Von einem Niederschlagsdefizit in Höhe von 200 Litern spricht Michael Görnitz vom gleichnamigen Coswiger Obstbaubetrieb. Und nicht nur der zu trockene Winter – bei Weitem ohne Ausgleich für die Defizite der vorangegangenen Wochen und Monate – macht den Landwirten zu schaffen. Dazu kommt nun auch noch ein viel zu warmer Februar, mit Temperaturen teilweise bis zu 20 Grad.
Das setzt die Wachstumsprozesse der Pflanzen in Gang, die Kulturen ziehen Wasser. Was Michael Görnitz an die Situation vor zwei Jahren erinnert. Da hatte das Wetter den Frühling einfach ausgelassen, dafür aber einen Jahrhundertfrost geschickt.
Der Obstbauchef hofft, dass das den Äpfeln, Kirschen und anderen Obstsorten nicht wieder bevorsteht. Allerdings lässt sich jetzt schon ein Anschwellen der Knospen beobachten. Je früher die Blüte am Baumobst, desto größer die Gefahr für Schäden, falls es doch noch mal richtig kalt wird.
Natürlich spielt dann auch die Prävention eine Rolle. Die Anbauflächen lassen sich mithilfe von Feuern schützen. Und durch Überdachungssysteme ähnlich einem Carport. Doch Ausrüstung und Personal für den Schutz kosten viel Geld, gibt der Obstbauchef zu bedenken.
Deshalb beschäftigt er sich nicht zuletzt mit der Frage, ob die derzeitigen Kulturen überhaupt noch hineinpassen ins Anbauschema. Beispielsweise die Kirsche. Mehr zum Spaß habe mal jemand gesagt, wenn das so weitergehe, müssten eben Mangos angebaut werden. Das macht aus Görnitz’ Sicht auch deutlich, dass nach neuen Wegen gesucht werden muss, um auf den Klimawandel zu reagieren. Wir müssen damit umgehen, sagt er. Vielleicht auch durchs Entwickeln ganz später Sorten.
Aktuell treiben den Bioobstbauer aber nicht nur die Sorgen wegen möglicher frostiger Temperaturen über dem Erdboden um. Eigentlich müsste er seine Kulturen derzeit schon bewässern, der Bedarf dafür ist durch den beginnenden Wuchs da. Und auch die Möglichkeit, denn fast überall in den Plantagen gibt es unterirdische Bewässerungssysteme.
Nur kann momentan kein Druck auf die Leitungen gegeben werden, denn im Boden ist es noch zu kalt. Die Leitungen könnten unter Umständen zufrieren.
Dazu kommt, dass die Bewässerung im vergangenen Jahr nicht gereicht hat, um das Manko an sich im Boden aufzufüllen. Michael Görnitz spricht von einer Erhaltungsbewässerung. Da waren die Mitarbeiter auch mit dem Wasserfass auf den Pflanzenreihen unterwegs.
Ohne Bewässerung wären wir verloren gewesen, sagt Michael Görnitz. Nicht zuletzt bei der Aronia-Anlage, mit rund 63 Hektar eigenen Angaben zufolge zurzeit das größte zusammenhängende Anbaugebiet in Deutschland. Trotz aller Bemühungen konnte hier im vergangenen Jahr aufgrund der lang anhaltenden Trockenheit nur eine unterdurchschnittliche Ernte eingebracht werden.
Dass sich die umfangreichen Bewässerungssysteme trotzdem gerade im letzten Sommer bewährt haben, ist auch am Angebot im Hofladen des Unternehmens auf der Cliebener Straße zu sehen. Hier gibt es zahlreiche Görnitzsche Produkte – Äpfel, Säfte, Aronia-Erzeugnisse. Und manche Neuheit, so biologische Teeprodukte. Außerdem wurde der Laden anlässlich seines 25-jährigen Bestehens umgebaut.
Von Ines Scholze-Luft
Foto: © Arvid Müller