. Jenoptik investierte aber auch in den neuen Standort des zugekauften Unternehmens Berliner Glas Medical in Berlin, in das Mitarbeiterrestaurant in Jena und in die Reinraumproduktion im Ort Jupiter im US-Staat Florida.

Auftragsbestand von Jenoptik um ein Drittel gewachsen

Dass Jenoptik für dieses Jahr mit weiterem starken Wachstum rechnen kann, ist schon am Auftragseingang zu sehen: Der stieg voriges Jahr um fast 27 Prozent. Der Auftragsbestand am Silvestertag war 734 Millionen Euro groß, ein Zuwachs um 35 Prozent innerhalb eines Jahres. Traeger sagt voraus, dass der Umsatz von Jenoptik in diesem Jahr von 981 auf bis zu 1.100 Millionen Euro wächst. Dabei hat auch der Technologie-Konzern mit gestörten Lieferketten zu kämpfen. Die Nachschubprobleme sind nach Ansicht des Vorstands noch nicht ausgestanden. Doch der Druck in der Halbleiterbranche habe nachgelassen, es sei „nicht mehr so verrückt“.

Der Konzernchef hat Jenoptik im vorigen Jahr umgebaut. Er organisierte die Sparten neu, kaufte Unternehmen hinzu und trennte sich von anderen. Jenoptik hatte in den 1990er-Jahren unter Leitung des ehemaligen Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth (CDU) viele Firmen gekauft, um sich zusätzliches Geschäft in verschiedenen Sparten zu sichern. Traeger dagegen bemüht sich, das Profil von Jenoptik zu schärfen und den Konzern als Spezialisten für „Photonik“ darzustellen – also den Umgang mit Licht über Optik, Lasertechnik und Sensorik.

Jenoptik trennt sich von Rüstung

Das Tochter-Unternehmen Vincorion hat Jenoptik Mitte vorigen Jahres verkauft – es lieferte mechanische Teile für die Rüstungsindustrie und passte nach Ansicht Traegers nicht zu Jenoptik. Traeger setzt auf Aktionäre und Mitarbeiter, die sich an den ESG-Zielen orientieren – das steht für Environment, Social, Governance, also Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Der Konzernchef betont die Bedeutung von Optik für Halbleiterindustrie und Medizintechnik. Drei Hauptkunden stehen für 26 Prozent des Umsatzes.

Zu den wichtigen Kunden zählt der niederländische Konzern ASML, der aus Philips hervorgegangen ist und große Anlagen für die Mikrochipfabriken in aller Welt herstellt. In diesen Anlagen stecken auch Linsen von Zeiss, Laser von Trumpf und Optiken von Jenoptik, die zur Belichtung der Siliziumscheiben dienen. Sensoren von Jenoptik sorgen dafür, die Scheiben richtig zu platzieren. Technik von Jenoptik wird daher auch in Chipfabriken wie etwa bei Infineon verwendet, auch wenn keine direkten Lieferbeziehungen bestehen.

Jenoptik wird laut Traeger gemeinsam mit den Anlagenherstellern davon profitieren, dass Europäische Union und USA Milliardenprogramme für den Ausbau ihrer Mikrochip-Industrie vorbereiten. Im Wettbewerb mit Asien haben die Industriepolitiker beschlossen, Schlüsseltechnologien wie die Mikrochip-Produktion zu fördern.

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