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Welche Unternehmen in Sachsen zahlen die Inflationsprämie?

Unternehmen können bis zu 3.000 Euro ohne Abzüge an ihre Beschäftigten zahlen, um die Belastungen der Inflation auszugleichen. Manche Betriebe finden, dass der Staat es sich damit zu einfach macht.

Lesedauer: 3 Minuten

Ein Infineon-Mitarbeiter arbeitet in Schutzkleidung an einem Gegenstand.
Die Beschäftigten bei Infineon bekommen 3.000 Euro ohne Abzüge als Inflationsausgleich vom Unternehmen. Andere Betriebe tun sich schwer.

Von Lucy Krille

Einkaufen macht gerade keinen Spaß. Kurz vor Weihnachten belastet die anhaltende Inflation die Menschen. Verbraucher und Verbraucherinnen können sich weniger für ihr Geld leisten, im November stiegen die Preise im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent. Eine kleine Hilfe könnte die von der Bundesregierung eingeführte Inflationsausgleichsprämie sein.

Die Prämie ermöglicht es Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, bis zu 3.000 Euro an ihre Beschäftigten zu zahlen, ohne, dass sie Steuern und Sozialabgaben darauf zahlen müssen. Ziel der Prämie soll sein, die Menschen finanziell zu entlasten, ohne die Löhne anheben zu müssen und somit eine Preisspirale in Gang zu setzen. Es bleibt den Unternehmen überlassen, ob sie einen oder mehrere Beträge zahlen.

Eine Umfrage von Sächsische.de bei einzelnen Betrieben in Sachsen zeigt, dass nicht alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen von der vollen Höhe profitieren. Vor allem in kleinen Unternehmen ist angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage zudem noch unklar, ob überhaupt eine Inflationsprämie ausgezahlt werden kann. Einen gesetzlichen Anspruch auf die Inflationsprämie haben Beschäftigte nicht.

Inflationsprämie: Weihnachtsgeld bei Wacker

Die Beschäftigten des Chemiekonzerns Wacker können sich bereits zum Ende dieses Jahres über ein kräftiges Weihnachtsgeld freuen. Der Konzern zahlt an allen deutschen Standorten die volle Höhe von 3.000 Euro im Dezember aus. Die Beschäftigten sollen schon eher entlastet werden, als in den Tarifverhandlungen der chemischen Industrie festgemacht wurde. Dort ist von einer Zahlung in zwei Teilen die Rede, wobei der zweite Teil spätestens im Januar 2024 fällig werden soll.

Auch die Gewerkschaften und Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie einigten sich nach der Entscheidung der Bundesregierung im Herbst auf eine Zahlung der Inflationsprämie in zwei Teilen zu jeweils 1.500 Euro. Eine Hälfte soll im Januar 2023, die andere ein Jahr später gezahlt werden. Somit können Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen wie etwa Volkswagen in Zwickau und Chemnitz mit der Zahlung rechnen.

Auch das Chipunternehmen Infineon mit Niederlassungen in Dresden orientiert sich an den Tarifeinigungen und zahlt Vollzeit-Beschäftigten im April nächstes und übernächstes Jahr jeweils 1.500 Euro. Für Teilzeit-Beschäftigte gibt es eine anteilige Zahlung. Im Groß- und Einzelhandel stehen erst im kommenden Jahr Tarifverhandlungen an. Die Handelskette Edeka will diese noch abwarten, bevor sie eine Entscheidung trifft. Die Unternehmensleitung geht davon aus, dass die Prämie „ein wesentlicher Bestandteil sein wird, den wir dann natürlich mitgehen werden“.

Kritik von Betrieben: „Das Geld muss auch irgendwo herkommen“

Bei den Elbe Flugzeugwerken Dresden und im Uniklinikum Dresden kann sich derzeit noch niemand äußern, wie es in den Unternehmen mit der Prämie gehandhabt wird. Ein Sprecher vom Uniklinikum Dresden gibt zu bedenken, dass das Geld für die Zahlungen auch irgendwo herkommen müsse. Die Inflationsprämie wäre nach der Corona-Prämie bereits die zweite außerplanmäßige Zahlung innerhalb kurzer Zeit.

Auch wenn die Inflationsprämie aus wirtschaftlicher Sicht ein unkompliziertes und schnelles Mittel ist, Mitarbeiter zu entlasten, beklagen die Unternehmer, dass sie kaum finanziellen Spielraum haben, die Prämie zu zahlen.

Michael Heidler von der Geschäftsleitung der Bäckerei Schwerdtner gibt zu bedenken, dass sich der Mittelstand durch Inflation und Energiekrise in einer schwierigen Situation befinde. In seinen Filialen etwa seien die Kosten für den Wareneinsatz um 20 Prozent gestiegen. Gleichzeitig wurden dieses Jahr die Löhne für die 480 Mitarbeiter angeglichen und eine Corona-Prämie gezahlt. Er sei also durchaus gewillt, die Mitarbeiter in Krisenzeiten zu entlasten. Aber: „Der Staat hat es sich da einfach gemacht“, sagt Heilder. Denn es bleibt an den Unternehmern, die Prämie zu zahlen. „Derzeit ist das leider nicht möglich“, so der Geschäftsleiter. Zum Glück seien aber noch zwei Jahre Zeit.

Abwarten in vielen Betrieben

Auch Conrad Siebert vom familiengeführten Hotel am Berg Oybin würde das Geld gern sofort an seine sieben Beschäftigten auszahlen. „Die Arbeitnehmer haben die Zahlung natürlich in voller Höhe verdient“, sagt er. Doch eine Entscheidung, ob und in welcher Höher er die Prämie zahlt, kann er erst im nächsten Jahr treffen. Dann wisse er, wie die Saison 2022 gelaufen ist und welche Energiekosten er berücksichtigen muss.

Die Handwerkskammer Dresden beobachtet, dass viele Mitgliedsbetriebe bisher verhalten reagieren, was auch daran liegen könne, dass die Zahlung der Prämie noch bis Ende 2024 möglich ist. Friseurbetriebe etwa wie der von Madlen Wenerski in Dresden stecken gerade mitten im Weihnachtsgeschäft. Wenerski will deshalb erst danach eine Entscheidung treffen, ob und in welcher Höhe sie zahlt.

Eine erste Entscheidung im Handwerk gab es Mitte Dezember durch die Tarifeinigung der IG Bau mit den Verbänden im Maler- und Lackiererhandwerk. Beschäftigte sollen 600 Euro Inflationsausgleichsprämie erhalten, Auszubildende 180 Euro.

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