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Wie Drohnen von Zittau aus die Wirtschaft revolutionieren sollen

In Zittau entsteht die erste Drohnen-Station, die Unternehmen vor Ort die vielseitige Technik nutzbar machen soll. Auch Piloten werden ausgebildet - und gemeinsam mit der Hochschule ein neues Nutzungsfeld erschlossen.

Lesedauer: 3 Minuten

Zwei Männer sitzen im Büro und halten eine Drohne.
Peter Pfeifer (l.) vom Netzwerk "3D Aero" und Matthias Tirsch von der Hochschule Zittau/Görlitz zeigen modernste Drohnentechnik, die ab April von Zittau aus zum Einsatz kommt.

Von Markus van Appeldorn

Ferngesteuerte Drohen sind die fliegenden Tausendsassas in vielen Bereichen. Ausgestattet mit verschiedenen Kamerasystemen oder anderer Sensorik können sie etwa schnell aus der Luft aufspüren, was vom Boden aus nur schwer oder gar nicht zu erkunden wäre. Jüngst zum Beispiel beim Waldbrand im Zittauer Gebirge in Oybin nutzte die Feuerwehr eine solche Drohne mit Wärmebildtechnik, um Glutnester auszumachen.

In Zittau öffnet im April eine Drohnen-Station, die hiesigen Unternehmen die vielseitige Technik nutzbar machen soll – weil’s schneller, einfacher und kostengünstiger ist als viele herkömmliche Methoden. Und dank der Forschungen der in Zittau angesiedelten Fakultät Maschinenwesen der Hochschule Zittau/Görlitz wird schon in Kürze ein völlig neues Anwendungsfeld erschlossen, das bundesweit für Aufmerksamkeit sorgen könnte.

Vater des Projekts ist der Kamenzer Peter Pfeifer (66) vom dortigen Netzwerk „3D Aero„. Er präsentiert ein ganzes Arsenal an Drohnen-Technologie: Wärmebildkameras oder solche mit 200-fachem Zoom. Sensoren wie Echolote für Unterwasser-Erkundungen aus der Luft oder Bodenradar, das bis zu sechs Meter tief in den Boden schauen kann. „Damit können wir zum Beispiel erkunden, ob jemand ein Fahrrad in der Neiße versenkt hat oder Baugrund auf dort vergrabene Munitionsreste erkunden“ erklärt er. Auch im Schweinepest-Einsatz war das Netzwerk schon für den Freistaat. „Aus 100 Metern Höhe kann die Technologie etwa erkennen, ob da ein verendendes Wildschwein im Wald verborgen ist. Die Geodaten werden dann sofort an einen Jäger geschickt“. Die Zoom-Technik sei so hoch technologisiert, „dass man aus 100 Metern Höhe die Punkte von einem Marienkäfer erkennen könnte“, sagt er.

Schon bald neue Anwendung aus Zittauer Forschung

Mit entsprechend ausgestatteten Drohnen könne man auch Wasserproben aus kontaminierten Gewässern nehmen oder solche ohne Gefährdung irgendeiner Person aus kontaminierter Luft. Eine praktische Anwendung sieht er etwa auch für Wohnungsunternehmen. „Mit den Wärmebildkameras der Drohnen lassen sich schnell und kostengünstig ganze Häuserblöcke abfliegen, um Wärmebrücken aufzuspüren.“ Auch die Aufnahmetechnik im Film- und Sportbereich haben Drohnen revolutioniert. So sind beim aktuellen Skiweltcup Drohnen im Einsatz, die relativ dicht über den Köpfen der Sportler auf Pistenabschnitten eindrucksvolle Bilder der rasanten Abfahrten aus der Vogelperspektive liefern – mit einem noch dazu viel teureren Hubschrauber nicht machbar.

Pfeifer will die Drohnen-Service-Station in Zittau aber auch zu einem Wirtschaftsfaktor machen. „Wir wollen Arbeitsplätze in der Oberlausitz schaffen“, sagt er. Angesiedelt wird die Station in den Räumen des Unternehmens „Lausitz Werbung“ an der Brückenstraße. „Hier wollen wir auch die theoretische Ausbildung für Drohnen-Piloten vornehmen“, sagt er. Er sieht einen riesigen Bedarf an solchem Fachpersonal. „Man geht davon aus, dass bis 2030 20.000 gewerbliche Drohnenpiloten in Deutschland tätig sein werden“, schätzt er. Die Nachfrage boome. Bislang gebe es aber sachsenweit nur etwa ein Dutzend gewerblicher Anbieter. „Das reicht hinten und vorne nicht“, so Pfeifer. Die Anwendungsgebiete würden immer größer – künftig auch immer stärker Indoor. „Da kann man dann mit Drohnen ein Monitoring von riesigen Maschinen erledigen, für das man heute noch ein Gerüst aufbauen und viele Leute hochschicken müsste“, sagt er. Auch für den Check von Windrädern müsste niemand mehr hinaufklettern.

Erforderlich ist aber eine solide Ausbildung. „Den größten Ärger machen Kinderzimmerpiloten“, sagt Pfeifer. Solche Amateure sorgen mitunter sogar in der Nähe von Flughäfen für gefährliche Eingriffe in den Luftverkehr. „Solche Aufgaben dürfen nur dafür zertifizierte Unternehmen anbieten“, sagt Pfeifer. Die Ausbildung zum Drohnenpiloten dauere rund 100 Stunden, der praktische Teil soll an den Flughäfen in Görlitz und Rothenburg absolviert werden. Nach der Ausbildung ist man aber noch kein absoluter Profi. „Unter 1.000 Flugstunden soll mir keiner sagen, dass er eine Drohne fliegen kann“, sagt Pfeifer.

Schon in wenigen Wochen will die Zittauer Drohnen-Station dann ein völlig neues Aufgabengebiet erschließen: den Transport von Blut- oder Gewebeproben von und zu Laboren oder Kliniken. Dafür braucht es aber eine Komponente, die von Forschern der Hochschule Zittau/Görlitz entwickelt und in Kürze vorgestellt wird.

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