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Warum Sachsens Aufschwung nächstes Jahr noch weitergeht

Die Wirtschaft wächst langsamer. Aber nicht nur die Baufirmen haben viel zu tun.

Lesedauer: 2 Minuten

Ein kleiner Knick im Stimmungs-Hoch: Wenn Detlef Hamann sich die grüne Kurve zum Geschäftsklima in Sachsen ansieht, denkt er an viele optimistische Gespräche mit Unternehmern in den vergangenen Wochen. Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Dresdenweiter zur Lokalausgabe Dresden hat den Eindruck, dass Industrie und Bau kräftig brummen und die Firmenchefs mit der Geschäftslage zufrieden sind.

Die Aussichten sind laut Hamann „nicht mehr ganz so strahlend“. Der kleine Knick im Geschäftsklima-Index nach einer Umfrage unter 1 800 sächsischen Firmen kann ein frühes Vorzeichen dafür sein, dass Sachsens Wirtschaft nächstes Jahr weniger stark wächst. Die Dresdner Konjunkturforscher des Ifo-Instituts haben schon im Juni ihre Prognose fürs nächste Jahr gesenkt, rechnen aber noch mit 1,4 Prozent Wachstum – wie für dieses Jahr. Das schafft auch wieder zusätzliche Arbeitsplätze.

Aussichten: Luft wird dünner, aber geht nicht aus

Detlef Hamann braucht eigentlich keine Umfrage, um die „starke Konjunktur“ in Sachsen zu belegen. Fast um neun Prozent ist der Umsatz der Industrie im Bezirk Dresden im ersten Halbjahr gewachsen, um 19 Prozent der Umsatz im Bauhauptgewerbe. 4  000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden allein in Ostsachsens Industrie.

Zwar rechnen nun zehn Prozent der Unternehmen im Bezirk Dresden mit schlechteren Geschäften, aber 16 Prozent mit noch besseren. Die große Mehrheit kreuzte „gleichbleibend“ an. An dieser Umfrage im Bezirk Dresden nahmen 510 Firmen aller Wirtschaftsbereiche teil. „Aktuell überwiegt noch die gute Laune“, sagt Hamann. „Sächsische Wirtschaft wächst langsamer“, diese Überschrift haben die drei sächsischen Handelskammern für ihre gemeinsame Konjunkturumfrage gewählt. „Die Luft wird dünner“ steht über der bundesweiten Auswertung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, die auch am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Viele Unternehmer tragen selbst zum weiteren Aufschwung bei: Sie investieren, bauen an, kaufen Maschinen. Laut Hamann ist ein großer Vorteil Ostsachsens, dass die Wirtschaft nicht von großen Autofabriken dominiert wird. In den Bezirken Chemnitz mit den VW-Fabriken und Leipzig mit BMW und Porsche ist der Industrie-Umsatz im ersten Halbjahr nur noch wenig gewachsen, im Bezirk Dresden dagegen um 1,3 Milliarden Euro. Ostsachsens Maschinenbau zum Beispiel legte um 4,5 Prozent zu, selbst die Elektronik schaffte trotz angekündigter Kurzarbeit beim Platzhirsch Globalfoundries einen leichten Zuwachs. Auch Chemie- und Kunststoff-Industrie meldeten starkes Wachstum in Ostsachsen. Dienstleistungsfirmen profitieren davon und zeigen die beste Stimmung seit Beginn der Umfragen. Sie sehen auch neue Chancen durch den Breitband-Ausbau. Tourismus, Verkehr und Kurierdienste laufen gut. Der Einzelhandel klagt zwar über Online-Konkurrenz, profitiert aber von guter Kauflaune bei stabilem Arbeitsmarkt.

Als größtes Risiko kreuzen Ostsachsens Unternehmer derzeit nicht die Energiepreise oder die Nachfrage aus dem Ausland an, sondern den Fachkräftemangel. Laut Hamann fällt es beispielsweise dem Daimler-Batteriehersteller Deutsche Accumotive in Kamenz nicht leicht, das Personal wie angekündigt auf 1 000 Stellen zu verdoppeln. Von den gescheiterten Bemühungen um eine neue Autofabrik in Rothenburg war Hamann von Anfang an nicht überzeugt.

 

Von Georg Moeritz
Foto: © Bosch

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