Radeberg. Das war nur eine Frage der Zeit: Lange schien sich niemand um das Areal an der Ecke Schlossstraße/Langbeinstraße genau gegenüber von Schloss Klippenstein zu kümmern. Jetzt ist klar, die Fläche wird bebaut. Kein Wunder, gehört sie doch zu den attraktivsten noch freien Bauflächen in der Radeberger Innenstadt.
Bauherr ist Holzkünstler Karl-Heinz Pinkert mit seiner Familie. „Wir werden an der Stelle ein Wohn- und Geschäftshaus errichten“, sagte er. Für Radeberger und Touristen besonders attraktiv: Im Erdgeschoss wird eine Schauwerkstatt eingerichtet, in der die Handwerker bei der Herstellung der beliebten Wichtel, Weihnachtsmänner und Engel beobachtet werden können. Natürlich werden Wichtel und Co dann dort auch zum Verkauf angeboten.
Außerdem entstehen in dem Haus, das sich entlang der Langbeinstraße erstreckt, vier bis fünf Eigentumswohnungen. Die genaue Aufteilung steht noch nicht fest. „Wir sind jetzt dabei, das Finanzierungskonzept zu erstellen. Anschließend geht es an die Detailplanung. Beides soll noch in diesem Jahr abgeschlossen sein.“ Dann folgt der Bauantrag. Geht alles glatt, könnte nach den Worten von Karl-Heinz Pinkert schon im Frühjahr mit den Arbeiten an der Bodenplatte begonnen werden.
„Mein Traum ist es ja, dass im Herbst 2019 das Haus im Wesentlichen fertig ist und wir in der Vorweihnachtszeit schon in der Schauwerkstatt arbeiten können.“Sicher ist bereits jetzt: Das Gebäude wird sich der historischen Umgebung anpassen. „Wir werden keinen eckigen Kasten hinsetzen. Das Gebäude wird sich an den umliegenden Häusern orientieren. Wie es genau aussieht, wird sich in der nächsten Zeit herausstellen.“ Der Zugang zu dem Grundstück und den Häusern soll von der Schlossstraße erfolgen. „Das wäre dann die Schlossstraße 1, und die einzelnen Hauseingänge dann 1a, 1b, 1c und so weiter. Eine schöne Adresse, die will ich mir nicht nehmen lassen.“
Die Radeberger Stadtverwaltung steht dem Projekt offenbar positiv gegenüber. Auf einen Antrag auf Vorbescheid für die Errichtung des Wohn- und Geschäftshauses schreibt die Verwaltung: Es bestehen keine Bedenken, dass das geplante Vorhaben den Zielen und Zwecken dem Rahmenplan Sanierungsgebiet Innenstadt zuwider läuft. Die Bebauung erfolgt wie vorgesehen vor allem für Wohnzwecke, und das vorgesehene Gewerbe entspricht auch den Vorgaben. „Die Verwaltung schlägt vor, der Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses mit Ladenraum und einer touristischen Schauwerkstatt zuzustimmen, da davon ausgegangen wird, dass eine Schauwerkstatt keine wesentlichen Störungen für die Umgebungsbebauung erzeugt“, heißt es in einem Schreiben an die Mitglieder des technischen Ausschusses.
Allerdings weist die Stadt ausdrücklich darauf hin, dass eine erhebliche Anzahl an Parkplätzen in der Innenstadt wegfällt. Denn das Areal entlang der Langbeinstraße wird derzeit von vielen Autofahrern genutzt. Oft sind die zentrumsnahen Stellflächen schon in den frühen Morgenstunden besetzt. Mit dem Neubau fallen auf einen Schlag geschätzt rund 30 Parkplätze weg.
Die neue Situation wird jetzt in die Überlegungen zum Parkkonzept einfließen. „Wir sind dabei, umfangreiche Daten über den Autoverkehr und das Parken zu erheben. Die Analyse wird in dem Parkkonzept für die Stadt Radeberg zusammengefasst. Erst wenn das Papier fertig ist, wird über eine geeignete Lösung für Parkprobleme gesprochen“, sagte Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) auf einer Sitzung des Stadtrates. Ein konkreter Termin für die Fertigstellung des Konzeptes wurde bisher nicht genannt. Allerdings dürfte der Wegfall der Plätze an der Langbeinstraße die Diskussionen um ein Parkhaus in der Innenstadt neu entfachen.
Von Thomas Drendel
Bildquelle: Thorsten Eckert, SZ-Grafik