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Wenn die Technik „denkt“

In Schwarze Pumpe ging es am Donnerstag um verschiedene Anwendungsbereiche von Künstlicher Intelligenz.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht einen Mann vor einer Künstlichen Intelligenz.
Frank Quadt von der TH Wildau führte in Schwarze Pumpe einen Roboter vor, der wie der KI-Protagonist aus dem Trickfilm „Wall·e“ selbstständig aufräumt. © Foto: Mirko Kolodziej

Von Mirko Kolodziej

Schwarze Pumpe. Plötzlich war kurz ein Hoyerswerdaer Ehrenbürger im Raum. „Wir sind seit Ende der 1950er mit KI unterwegs. Einer der ersten, die darüber nachgedacht haben, war Konrad Zuse“, wurde der einstige Hoyerswerdaer Abiturient und spätere Computervater (1910 – 1995) von Dr. Andreas Pinkwart erwähnt. Der frühere Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen ist heute Professor für Innovations- und Technologie-Management an der Technischen Universität Dresden. Zuse brachte er am Donnerstag bei einer Konferenz im Gründer- und Gewerbezentrum Dock³ Lausitz in Schwarze Pumpe ins Spiel. Denn der Industriepark-Zweckverband hatte dorthin zu seiner ersten Konferenz „Künstliche Intelligenz im Mittelstand“ eingeladen.

Vor allem, aber nicht nur mit jüngsten Anwendungen zur Sprachverarbeitung ist das Thema KI zuletzt wieder verstärkt in den Fokus gerückt. Was man damit inzwischen so alles anstellen kann, verdeutlichte Sven Bliedung von der Heide. Sein Unternehmen Volucap ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass im Film „Matrix Resurrections“ Leute vorkommen, die mittels elektronischer Hilfe ins Bild gebastelt wurden. Der Geschäftsführer führte in Schwarze Pumpe vor, wie das geht, indem er im Videobild aus dem Konferenzraum, das auf einer Leinwand zu sehen war, Menschen auftauchen ließ, die definitiv nicht im Raum waren. „Sehr beeindruckend, aber auch irgendwie beängstigend“, meinte Moderatorin Uta Georgi. Freilich sollte es ja darum gehen, wie KI-Lösungen möglichst mittelständische Firmen unterstützen können. Sprembergs Bürgermeisterin Christine Herntier (parteilos) erinnerte daran, dass die kommunale Lausitzrunde bereits im Jahr 2018 Ideen für einen KI-Campus Lausitz bezüglich Mobilität, Bioökonomie, Energie und Gesundheit niedergeschrieben hatte. „KI ist der Katalysator für die Entwicklung der Lausitz, auch unter dem Aspekt des Fachkräftemangels. Man muss sich auch helfen lassen“, sagte sie.

Sprich: Wo Menschen Mangelware sind, könnten „lernende“ oder „denkende“ Maschinen ihnen vielleicht Arbeit abnehmen. Wie das aussehen kann, verdeutlichte in der Dock³-Werkhalle das Mittelstands-Digital-Zentrum Spreeland, das dort mit zwei Containern präsent war – einer in einem wissenschaftlichen Projekt zu Demonstrationszwecken erstellten „mobilen Fabrik“. Das Knobel-Spielzeug Teufelsknoten, das da hergestellt wird, ist dabei nur Mittel zum Zweck. In den Schritten von der Auswahl durch einen Kunden über Bestellung und Fertigung bis hin zur Konfektionierung wird gezeigt, wie Technik mehr oder weniger autonom unterstützen kann. So gibt es im „Lager“ einen kleinen Roboter, der unterschiedlich geformte Teile erkennt, greift und in jeweils vorgesehene Kisten sortiert. Den Apparat zu „schulen“, sagt Frank Quadt von der beteiligten Technischen Hochschule in Wildau, habe gerade mal einen Tag gedauert.

An selber Stelle, also in der Werkhalle, hatte die Cottbuser EWG automation GmbH vor gar nicht langer Zeit eine Teststrecke aufgebaut, auf der ganz Ähnliches für eine Großbäckerei erprobt wurde. Diese hatte sich Hilfe bestellt, mit der am Ende von Backstraßen Brötchen, Croissants oder anderes Gebäck autonom und automatisch erkannt und ausgesondert werden kann, wenn es nicht der Norm entspricht, etwa beschädigt oder nicht ordentlich gebacken ist. Das System läuft seit diesem Jahr. Und weil EWG bisher auch mit Automatisierungstechnik für die Bergbauindustrie Geld verdient hat, hatte der Vortrag von Prokurist Carsten Wetzk am Donnerstag den Titel „Von der Kohle zu KI und Robotern“. Max Bränzel sowie David Windisch von der Spremberger Digital-Marketing-Agentur Conxcept berichteten, wie elektronische Hilfe selbstständig bei der Organisation von Online-Shops unterstützt.

Professor Pinkwart sagt, so, wie einst die Dampfmaschine die Muskelarbeit ersetzt hat, sei KI inzwischen dabei, die Kopfarbeit zu ersetzen. Das Erstellen von Nachfrageprognosen, vorausschauende Wartungsplanung oder eben die Fehlerkontrolle nannte er als Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten in der Wirtschaft. Künstliche Intelligenz kann Stummen heute Sprache verleihen oder MRT-Aufnahmen so hochrechnen, dass nur relativ kleine Tomographen benötigt werden. „Die Frage ist immer, in welchen Händen befindet sich solche Technologie und was machen wir damit“, sagt der Wissenschaftler. Er, so Pinkwart, empfehle einen optimistischen Blick auf die Möglichkeiten einer verantwortungsvollen Nutzung von KI.

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