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Wie sauber sind E-Autos wirklich?

Ein Elektroauto belastet das Klima mehr als ein Dieselauto, zeigte kürzlich eine Studie. Stimmt nicht, hält VW jetzt dagegen - und präsentiert einen Vergleich.

Lesedauer: 3 Minuten

Der Volkswagen-Konzern, der gerade massiv in Richtung Elektromobilität umsteuert, verteidigt die Klimabilanz von Elektrofahrzeugen. Bei gleichen Fahrzeugmodellen mit unterschiedlichem Antrieb sei die CO2-Bilanz der batteriebetriebenen E-Varianten schon heute besser als die der Fahrzeugvarianten mit Verbrennungsmotor, teilte Volkswagen am Mittwoch mit.

Konkret hat der Autobauer in einem aufwendigen Verfahren nach internationalen Normen die Klimabelastung durch einen E-Golf verglichen mit der durch einen Golf (TDI /Diesel). Das Ergebnis: Über den gesamten Lebenszyklus kommt der Golf mit Dieselmotor auf einen Kohlendioxid-Ausstoß von durchschnittlich 140 Gramm CO2 je Kilometer. Beim E-Golf liegt der Wert bei 119 Gramm CO2 je Kilometer, ausgehend vom EU-Strommix, also den derzeit in der EU genutzten Energiequellen. Legt man nur den deutschen Strommix zu Grunde, kommt man auf 142 Gramm CO2 und damit einen Wert vergleichbar mit dem Diesel. Ein Lebenszyklus umfasst die drei Phasen Herstellung, Nutzung und Verwertung und wird mit einer gesamten Laufleistung von 200.000 Kilometern kalkuliert. In der Gläsernen Manufaktur in Dresden laufen täglich mehr als 70 E-Golfs vom Band.

Damit widerspricht Volkswagen der Studie des Kölner Physikprofessors Christoph Buchal und des früheren Präsidenten des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung , Hans-Werner Sinn. Nach ihrer Berechnung belaste ein E-Auto das Klima um 11 bis 28 Prozent mehr als ein Dieselfahrzeug, sobald der CO2-Ausstoß bei der Herstellung der Batterien und der deutsche Strommix berücksichtigt würden. Die Batterie für einen Tesla Model 3 schädige das Klima mit elf bis 15 Tonnen CO2. Bei einer Haltbarkeit des Akkus von zehn Jahren und einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern im Jahr bedeute allein das schon 73 bis 98 Gramm CO2 je Kilometer. Dazu kommen noch die CO2-Emissionen des Stroms. In Wirklichkeit stoße der Tesla zwischen 156 und 181 Gramm CO2 pro Kilometer aus und damit deutlich mehr als ein vergleichbarer Diesel-Mercedes, rechnen Sinn und Buchal vor.

„Man sollte nicht verschiedene Fahrzeugmodelle mit verschiedenen Antrieben vergleichen, sondern nur gleiche Modelle mit verschiedenen Antrieben“, hält Marko Gernuks, Leiter der Umweltanalyse bei VW, dagegen. In der Studie von Sinn und Buchal trat ein Tesla gegen einen Diesel-Mercedes an, bei VW ein E-Golf gegen einen Golf-Diesel. Auch sei es wichtig, auf aktuelle Daten zugreifen zu können, da vor allem die Energiedichte in den Batterien stetig steige und so bei gleichem Materialeinsatz mehr Reichweiteerreicht werde, erklärt Gernuks die unterschiedlichen Ergebnisse. Insgesamt sei es jedoch extrem komplex und aufwendig, eine nach ISO-Normen zertifizierte Umweltbilanz aufzustellen, betonte er. Die VW-Klimabilanz wurde vom TÜV Nord begutachtet.

In dieser Bilanz wird deutlich, dass sich die Kohlendioxid-Emissionen in den einzelnen Lebenszyklusphasen erheblich unterscheiden. Bei Elektrofahrzeugen entstehen die meisten bei der Produktion, bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren dagegen in der Nutzungsphase, also bei der Bereitstellung und Verbrennung fossiler Kraftstoffe. In der VW-Analyse entfallen im EU-Strommix beim E-Auto 57 Gramm CO2 je Kilometer auf die Produktion und 62 Gramm auf den Fahrstrom. Der Diesel kommt in der Produktion nur auf 29 Gramm CO2 je Kilometer, bei der Nutzung aber auf 111 Gramm. Und die Benzinervariante ist noch unökologischer mit 156 Gramm CO2-Ausstoß je Kilometer bei der Nutzung und 26 Gramm in der Herstellungsphase.

Verantwortlich für den hohen Treibhausgas-Ausstoß bei der Produktion von E-Autos sind die Batteriefertigung und die aufwendige Gewinnung der Rohstoffe für das Kathodenmaterial. Sie machen fast die Hälfte der CO2-Emissionen des gesamten Lebenszyklus aus. Durch Verbesserungen der Lithium-Ionen-Batterietechnologie und Optimierungen in der Lieferkette will VW bei der Herstellung der Akkus für den neuen Stromer ID. die CO2-Menge um ein Viertel senken im Vergleich zum E-Golf. Das größte Potenzial zur Reduzierung der Emissionen liegt jedoch in den Energiequellen während der Nutzung. Wenn der Strom zum Fahren ausschließlich aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird, könnten die CO2-Emissionen beim heutigen EU-Strommix auf nur noch 2 Gramm sinken, heißt es bei VW. Der gesamte Konzern will bis zum Jahr 2050 bilanziell CO2-neutral werden. Das Zwischenziel auf dem Weg dorthin ist ein ökologischer Fußabdruck, der im Jahr 2025 um dreißig Prozent kleiner sein soll als jetzt.

 

Von Nora Miethke

Foto: © imago images

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