Was wird eigentlich aus den Gelben Säcken? Wo landet der Inhalt und wie wird er recycelt? Andreas Seibel, Chef der DRS-Rohrwerke, kann diese Fragen schnell beantworten. Jedes Jahr, so erklärt er, nutzt seine Firma 1 400 Tonnen Plastikmüll, um daraus etwas Neues entstehen zu lassen. Das Unternehmen im Gewerbegebiet Salzenforst produziert Kunststoff leitungen. Rohre verschiedener Größen, die für die Bauindustrie wichtig sind. Und weil die gerade boomt, kann sich auch Andreas Seibel vor Aufträgen kaum retten.
Erst Anfang Oktober hat der ehemalige Chef der Neustädter Firma Gerodur bei den Rohrwerken die Geschäftsführung übernommen. Als das Angebot kam, habe er nicht lange nachdenken müssen, berichtet er und sagt: "Ich soll hier das Wachstum betreuen. Das ist doch eine schöne Aufgabe."
Wachsen will das Unternehmen im wortwörtlichen Sinne. Gerade erst hat der Chef einen Kaufvertrag unterschrieben. Von der Stadt Bautzen erwarb er ein 27 000 Quadratmeter großes Grundstück nahe des Firmengeländes. Für fast 200 000 Euro wechselte die Fläche ihren Besitzer. Schon im kommenden Jahr will Andreas Seibel das Areal als Außenlager nutzen. Später werden dort die Bagger rollen. Eine große Logistikhalle ist geplant. Insgesamt rechnet der Firmenchef mit einer Investition in Höhe von zwei Millionen Euro.
Mit dem Geld will sich Seibel vor allem Platz kaufen. Fast die Hälfte der beiden Produktionshallen nutzen die Mitarbeiter aktuell als Lager. Das sei viel zu schade, meint der Firmenchef. Viel lieber würde er neue Maschinen in die zwei Hallen nahe der Autobahn stellen. Dann könnte er auch mehr produzieren. Geplant ist ein Umsatzanstieg von zehn Prozent.
Der Markt gebe das her, erklärt Seibel. "Es gibt derzeit einen immensen Bedarf ", sagt er. Zum Einsatz kommen seine Produkte zum Beispiel als Abwasserleitung oder in Belüftungssystemen. Der Firmenchef erinnert auch an das Glasfasernetz, das vielerorts für schnelles Internet sorgen soll. Unzählige Investitionen in diesem Bereich stünden jetzt bevor. Mit der Herstellung und dem Verkauf von Kabelschutzrohren könne das Werk in Salzenforst an diesem Prozess mitverdienen. Nicht nur der Umsatz soll steigen, sondern auch die Zahl der Mitarbeiter. Momentan gehören 40 Angestellte zu den Rohrwerken. Im Dreischichtbetrieb arbeiten sie, damit die Produktionsmaschinen fünf Tage pro Woche ununterbrochen laufen können. Im nächsten Jahr will Andreas Seibel fünf bis sechs neue Arbeitsplätze schaffen und zum Beispiel Verfahrensmechaniker einstellen. In den Jahren darauf könnten noch mehr neue Mitarbeiter hinzukommen.
Mehr Produktionsmaschinen, mehr Platz, mehr Mitarbeiter – besser könnte es für den Chef kaum laufen. Dabei liegt das Jahr der Krise noch nicht lang zurück. Als vor fünf Jahren eine der beiden Mutter firmen in die Insolvenz ging, stand plötzlich auch die Zukunft des Bautzener Werkes auf der Kippe. 27 Mitarbeiter im Salzenforster Gewerbegebiet bangten um ihren Job. Doch die kritische Lage stabilisierte sich schnell. Aus dem reinen Produktionsbetrieb wurde ein Werk mit eigenem Vertrieb und eigener Buchhaltung. Ein Werk, das Lehrlinge ausbildet – und über eine breite Produktpalette verfügt. Rohre, so erklärt der Chef, werden bei DRS in verschiedenen Größen produziert. Die größten Exemplare haben mehr als zwei Meter Durchmesser, die kleinen lediglich fünf Zentimeter. Auch optisch ist alles drin. Schwarz, weiß oder gelb – welcher Farbton es am Ende wird, entscheidet allein der Kunde. So unterschiedlich die Rohre aussehen, so ähnlich ist ihre Produktion. Dafür wird zunächst ein Granulat aus Kunststoff erhitzt. Spezialmaschinen bringen die dickflüssige Masse in Form.
Die mit Wasser abgekühlten Rohre werden aufgewickelt. In Rollen können sie zu den Kunden geliefert werden. Überall in Deutschland sind die Rohre gefragt. 20 Prozent der Produkte exportiert die Firma DRS ins Ausland. Nach Österreich, in die Schweiz und nach Tschechien liefern die Mitarbeiter die Ware. Auch aus Großbritannien kommen immer mehr Anfragen.
Mit dem Kauf der Fläche füllt sich ein freier Platz im Gewerbepark. Ausverkauft ist das Industriegebiet Salzenforst aber nicht. Wie Stadtsprecher André Wucht mitteilt, gibt es jetzt noch eine freie Fläche. Das Areal umfasst 69 000 Quadratmeter und könnte bei Interesse auch geteilt werden. Außerdem sind zwei unbebaute Flächen für Firmenerweiterungen reserviert.
Von Marleen Hollenbach
Foto: Uwe Soeder