Weltmeister Akkordeon darf sich nach Insolvenz selbst sanieren

Von Michael Rothe

Dresden. Die insolvente Klingenthaler Weltmeister Akkordeon Manufaktur darf sich in Eigenverwaltung sanieren. Frank Meltke, seit 2018 Geschäftsführer des Traditionsbetriebs im Vogtland, nennt den Beschluss des Amtsgerichts Chemnitz aus der vergangenen Woche einen „Vertrauensbeweis“. Das Unternehmen, das Anfang September Insolvenz angemeldet hatte, ist seitdem bereits in Eigenregie unterwegs.

Der Betrieb blickt auf eine gut 170-jährige Geschichte und ist der weltweit älteste Produktionsstandort für Akkordeons. In der DDR waren dort 3.500 Mitarbeitende beschäftigt, derzeit sind es knapp 50. „Es ist kein weiterer Personalabbau geplant“, sagt der Chef zur SZ. Doch nach der Sanierung lauere das nächste Problem: „Dann fehlt uns die Erfahrung der Älteren, die jetzt in den Ruhestand gehen“, so Meltke mit Blick auf den hohen Altersdurchschnitt.

Die Belegschaft fertigt rund 2.000 Akkordeons im Jahr, dazu zehn bis 20 Solisten-Instrumente. Ein Akkordeon besteht aus 2.500 Einzelteilen, für seinen Zusammenbau sind 5.000 Arbeitsgänge nötig. Meltke will den Traditionsbetrieb wieder auf Kurs bringen. Eine Kooperation mit Hochschulen soll helfen, die Handarbeit mit neuen Technologien zu verbinden.

Die Manufaktur sei „Opfer der Sanktionsliste“, sagt Meltke. Mit Märkten in Russland, Belarus und der Ukraine sei die Hälfte des Umsatzes weggebrochen. Hohe Energiepreise und verteuerte Bauteile hätten ein Übriges zur Schieflage beigetragen. Das Unternehmen hatte bereits unter dem alten Namen Harmona eine Pleite überstanden.