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Wie Dresdner Bäcker und Dachdecker um Achtklässler konkurrieren

Vor den Ferien besuchen Schüler noch den Erlebnistag Handwerk. Dort fühlen sie sich umworben: mit Geld und anderen Versprechen.

Lesedauer: 4 Minuten

Georg Moeritz

Dresden. Ein neues Spielzeug für die Pause: Drei Jungen haben Zollstöcke beim Berufsorientierungstag ergattert und stechen nun zwei Meter lange Löcher in die Luft. Die Mädchen wischen inzwischen über ihre Handys. „Wir haben noch drei Minuten!“, ruft eine Lehrerin. Dann geht es in den nächsten Raum in der Handwerkskammer Dresden, wo schon zwei Bäckermeister mit Marzipankugeln auf die Schulklasse warten.

Mit 23 Stationen zum Schauen und Probieren locken Handwerker an diesem Donnerstag vor den Ferien die Schüler der Klassen 7 bis 9. „Vergesst Eure Rucksäcke nicht!“, klingt es von der Lehrerin. „Bäckermeister ist der tollste Beruf!“, tönt es aus dem Schulungsraum. Erik Urwank, angestellter Meister in der Dresdner Bäckerei Siemank, will mit den möglichen Nachwuchskräften Marzipanrosen formen.

Wer früh bäckt, ist früh fertig

Sein Kollege Niklas Lindner fragt erst mal in die Runde, woran die Schüler denn beim Bäckerberuf denken. „Früh aufstehen!“, ruft ein Junge im Trainingsanzug. „Das ist immer noch so“, bestätigt Lindner, der als Dozent an der benachbarten Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Sachsen arbeitet.

An das frühe Aufsehen gewöhne man sich aber, sagt Lindner. Außerdem sei der Bäcker umso früher mit der Arbeit fertig. Es gebe auch Betriebe, die sich umstellten und um 6 statt um 2 Uhr mit der Tagesarbeit anfingen.

Während die Bäcker mit Süßem und frühem Feierabend locken, lässt sich nebenan bei Johannes Hartwich ein Herz zum Mitnehmen formen – aus Schiefer. Der Dresdner Dachdeckermeister drückt Interessenten einen Schieferhammer in die Hand und lässt sie am Haubock auf das spaltbare Gestein schlagen.

Dresden. Ein neues Spielzeug für die Pause: Drei Jungen haben Zollstöcke beim Berufsorientierungstag ergattert und stechen nun zwei Meter lange Löcher in die Luft. Die Mädchen wischen inzwischen über ihre Handys. „Wir haben noch drei Minuten!“, ruft eine Lehrerin. Dann geht es in den nächsten Raum in der Handwerkskammer Dresden, wo schon zwei Bäckermeister mit Marzipankugeln auf die Schulklasse warten.

Mit 23 Stationen zum Schauen und Probieren locken Handwerker an diesem Donnerstag vor den Ferien die Schüler der Klassen 7 bis 9. „Vergesst Eure Rucksäcke nicht!“, klingt es von der Lehrerin. „Bäckermeister ist der tollste Beruf!“, tönt es aus dem Schulungsraum. Erik Urwank, angestellter Meister in der Dresdner Bäckerei Siemank, will mit den möglichen Nachwuchskräften Marzipanrosen formen.

Wer früh bäckt, ist früh fertig

Sein Kollege Niklas Lindner fragt erst mal in die Runde, woran die Schüler denn beim Bäckerberuf denken. „Früh aufstehen!“, ruft ein Junge im Trainingsanzug. „Das ist immer noch so“, bestätigt Lindner, der als Dozent an der benachbarten Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Sachsen arbeitet.

An das frühe Aufsehen gewöhne man sich aber, sagt Lindner. Außerdem sei der Bäcker umso früher mit der Arbeit fertig. Es gebe auch Betriebe, die sich umstellten und um 6 statt um 2 Uhr mit der Tagesarbeit anfingen.

Während die Bäcker mit Süßem und frühem Feierabend locken, lässt sich nebenan bei Johannes Hartwich ein Herz zum Mitnehmen formen – aus Schiefer. Der Dresdner Dachdeckermeister drückt Interessenten einen Schieferhammer in die Hand und lässt sie am Haubock auf das spaltbare Gestein schlagen.

Instrumentenbaumeister Norbert Walsch aus Radebeul hat ein altes Saxophon zur Reparatur mitgebracht und lässt Schüler Schrauben drehen.
Instrumentenbaumeister Norbert Walsch aus Radebeul hat ein altes Saxophon zur Reparatur mitgebracht und lässt Schüler Schrauben drehen.
Quelle: SZ/Georg Moeritz

Kommt diese Tätigkeit in der täglichen Arbeit des Dachdeckers überhaupt noch vor? Und ob, versichert Hartwich, der sieben Angestellte und drei Auszubildende beschäftigt. „Die Arbeit mit Schiefer wird immer mehr, das ist richtig cool.“ In der Dresdner Neustadt und in Pieschen seien nach der Wende viele Häuser rasch saniert worden. Nun stehe die nächste Runde der „Ortskernerhaltung“ an, dabei achte der Denkmalschutz streng auf das richtige Material.

„Ihr findet überall Arbeit“, versichert auch Georg Schmidt seinen Zuhörern. Der Steinmetz mit Nasenring ist im dritten Ausbildungsjahr im Betrieb Geith in Dresden-Gorbitz. Munter zeigt er den Schülern, wie sie die Schutzbrille aufsetzen und den Krönel ansetzen, ein Schlagwerkzeug mit einer Reihe Stahlspitzen.

Annika Dietrich und Marcello Böhme von der 116. Oberschule probieren sich im Bauhandwerk aus.
Annika Dietrich und Marcello Böhme von der 116. Oberschule probieren sich im Bauhandwerk aus.
Quelle: Foto: Julia Stegmann-Schaaf

Steinmetz Schmidt kann Sandstein aus Cotta, Posta und Reinhardtsdorf an der Farbe unterscheiden und in sechs Stunden eine kleine Grabplatte verzieren. Seine Arbeit sei abwechslungsreich, wirbt der 19-Jährige.

Schon in den Ferien habe er gerne auf dem Bau gearbeitet. Als Achtklässler wie seine Zuhörer habe er aber auch noch nicht gewusst, welcher Beruf für ihn infrage komme.

Gerüstbauer und Gebäudereiniger werben mit Lehrlingslohn

„Draußen sein, mit Leuten arbeiten“, das ist für den 15-jährigen Vincent wichtig. Oder vielleicht doch Bäcker, überlegt der Schüler der Kurfürst-Moritz-Schule Boxdorf. Sein Mitschüler Valentin findet den Bäckerberuf auch ganz anziehend: „Da sieht man das Ergebnis.“ Doch eigentlich wolle er so etwas Ähnliches machen wie sein Vater, der Betriebe berät.

Nicht das Richtige für Valentin ist jedenfalls der Beruf des Gerüstbauers. „Weil die Chance, dass ich da runterfalle, sehr hoch ist“, unkt der Oberschüler. Dabei hat doch eben der Geselle Frank Scheffler von Gemeinhardt Gerüstbau aus Rosswein versichert, dass „im letzten Vierteljahrhundert niemand bei uns vom Gerüst gefallen“ sei.

Die Schüler sollen ein sinnvolles Praktikum finden, nicht nur bei Mama um die Ecke. – Nicole Wentzel, Praxisberaterin an der 116. Oberschule Feuerbachstraße

Der Gerüstbauer wirbt mit dem Ausbildungsgehalt: 1260 Euro im ersten und 1850 Euro im dritten Lehrjahr seien zu bekommen, dazu Zuschläge auf Montage. „Einem Gerüstbauer geht’s nicht schlecht“, sagt Scheffler. Er mache gerade seinen Meister und wolle Bauleiter werden.

Auf das Gehalt als Werbeargument setzt auch die Gebäude-Dienstleistungsfirma Piepenbrock, die in Dresden mehr als 500 Menschen beschäftigt. „Gebäudereiniger verdienen gar nicht schlecht“, sagt Stefanie Heym, die Qualitätsmanagerin für die Region. Sie spielt ein Video ab, in dem 1000 Euro im ersten Lehrjahr und 1300 im dritten versprochen werden.

„Bei uns gilt ein Tarifvertrag“, sagt Heym. Der Stundenlohn für Gebäudereiniger steige zum nächsten Jahr auf 15 Euro. „Ihr könnt gerne einen Flyer mitnehmen!“ Heym ist froh, dass die Schüler Platz nehmen und zuhören. Auf Berufemessen hätten Gebäudereiniger einen schweren Stand: „Die Eltern ziehen ihre Kinder oft vorbei.“

Der Berufsorientierungstag solle den Schülern Perspektiven eröffnen, sagt Nicole Wentzel, Praxisberaterin an der 116. Oberschule in Leubnitz-Neuostra. Den meisten seien vorher nur wenige Berufe bekannt. Wer kennt schon einen Musikinstrumentenbauer wie Norbert Walsch aus Radebeul? Der gibt seinen Zuhörern Schraubendreher in die Hand und lässt sie an ein Saxophon von 1959. Walsch ist froh, für seinen Betrieb bereits „eine Azubine“ gefunden zu haben. Sie musiziert in einem Spielmannszug und hat sich gezielt bei ihm beworben.

SZ

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